Kulturelle AusflugstippsWohin am Wochenende? Tipps für Wittenberg, Plauen und Geraberg
Für das Wochenende empfehlen wir Ihnen das Foto-Langzeitprojekts "Kind.Frau" von Angela Fensch in Wittenberg. Die Ausstellung endet am Sonntag. In Plauen spielt die finnische Kult-Band Eläkeläiset: Zu diesem "Humppa-Beat" lässt sich gut "tanssi". In Geraberg kann man nicht nur gut durch den Thüringer Wald wandern, sondern im Thermometermuseum etwas über die lange Geschichte der Temperaturmessung erfahren. Die Gartenzwerg-Manufaktur Gräfenroda ist nur einen Katzensprung entfernt.
Inhalt des Artikels:
Haben Sie in den letzten Tagen mal nach oben geschaut? Die Mauersegler sind wieder da! Bis August verquirlen Sie nun mit ihren trillerartigen Flügelschlägen angenehm die oberen Schichten der Luft. Nach einem langen Blick in diesen mauerbesegelten Himmel steht man mit seinen Füßen doch ganz gut auf der Erde. Von dort aus blicken wir einer Sache fest in die Augen: Heute ist der 8. Mai. Der Zweite Weltkrieg liegt 80 Jahre zurück. Dem sollten wir gedenken, nicht nur heute. Wir DÜRFEN jetzt und hier einem Wochenende voller Erlebnisse entgegensehen.
Wittenberg: Foto-Langzeitprojekt über Mütter und Kinder
Alte Familienfotos angucken ist eine zutiefst menschliche Tätigkeit. Wo sind sie hin, die ganzen Jahre, fragt man sich jedes Mal? Im besten Fall sind sie gelebt und stecken tief in uns drin.
Die Fotografin Angela Fensch hat in einer ihrer Langzeitstudien Mütter mit ihren Kindern fotografiert. Auf den Bildern von 1988 sieht man junge Frauen mit kleinen Kindern: Sie posieren selbstbewusst, oft nackt, es sind Zeugnisse weiblicher Emanzipation in der DDR. 2004 präsentieren dieselben Menschen ihre Persönlichkeit aufs Neue, anders natürlich. Zeit wird sichtbar, so viel ist passiert in den vergangenen 16 Jahren. Und 2022 konnte Fensch viele ihrer Models noch einmal ausfindig machen. Viele der Mütter befinden sich da bereits im Rentenalter. Gelassenheit macht sich breit, daneben die inzwischen längst erwachsenen Kinder. Diese Fotos erzählen von Kraft und Verletzlichkeit, Verbundenheit, Stolz, Selbstermächtigung ... Man sucht unweigerlich nach Ähnlichkeiten, nach Beständigkeit.
Die Ausstellung "Kind.Frau" mit den kunstvollen Fotos von Angela Fensch (die in der DDR übrigens selbst Model war) ist im Cranach-Hof in Wittenberg zu sehen. Allerdings nur noch bis Sonntag. Öffnungszeiten finden Sie hier. Das dazugehörige Fotobuch erschien im Lehmstedt Verlag.
Weitere Informationen zur Sonderausstellung im Cranach-Hof (zum Ausklappen):
Angela Fensch: KindFrau. Fotografische Essays
28. Februar 2025 bis 11. Mai 2025
Wo
Cranach-Hof
Markt 4, 06886 Lutherstadt Wittenberg
Wann
April bis Oktober:
Montag bis Samstag, 10:00 bis 17:00 Uhr
Sonntag und Feiertage, 13:00 bis 17:00 Uhr
Plauen: Humppa-Beat mit vielen Vokalen
Wissen Sie, was Humppa ist? Hört man ja irgendwie schon am Wort: Humppa, Humppa, Humppa – zucken Sie schon mit? Wenn nicht jetzt, dann am Freitag im Malzhaus in Plauen. Da gibt die "größte Humppa-Band der Welt" Eläkeläiset (übersetzt: Die Rentner) ein Konzert mit ihren überaus charmant-schnellen Interpretationen von internationalen Hits. Gesungen wird natürlich auf Finnisch, etwaige Übersetzungs-Lücken werden einfach mit Schimpfwörtern oder "Humppa" gefüllt. (Weswegen die Band mit dem Kultstatus wohl einige berühmte Titel nicht mehr öffentlich spielen darf, heißt es auf Wikipedia.)
