Krämerbrücke Erfurt: eine beleuchtete kleine Gasse mit verwinkelten Fachwerkhäusern
Die Krämerbrücke in Erfurt ist ein Wahrzeichen der Stadt und hat heute noch 32 historische Fachwerkhäuser. Auch am Abend lohnt hier ein Besuch. Bildrechte: picture alliance / ZB | ERZ-Foto/Georg Ulrich Dostmann

Empfehlungen Architektur in Thüringen: Diese zehn Bauwerke sind einen Ausflug wert

24. Januar 2024, 16:41 Uhr

Von der Krämerbrücke in Erfurt über das Bauhaus-Musterhaus "Haus am Horn" in Weimar, das KuK in Gera bis zum Eiermannbau in Apolda: Die architektonische Vielfalt in Thüringen ist groß. In dieser Übersicht haben wir zehn einzigartige Bauwerke in Thüringen zusammengestellt, die zeitlos faszinieren und einen Besuch wert sind – inklusive Serviceinformationen wie Öffnungszeiten.

Mikro-Architektur mit Natur-Blick in Kaltennordheim

Blick auf die Mikro-Architektur BUTZE Sommertal: eine Holzkonstruktion
Die Mikro-Architektur "BUTZE!" bei Sommertal bietet einen besonderen Ausblick auf die Natur. Bildrechte: TAKTAK Architektur+Szenografie Schwallungen/Gretel/Foto: Robert Ilgen

Mithilfe der Mikro-Architektur will das Thüringer Architekturbüro "TAKTAK" mit minimalen Interventionen einen Beitrag zur nachhaltigen Aufwertung ländlicher Regionen leisten. An abgeschiedenen Orten finden Naturliebhaber "Butzen", in denen sie übernachten können.

Die ersten beiden Wandererherbergen stehen mitten im Biosphärenreservat Rhön. Die abstrakte Gebäudeform ist ein Kontrast zum natürlichen Umfeld und gleichzeitig angelehnt an die Forst- und Jagdarchitektur. Für seine "Butze" ist das Architekturbüro mit dem "Sonderpreis Nachwuchs" des Thüringer Staatspreises für Baukultur 2021 ausgezeichnet worden.

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Adresse:
BUTZE
Im Spring 1
36452 Kaltennordheim OT Fischbach/Rhön

Öffnungszeiten:
Jederzeit auf einer Wanderung von außen zu besichtigen.

Clever und beeindruckend: Schmales Haus in Eisenach

Blick auf das Schmale Haus in Eisenach, mit grüner verzierter Fassade zwischen zwei höhere Gebäude.
Das Krämerhaus in Eisenach ist das wahrscheinlich schmalste bewohnte Fachwerkhaus Deutschlands. Bildrechte: picture alliance / ZB | Vera Findeis

Ein Haus, das von Einheimischen gerne als Handtuch bezeichnet wird, ist das schmale Haus in Eisenach. Es ist das schmalste bewohnte Haus Deutschlands, gerade einmal 2,05 Meter breit, umfasst 20 Quadratmeter und verläuft über zwei Stockwerke.

Gebaut wurde es schätzungsweise vor 250 Jahren. 1974 rettete eine Privatperson es vor dem Verfall und sanierte es in den folgenden Jahren.

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Adresse:
Schmales Haus
Johannisplatz 9
99817 Eisenach

Öffnungszeiten:
Jederzeit von außen zu besichtigen

Europa-Rekord: Krämerbrücke in Erfurt

Blick auf die Krämerbrücke in Erfurt, Fachwerkhäuser auf einer Brücke.
An der Krämerbrücke in Erfurt können Sie warme Sommerabende ausklingen lassen oder über die Brücke flanieren und durch kleine Geschäfte stöbern. Bildrechte: imago images/Christoph Worsch

Wer Erfurt besucht, kommt nicht am Wahrzeichen der Stadt vorbei: Die historische Krämerbrücke ist die längste mit Häusern bebaute sowie bewohnte Brücke Europas. Malerisch kuscheln sich die Fachwerkhäuser auf der Brücke aneinander, die 1325 aus Stein erbaut wurde und schon davor aus Holz bestand.

