"On my Way - Geschichten aus Europa" Ausstellung in Bitterfeld-Wolfen erklärt Flucht aus Perspektive von Jugendlichen
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Für die aktuelle Ausstellung "On my Way – Geschichten aus Europa" im Metalllabor in Bitterfeld-Wolfen hat die Akademie der Künste Berlin mit Schülerinnen und Schülern aus ganz Europa zusammengearbeitet. Auch junge Menschen aus Köthen und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld haben sich künstlerisch mit den Themen Reisen und Flucht auseinandergesetzt. Entstanden sind Fotos, Videos und Klanginstallationen, die besonders Kindern und Jugendlichen das komplexe Thema spielerisch näherbringen.
Warum reisen wir? Wie wollen wir zukünftig reisen? Und wann wird die Reise zur Flucht? Mit diesen Grundfragen beschäftigt sich die Ausstellung "On my way" im Metalllabor in Bitterfeld-Wolfen. Für diese muss man sich Zeit nehmen - für die vielen Details, die vielen Sinneseindrücke, die im Metalllabor zu erfahren sind. Aufgebaut in Form eines Gesellschaftsspielfeldes reiht sich Station an Station.
Klang, Bilder und Reiseberichte
Fotos der jüdischen Fotografin Ellen Auerbach hängen direkt neben einer Vitrine mit Sepia-Zeichnungen von Schülerinnen und Schülern aus Köthen. Der Ausstellungsbesuch kann da selbst für Jugendliche zu einer durchaus fordernden Reise werden. Denn mal sind die Projekte inspiriert von Maler Carl Blechen, mal von Schriftstellerin Anna Seghers oder Philosoph Walter Benjamin.
Ganz schön viel verlangt von Kindern und Jugendlichen, könnte man meinen. Zum Glück bleibt ihnen bei dem großen intellektuellen Überbau immer die Möglichkeit für Spielerisches. Ein solches Element ist zum Beispiel der sogenannte "Ultimative Übersetzungsapparat". Der Komponist Benjamin Scheuer hat damit eine Klang-Video-Installation geschaffen, für die er gut 2.000 sogenannte Buchstabenlaute aufgenommen hat.
Muttersprachen als Kunst verstehen
Zunächst begann Komponist Benjamin Scheuer sein Klang-Projekt mit Schülerinnen und Schülern aus Bitterfeld. Beim zweiten Mal traf er eine Willkommensklasse aus Berlin: "Das war eine Schulklasse, wo zwölf oder 14 verschiedene Muttersprachen vorhanden waren", erklärt Scheuer. Jedes Kind hat dann das Alphabet in seiner eigenen Sprache vertont. Nun könne man die Buchstabenlaute hören, wie sie ein Bitterfelder Kind aussprechen würde - oder ein Kind aus Palästina, Vietnam, der Türkei oder Mexiko.
Dabei wird auch ein einfaches "Hallo" zu Kunst – für Benjamin Scheuer auch eine Form von Musik. Gerade in Europa sind die vielen unterschiedlichen Sprachen auf engem Raum ein Geschenk, aber gleichzeitig auch eine Herausforderung. Die Installation will zeigen, wo unsere Gemeinsamkeiten liegen. So kann ein einzelner Buchstabe schon zur Brücke für mehr Verständnis für das vermeintlich Fremde werden.
Ausstellung zum Mitmachen und Basteln
Für die Kinder soll die Ausstellung teilweise aber auch einfach nur Spaß sein. Projektleiterin Anja Sachenbacher nennt es "Spaß mit Lerneffekt" - ihr Highlight an der Ausstellung. Demnach können die Kinder zum Beispiel Papierflieger basteln und sie von der Empore aus fliegen lassen:
Noch bis September ist die Ausstellung zu sehen. Dabei gibt es viele Workshops für Kinder und Jugendliche. Durch Klang, Bilder und kreative Reiseberichte entsteht so ein mitunter auch forderndes Potpourri dessen, was Reise und Reisen bedeuten kann.
Weitere Informationen
ON MY WAY – Geschichten aus Europa
Metalllabor im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen
Zörbiger Straße 21c
06749 Bitterfeld-Wolfen
Ausstellung und Sommerprogramm vom 1. Juli bis 5. September 2021
montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr
Eintritt frei. Um Anmeldung wird gebeten - per E-Mail an: onmyway2021@gmx.de
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 07. Juli 2021 | 17:10 Uhr