Wie auch immer, an diesem Abend kann man sicher wunderbar mitgrölen und vor allem: "tanssi" (finnisch: tanzen). Sollten Sie sich gegen das Konzert entscheiden, praktizieren Sie doch einfach das berühmte finnische "Kalsärikännit" – "Sich Zuhause alleine in Unterwäsche betrinken, ohne die Absicht, noch auszugehen".
Weitere Informationen zum Konzert (zum Ausklappen):
Eläkeläiset
Wann
Freitag, 9. Mai 2025, 20 Uhr
Wo
Malzhaus
Alter Teich 7 - 9
08527 Plauen
Geraberg: Thermometer und Thüringer Wald
Kurz zur Einordnung: In der Region rund um Ilmenau lag um 1900 das Weltmonopol der Thermometerfertigung. Und in der DDR beschäftigte das Geraberger Thermometerwerk an die 2.000 Menschen. Das alte Werk gibt es schon lange nicht mehr, aber die Geschichte der Temperaturmessung bleibt in Geraberg lebendig: Dank einer Gruppe von Frauen, die einst im Werk gearbeitet haben. Sie machten sich vor ca. 20 Jahren daran, das Thermometermuseum aufzubauen. Über 1.000 Exponate erzählen dort heute vom Wetter und Fieber, man trifft Galilei und ein bisschen experimentieren darf man auch.
In Zukunft will man in diesem Museum verstärkt die DDR-Geschichte des einstigen Werks und ihrer Mitarbeiter*innen aufarbeiten, zum Beispiel mit Zeitzeugengesprächen, in Zusammenarbeit mit Schulen. Spannend!
Wenn Sie schon mal in Geraberg sind, empfiehlt sich natürlich ein Gang durch den Thüringer Wald. Und einen Katzensprung entfernt, liegt Gräfenroda mit der Zwergstatt: Europas letzte Gartenzwerg-Manufaktur (seit 1874!) mit Museum. Und laut einem von mir entdecktem Aushang kann man dort einen "Zwörgshop" buchen. Also einen Workshop zur Gestaltung eines eigenen Gartenzwergs. Hihi. Vielleicht brauchen Sie ein Geschenk?
Weitere Informationen zum Museum (zum Ausklappen):
Wo
Deutsches Thermometermuseum
Dorfplan 9, 99331 Geratal OT Geraberg
Wann
Dienstag bis Samstag: 10 bis 16 Uhr
Der persönliche Tipp: "Freies Spiel"
Schüler*innen einer Theater-AG proben in der Turnhalle Shakespeares "Sommernachtstraum". Klingt nicht gerade aufregend, oder? Aber: Machen Sie sich auf was gefasst. Eines Tages steht ein neuer Lehrer auf der Matte und fordert die Jugendlichen heraus. Er provoziert. Sie sollen ihre Masken fallen lassen und nicht wie ein Wikipedia-Artikel über ihre Rolle sprechen. Es geht ans Eingemachte. Einfach mal losreden. Schreien. Sich bewegen. So entsteht ein kleiner Schutzraum, in dem sich manche plötzlich zeigen, andere hingegen sperren sich. Man kann schwer beschreiben, was da passiert. Ich jedenfalls habe geheult, zusammen mit den Darsteller*innen.
Bitte schauen Sie sich diese Liebeserklärung an das Leben in der arte-Mediathek an. Es sind nur acht Folgen á ca. zehn Minuten. Es handelt sich um Momentaufnahmen, alles wirkt improvisiert. Und zum Glück ist das Ganze nicht synchronisiert. So bleibt alles direkter. Man kommt ohne Probleme mit den deutschen Untertiteln zurecht. Die Mini-Serie Serie von Julien Gaspar-Oliveri gewann beim Festival Séries Mania 2024 den Preis für die beste Serie im Kurzformat. Großartig!
Im Programm: MDR KULTUR Das Radio: 28.02.25, 14:25 Uhr | 04.03.24, 07:40 Uhr | MDR FERNSEHEN: 16.03.21, 20:45 Uhr
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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR Sachsenspiegel | 21. April 2025 | 19:00 Uhr