Auf der Brücke stehen statt ursprünglich 120 Häusern heute noch 32. Dort laden kleine Lädchen zum Schlemmen und Verweilen ein.

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Adresse:
Krämerbrücke
99084 Erfurt

Öffnungszeiten:
Jederzeit von außen zu besichtigen.

Modell für den Bauhaus-Stil: Haus am Horn in Weimar

Blick auf das Musterhaus "Am Horn" in Weimar: rechteckiger, weißer Bau umgeben von Bäumen.
Das Musterhaus "Am Horn" in Weimar war auch für die Ausbildung am Weimarer Bauhaus wichtig. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Das Haus am Horn von 1923 ist das erste Bauhaus-Musterhaus überhaupt – es gilt als Inbegriff des modernen Wohnens. Entworfen wurde es von Georg Muche. Auf einer Grundfläche von zwölf mal zwölf Metern konstruierte er die Zimmer rund um einen zentralen Wohnbereich. Speise- oder Kinderzimmer fielen zugunsten des großen Gemeinschaftsraums kleiner aus. Besonders fortschrittlich zeigte sich das Haus auch in Bezug auf neue Technologien – ausgestattet mit Gasherd, Telefonanlage und Zentralheizung. Zur Geschichte des Gebäudes wurde 2019 eine neue Dauerausstellung eingerichtet.

In Weimar kann außerdem weitere Bauhaus-Architektur besucht werden, unter anderem der Van-de-Velde-Bau der Bauhaus-Universität. Die App "Wo ist Walter?" lädt zu einem selbstständigen Hörspaziergang auf den Spuren des Bauhauses durch Weimar ein – entwickelt wurde sie von der Bauhaus-Universität. Das Haus am Horn wurde 2021 mit dem Europäischen Kulturerbepreis ausgezeichnet.

Blick auf einen weißen Flachbau mit Türen und Fenstern auf einem grauen Vorplatz mit Treppe, der von Bäumen umgeben ist 3 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

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Adresse:
Haus am Horn
Am Horn 61
99425 Weimar

Öffnungszeiten:
Im Sommer: Mittwoch bis Montag, 10 bis 18 Uhr
Dienstags geschlossen, ansonsten jederzeit von außen zu besichtigen
Im Winter geschlossen

Rundgang zu Bauhaus-Orten in Weimar per App "Wo ist Walter?" selbstständig möglich, die App gibt es für Android und iOS

Eintritt:
Regulär 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Schülerinnen und Schüler (16 bis 20 Jahre) 2 Euro

Barrierefreiheit:
Im Haus werden geführte Touren für blinde und sehbehinderte Besuchergruppen angeboten, auch ein Rollstuhlzugang ist möglich.

Ein Haus aus Stroh: Das Strohballenhaus in Weimar

Wohnhaus aus Holz, Strohballen und Lehmputz
Neben Strohballen kamen noch weitere Ur-Materialien wie Lehm oder Kalk zum Einsatz. Bildrechte: imago images/Joerg Boethling

Das Strohballenhaus im Weimarer Ortsteil Ehringsdorf ist Teil eines ökologisch orientierten Wohnprojektes im sogenannten Ziegelhof – einer Gemeinschaft bestehend aus fünf Familien mit Kindern. Als Bausubstanz des Gebäudes wurden ausschließlich lasttragend verbaute Strohballen genutzt.

Das Besondere an dieser Bauweise ist, dass keine zusätzliche Holzkonstruktion eingebaut ist. Um Heizenergie zu gewinnen, wurden die Fenster des Hauses weitestgehend nach Süden ausgerichtet. Ein zukunftsweisendes Bauprojekt, ausgezeichnet mit dem Architekturpreis der Architektenkammer Thüringen 2022, bei dem die Regionalität der Baumaterialien und das ökologische Bewusstsein im Fokus stehen.

