8. bis 23. März 2023 Die Vielfalt jüdischen Lebens entdecken: Highlights der Jüdisch-israelischen Kulturtage Thüringen
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Seit 1991 finden in Thüringen die Jüdisch-Israelischen Kulturtage statt. Das Festival bringt auch in diesem Jahr vom 8. bis 23. März die vielfältige Facetten jüdischen Lebens in zehn Städten im Freistaat auf die Bühne. Lesungen, Konzerte, Workshops und Vorträge sollen zum Kennenlernen der Religion, Traditionen und zum Austausch einladen. So treten international bekannte Musiker*innen auf, die Alte Synagoge in Erfut verwandelt sich in eine Tanzfläche und Thüringens Landesrabbiner Alexander Nachama erklärt jüdische Feiertage.

Ganz bewusst sind diese Kulturtage im Kalender nach vorne gerückt worden – hinein in das Frühjahr, in die helle Jahreszeit. Im jüdischen Kalender heißt dieser Monat Adar. Vom 8. bis 23. März 2023 finden die Jüdisch-israelischen Kulturtage in Thüringen statt. Zehn Städte sind dabei. 50 Veranstaltungen gibt es. Auftakt ist ein Konzert der israelischen Sängerin NOA im Erfurter Zughafen. Achinoam Nini, so ihr bürgerlicher Name, ist ein Weltstar. Mit vielen internationalen Künstlern stand sie auf der Bühne. Für einen Tag wird sie in Erfurt sein.
Veranstaltungen in zehn Städten in Thüringen
Doch auch die politischen Themen werden in den Kulturtagen platziert. Schon am Donnerstag (9. März) widmet sich der neue Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft, Volker Beck, dem Balanceakt einer Freundschaft "in herausfordernden Zeiten". 75 Jahre Staatsgründung Israels und eine derzeit rechtskonservative Regierung, die auch von vielen liberal denkenden und kosmopolitisch lebenden Künstlerinnen und Künstlern des Landes eher kritisch betrachtet wird. Wie also positioniert man Freundschaft im politischen Kontext?
DJ-Set in der Alten Synagoge in Erfurt
In Erfurt öffnet dann am 11. März die Alte Synagoge ihre Türen – und auch ein DJ wird an diesem Abend auflegen. "Wir wollen uns ganz bewusst auch für ein anderes Publikum öffnen", so Maria Stürzebecher – UNESCO-Beauftragte der Stadt Erfurt. Schon zum Valentinstag lud sie mit ihrem Team zu einem etwas anderen Abend in die ehrwürdige Alte Synagoge, auch im Februar legte ein DJ auf und es durfte gelacht, gefeiert und getanzt werden.
So – oder so ähnlich soll es auch zur "Langen Nacht" zugehen: Nicht nur der jüdische Schatz von Erfurt kann besichtigt werden, auch die neue Ausstellung. Ein israelischer Kalligraphie-Künstler zeigt seine Kunst des Schreibens mit Feder und auf Pergament – ganz wie früher beim Schreiben der alten Torarollen, die in den oberen Etagen besichtigt werden können. Ein Blick in die Geschichte, aber auch Gespräche zur Gegenwart des Judentums – all' das bieten diese Kulturtage. Und – getanzt werden, darf auch!
Uns geht es um Vielfalt und eine große Bandbreite
Jüdische Traditionen und Jazz
Bewusst soll es nicht um "die eine jüdische Kultur" gehen, betont Johannes Gräßer, Organisator der Kulturtage. "Wir haben liberale jüdische Kantorinnen ebenso zu Gast wie orthodoxe chassidische Jazzer." Gemeint ist das Nigun-Quartett – bestehend aus vier israelischen Musikern. Dass man Jazz, eine tiefe Verbundenheit zur Religion und Tradition gut kombinieren kann, zeigen sie mit ihrer Musik. "Nigun" – heißt so viel wie Melodie und steht auch für "gesungenen Glauben". Niguns haben eine tiefe Wurzel in der jüdischen Tradition. Wie sich das in Jazz übersetzen läßt, zeigen die vier Musiker in Erfurt (auch in einem Workshop), in Mühlhausen (16. März) und Gera (19. März).
Zeichen gegen Antisemistimus
"Wenn man die Jüdisch-israelischen Kulturtage jetzt im 31. Jahr begleitet, hat das seine Berechtigung und seinen Platz gefunden", sagt Markus Edom, Referatsleiter Kultur der Stadt Mühlhausen. Was ihn stört, dass es noch immer antisemitische Anfeindungen gibt und das Wort "Jude" auch mancherorts noch als Schimpfwort herhalten muss. "Für mich ist wichtig, dass wir positiv in Zukunft schauen. Wir sind seit vielen Jahren Partner, stellen Mittel zur Verfügung. Das allein ist Wind in den Segeln."
Man muss alles dafür tun, dass man Menschen gleich behandelt.
Die Jüdisch-israelischen Kulturtage sind eine Einladung zum Kennenlernen der Religion, der Traditionen und zum Austausch. "Wenn Wissen vorhanden ist", so der Vorsitzende der Jüdischen Landsgemeinde Prof. Reinhard Schramm, "dann begegnet man sich ganz anders." Auch deshalb gibt es in diesem Jahr viele Angebote zum Mitmachen, Fragen stellen, ins Gespräch kommen.
Programm-Empfehlungen für die 31. Jüdisch-Israelischen Kulturtage:
11. März 2023 "Lange Nacht der Jüdischen Kulturen" in Thüringer Städten. In Erfurt: Alte Synagoge (u.a. mit DJ) und Kleine Synagoge (u.a. mit Konzert des Misrach-Ensembles), Neue Synagoge (Auftritt des Kantors Assaf Levitin); In Nordhausen (zu Gast ist das Duo Folkadu), Ratssaal; Angebote auch in Meiningen und Mühlhausen
9. März 2023 Ensemble Folkadu: Eine Reise durch die jüdische Musik, Gera/ Clubzentrum Comma. Das Ensemble tritt auch am 12. März in Bleicherode auf und am 23. März im Jüdischen Kulturzentrum von Erfurt.
Die Künstlerin Kateryna Ostrovska hat ukrainisch-jüdische Wurzeln und lebt heute in Hamburg. Am 12. März 2023 wird sie in Suhl zu Gast sein (AWG Rennsteig). Werke von jiddischen Dichterinnen haben sie inspiriert und daraus ist ihr neues Album entstanden: "Blondzhendike Lieder"
Was heißt eigentlich Purim? Und wie feiert man Pessach?Antworten darauf gibt der Landesrabbiner persönlich - am 12. März 2023 in Meiningen und am 14. März 2023 in Mühlhausen sowie 20. März 23 in Erfurt.
Workshop: Schreiben & Hebräische Kalligraphie: Am 9. März 2023 gibt Kalman Gavriel Delmoor, Kalligraph und Sofer, Einblick in seine Kunst. Und wer wissen möchte, wie der eigene Name auf Hebräisch geschrieben wird - kann sich das dort zeigen lassen.
Das vollständige Programm: www.jikt.de
Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. März 2023 | 06:15 Uhr