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"Metablau bis Gestautes Grün"Von Beckmann bis Warhol: Kunstsammlungen Chemnitz zeigen Schatz an Grafiken

Stand: 19. März 2023, 04:00 Uhr

Dass die Kunstsammlungen Chemnitz einen Schatz mit moderner Druckkunst von Max Beckmann über Pablo Picasso bis Andy Warhol besitzen, ist kaum bekannt. Kein Wunder, denn die rund 2.000 Werke von ca. 200 Kunstschaffenden der westeuropäischen Nachkriegsmoderne und Pop Art wurden dem Haus erst 2020 geschenkt. Eine Auswahl ist ab dem 19. März 2023 in der Ausstellung "Metablau und Gestautes Grün" zu sehen. Dazu gehören ebenso Werke der abstrakten Künstler Ernst Wilhelm Nay und Günther Fruhtrunk, der einst auch das Streifen-Design der Aldi-Tüte erfand. Mit der Ausstellung wird zugleich das 100-jährige Bestehen der Grafischen Sammlung gefeiert.

Mit der Ausstellung "Metablau und Gestautes Grün" feiern die Kunstsammlungen Chemnitz ab Sonntag ein großes Jubiläum: Vor 100 Jahren wurde die Grafische Sammlung begründet. Durch eine Schenkung im Jahr 2020 wurde sie auf einen Schlag um 2.000 Werke der westeuropäischen Nachkriegskunst und Popart reicher. Eine Auswahl ist nun erstmals öffentlich zu sehen.

Stichwort: 100 Jahre Grafische Sammlung

  • Das Grafikkabinett wurde 1923 in Chemnitz eröffnet. Es vereinte Bestände des Kunstvereins Kunsthütte und der städtischen Sammlung.
  • Ankäufe und Schenkungen haben den Fundus stetig vergrößert, heute beherbergt die Sammlung etwa 28.000 Zeichnungen, Aquarelle, Druckgrafiken und Fotografien.
  • Schwerpunkte liegen auf Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert mit dem Fokus auf Künstler*innen aus Sachsen sowie auf der Klassischen Moderne, mit Werken von Feininger, Munch, Schmidt-Rottluff, Barlach und Beckmann.
  • Umfangreiche Bestände gibt es aber auch zu Honoré Daumier, Wolfgang Mattheuer und der DDR-Künstlergruppe Clara Mosch.

Kosmos moderner Druckgrafik in Chemnitz

Generaldirektor Frédéric Bußmann zufolge bietet die Schau Einblicke in den druckgrafischen Kosmos moderner Kunst des 20. Jahrhunderts. Dafür ausgewählt wurden Arbeiten von Max Beckmann, Pablo Picasso und Georges Braque, Farblithografien von Joan Miró genauso wie Andy Warhols handkolorierte Serie "Flowers".

Der Titel der Schau spielt an auf Werke der abstrakten Künstler Ernst Wilhelm Nay und Günter Fruhtrunk. Damit betonen die Kunstsammlungen von welch intensiver Farbigkeit viele der ausgestellten Arbeiten sind.

Nay (1902-1968) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der westdeutschen Nachkriegskunst. 1965 veröffentlichte er eine Art Manifest über den "Gestaltwert der Farbe". International bekannt wurde er mit seinen "Scheibenbildern", die er in den USA, genauso wie im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig präsentierte.

Fruhtrunk (1923-1982) studierte zunächst Architektur, nach seiner Rückkehr aus dem Krieg, in dem er schwere Verletzungen erlitt, malte er zunächst Landschaftsaquarelle, ehe er sich der abstrakten Kunst zuwandte. Seine farbintensiven Streifen-Bilder fanden Ende der 60er-Jahre auf der documenta 4 große Beachtung. 1970 gestaltete er die bis heute bekannte Aldi-Nord-Plastiktüte im Streifen-Design.

2.000 Druckgrafiken für Chemnitz: Erste Einblicke in geschenkte Sammlung

Ihren neuen Schatz an Druckgrafik der klassischen und Nachkriegsmoderne verdanken die Kunstsammlungen dem Sammlerpaar Brigitte und Hans Robert Thomas aus Oberweiden in der Pfalz. Deren Erben gaben 2020 mehr als 2.000 Druckgrafiken von etwa 200 Künstlern nach Chemnitz.

Einen besonderen Raum nimmt darin mit mehr als 800 Arbeiten das Schaffen des Katalanen Antoni Tàpies ein, der anlässlich seines 100. Geburtstages 2023 in der Chemnitzer Ausstellung ebenfalls gewürdigt wird.

Der Maler, Grafiker, Objektkünstler und Autor gilt als einer der bedeutendsten abstrakten Künstler Spaniens.

100 Jahre Grafische Sammlung in Chemnitz: Neuentdeckungen

1923 war im städtischen Museum eine Grafische Sammlung als Grafikkabinett mit Studiensaal eröffnet worden. Den Chemnitzer Kunstsammlungen zufolge ergänzt die großzügige Schenkung des Sammlerpaares Thomas den Bestand an Druckgrafik auf einmalige Weise. So könnten Lücken bei künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts geschlossen werden. Eine repräsentive Auswahl an Werken ist nun bis 4. Juni 2023 in der Schau "Metablau und Gestautes Grün" zu sehen.

Parallell dazu präsentiert das Haus die Ausstellung "Sehnsucht Landschaft" mit Zeichnungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die ebenfalls Teil der Grafischen Sammlung und so noch nicht zu sehen gewesen sind. Generaldirektor Bußmann spricht von einem "Frühling der Grafik" in Chemnitz. Präsentiert werden romantische Landschaftsdarstellungen mit Skizzen von Johann Christian Clausen Dahl oder Blättern von Carl Gustav Carus, aber auch Arbeiten von zeitgenössischen Kunstschaffenden. 

Quelle: Kunstsammlungen Chemnitz, Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt

Angaben zur AusstellungKunstsammlungen Chemnitz
Theaterplatz 1
09111 Chemnitz

"Metablau und Gestautes Grün"
Schenkung Grafiksammlung Brigitte und Hans Robert Thomas

19. März bis 4. Juni 2023

Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag und Feiertag 11 bis 18 Uhr
Mittwoch 14 bis 20 Uhr

Eintritt:
8 Euro, ermäßigt 5 Euro

Begleitprogramm, u.a. mit Familienführungen am 15. April, 11 Uhr und 3. Juni, 11 Uhr mit Druck-Workshop

Besondere Ausstellungen und Künstler*innen in Sachsen

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 18. März 2023 | 08:10 Uhr