Strohballenhaus Weimar 4 min
Bildrechte: Z·Architektur GbR/Andreas Beetz

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Adresse:
Ziegelgraben 1b
99425 Weimar OT Ehringsdorf

Die DDR überlebt: Kultur- und Kongresszentrum (KuK) in Gera

Außenansicht des Kultur- und Kongresszentrums in Gera, ein moderner Flachbau
Das KuK in Gera wurde 1981 als Haus der Kultur eröffnet. Bildrechte: MDR/Stephan Flad

Das KuK in Gera ist ein herausragendes Beispiel der DDR-Moderne. 1981 wurde es als Haus der Kultur eröffnet. Eine Untertreibung, denn der großzügige Bau gleicht dem Ost-Berliner Palast der Republik. Was das KuK am meisten unterscheidet, ist bekanntlich der Fakt, dass es anders als "Erichs Lampenladen" (wie der Palast der Republik auch genannt wurde) noch steht.

Sogar als Gesamtkunstwerk haben die Thüringer Denkmalschützer das Haus inzwischen eingestuft. Beeindruckend ist unter anderem die Reliefwand im Foyer mit dem Titel "Lied des Lebens", die von mehreren Bildhauern gestaltet wurde. Von hier aus wurde zu DDR-Zeiten übrigens die Weihnachtssendung "Zwischen Frühstück und Gänsebraten" ausgestrahlt.

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Adresse:
Kultur- und Kongresszentrum (KuK)
Schloßstraße 1
07545 Gera

Barrierefreiheit:
Das KuK ist für mobilitätseingeschränkte Besucherinnen und Besucher geeignet.

Denkmal des Nationalsozialismus: Ehemaliges Gauforum in Weimar

Luftfoto des ehemaligen Gauforums in Weimar, Grünfläche umgeben von Häusern
Das ehemalige Gauforum in Weimar ist der einzige Gebäudekomplex dieser Art. Bildrechte: IMAGO / Thomas Müller

Dieser Gebäudekomplex mit einer Gesamtfläche von ca. 40.000 Quadratmetern erinnert noch heute an die Größenordnungen, in denen zu Zeiten des Nationalsozialismus gedacht wurde. Es war das einzige Gauforum dieser Art, das tatsächlich gebaut wurde. Die heutige Grünfläche war für Aufmärsche vorgesehen. Dafür wurden der Vimaria-Brunnen von 1875 und der kleine Park vor dem Neuen Museum abgerissen. Umfasst werden sollte die Fläche von vier Gebäudekomplexen, von denen drei gebaut wurden.

Architekt war Hermann Giesler, für den sich Hitler 1936 entschied. Hitler ließ aber auch eigene Ideen einfließen. Heute befindet sich in den Gebäuden unter anderem das Thüringer Landesverwaltungsamt.

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Adresse:
Gauforum in Weimar
Jorge-Semprún-Platz
99423 Weimar

Öffnungszeiten:
Jederzeit von außen zu besichtigen.

Schaudenkmal "Gradierwerk Louise" in Bad Sulza

Blick von oben auf das Gradierwerk in Bad Sulza: ein langes Bauwerk mit einem Ziegeldach.
Das Gradierwerk in Bad Sulza ist 140 Meter lang. Bildrechte: Nils Havermann Architekt Kapellendorf/Foto: Alexander Burzik

In Bad Sulza standen einst drei große Gradierwerke, das größte war mehr als 224 Meter lang. Heute ist noch das Gradierwerk Louise erhalten, das durch seine Architektur nicht nur an die beachtliche Baukunst erinnert, sondern auch an die Handwerkskunst, die zur Errichtung nötig war.

Das Gradierwerk diente der Salzgewinnung. Darin wurde salzhaltiges Wasser, die sogenannte Sole, angereichert (gradiert) und gereinigt. Heute wird es für Kur-Zwecke genutzt – Salzluft kann inhaliert werden. Dafür wurde das 140 Meter lange Gebäude saniert und Bauholz von etwa 6,5 Kilometern Länge verarbeitet. Viele Teile des Gradierwerks sind aber noch im Originalzustand.

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Adresse:
Gradierwerk Louise
Am Gradierwerk 3
99518 Bad Sulza

Öffnungszeiten:
Mittwoch, Samstag, Sonntag 10 bis 12 Uhr & 13 bis16 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene zahlen 4,50 Euro als Vollzahler oder 3,50 Euro mit Kurkarte
Für Kinder bis 6 Jahre ist der Eintritt frei.

Eiermannbau in Apolda

Ein vierstöckiges Industriegebäude mit großen Fenstern
Der Eiermann-Bau in Apolda ist inzwischen ein Raum für Ateliers und offene Arbeitsräume. Bildrechte: IBA Thüringen/Thomas Müller

Der Architekt und Möbeldesigner Egon Eiermann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts. Seine moderne Architektur bewegt sich in der minimalistischen, geradlinigen Tradition des Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ Egon Eiermann die ersten Serienmöbel anfertigen. Von ihm stammen einige bekannte Stuhl-Modelle, die noch heute hergestellt werden. Und er entwarf unter anderem ein umstrittenes Einkaufszentrum in Stuttgart, das später architektonisches Vorbild der Kaufhausarchitektur wurde.

In Apolda steht einer seiner Industriebauten, der sogenannte Eiermannbau – ursprünglich eine Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Textilfabrik, die Eiermann 1938/39 im Auftrag der Total AG Feuerlöschgerätewerke umbaute. 2018 zog die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen ein. Inzwischen befindet sich darin die "Open Factory", die Platz für Werkstattarbeit, soziale und kulturelle Projekte, für Ausstellungen und Ateliers, für Co-Working und Einzelbüros bieten soll.

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Adresse:
Eiermannbau
Auenstraße 11
99510 Apolda

Öffnungszeiten:
Jederzeit von außen zu besichtigen.

Bemerkenswerte Aussichten: Leuchtenburg in Seitenroda

Der Sonnenuntergang färbt den Himmel über der Leuchtenburg in bunte Farben
Die Leuchtenburg wurde bereits im Mittelalter errichtet. Bildrechte: Pressestelle Leuchtenburg

Erbaut wurde die Leuchtenburg in Seitenroda Ende des 12. Jahrhunderts hoch über dem Saaletal. Wenn die Sonne über dem markanten Berg scheint, bringt sie den Muschelkalk zum Leuchten – diesem Naturschauspiel verdankt die Burganlage ihren Namen: Leuchtenburg. Sie gilt als eine der schönsten Burgen Thüringens, die idyllischen Weinberge zählen zu den höchstgelegenen nördlich der Alpen.

Nachdem die Leuchtenburg 2007 vor dem Verkauf stand, wird sie heute von einer Stiftung getragen. Dank der Initiative lässt sich heute das restaurierte Bauwerk mit seiner wechselvollen Geschichte in reizvoller Landschaft erkunden. Ein frei schwebender Stahlsteg ragt 20 Meter ins Saaletal und ermöglicht eine spektakuläre Rundumsicht. Viele Besucherinnen und Besucher kommen auch wegen der imposant inszenierten Porzellanausstellung.

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Adresse:
Leuchtenburg
Dorfstraße 100
07768 Seitenroda

Öffnungszeiten:
April bis Oktober: täglich 9 bis 18 Uhr
November bis März: täglich 10 bis 17 Uhr

Barrierefreiheit:
Alle neuen Ausstellungsbereiche der "Porzellanwelten" wurden rollstuhlgerecht eingerichtet. Das Besucherzentrum mit Bistro und Terrasse ist barrierefrei nutzbar, ebenso wie der Tagungssaal im Torhausgebäude. Auch zur Burggastronomie gibt es einen stufenlosen Weg. Drei barrierefreie Toiletten befinden sich auf dem Burggelände.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 23. Juni 2023 | 18:05 Uhr

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