Marmorskulptur "Saturn und Ops" Dresdner Ausstellung feiert vergessenen Bildhauer Paul Heermann: "Triumph des sächsischen Barock"
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Im Erzgebirge geboren, brachte er es bis zum Bildhauer am Hof von August dem Starken. Heute scheint Paul Heermann fast vergessen. Das soll sich zum 350. Geburtstag des Barock-Künstlers im Januar 2023 ändern. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen ab Freitag eine Sonderschau, in der erstmals auch ein bisher unbekanntes Meisterwerk von Heermann zu sehen ist: die Marmorskulptur "Saturn und Ops".

Mit einer Sonderschau würdigen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden jetzt den aus dem Erzgebirge stammenden Bildhauer Paul Heermann. Eröffnet wird die Ausstellung unter dem Titel "Triumph des sächsischen Barock" am Freitag in der Sempergalerie am Zwinger. Möglich wurde sie auch durch einen spektakulären Ankauf, der den SKD nach über fünfjährigen Verhandlungen und noch rechtzeitig zum 350. Geburtstag des Künstlers im Januar 2023 gelang.
Spektakulärer Ankauf der Marmorskulptur "Saturn und Ops"
Dass Heermann – anders als sein bis heute berühmter Zeitgenosse Balthasar Permoser – völlig zu Unrecht vergessen ist, soll die um 1715 entstandene und etwa 1,40 Meter große Marmorskulptur "Saturn und Ops" demonstrieren. Dabei handelt es sich nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden um ein bisher unbekanntes Meisterwerk des Künstlers. Die Skulptur zeige in ihrer raffinierten Komposition und sinnlichen Oberflächengestaltung das virtuose Können von Paul Heermann, so die SKD.
Angekauft werden konnte das Werk mit Unterstützung u.a. der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder und der Rudolf-August Oetker-Stiftung. Es gehörte zu den Kunstschätzen des niedersächsischen Ritterguts Lucklum, über deren Versteigerung gelangte es an einen belgischen Kunsthändler. 2017 wurde die Skulpturengruppe erstmals auf der Kunstmesse TEFAF im niederländischen Maastricht präsentiert.
Mehr über den Ankauf von "Saturn und Ops"
- Die Skulpturen-Gruppe "Saturn und Ops" wurde 2017 auf der Kunstmesse TEFAF in Maastricht von der Galerie Tomasso UK präsentiert.
- Davor befand sie sich bei einem belgischen Kunsthändler, der die Skulptur bei der Versteigerung von Kunstschätzen des Ritterguts Lucklum (Niedersachsen) 2008 erworben hatte. Dort befand sie sich nachweislich seit 1809 nachweisen, obwohl sie schon früher dorthin gelangt sein muss.
- Der Ankauf wurde möglich durch Fördermittel der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Rudolf-August Oetker-Stiftung sowie den Freundeskreisen Raffaello e. V. und Paragone Dresden e. V.
- Quelle: SKD
Sinnbild für das "Goldene Zeitalter" Dresdens unter August dem Starken
Obwohl Heermann mit seiner Büste von August dem Starken auch eines der bekanntesten Porträts des Herrschers geschaffen habe, stehe er bis heute im Schatten von Balthasar Permoser, erläuterten die SKD weiter. Das soll sich nun mit der Ausstellung des neu angekauften Meisterwerks ändern. Dargestellt sind demnach die römischen Götter Saturn und Ops, die in der Antike als Regenten eines fruchtbaren Goldenen Zeitalters galten. Da sich August der Starke gern als Saturn feiern ließ, kann es laut SKD als Sinnbild der glanzvollen augusteischen Epoche in Sachsen gelten.
Marmor und Elfenbein: 15 weitere Werke ergänzen die Heermann-Schau
Neben "Saturn und Ops" sind 15 weitere Werke in der Dresdner Ausstellung zu sehen. Die Leihgaben kommen dazu auch aus dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig, dem Museum der Bildenden Künste Leipzig (MdBK) sowie der Zwingerbauhütte. Ebenso ergänzen Werke aus anderen Sammlungen der SKD die Schau. Dazu gehören zarte Arbeiten aus Elfenbein und Buchsbaum sowie Fragmente seiner Werke für den Zwinger und den Großen Garten, die laut SKD ein Opfer von Krieg und Zerfall wurden.
Stationen: Vom Erzgebirge über Prag und Rom nach Dresden
Paul Heermann wurde im Januar 1673 im erzgebirgischen Weigmannsdorf geboren. Zunächst ging er bei seinem Onkel, dem sächsischen Hofbildhauer Bildhauer George Heermann, in die Lehre. Mit ihm führte er ab 1685 sein erstes größeres Werk aus, den monumentalen Figurenschmuck der Freitreppe von Schloss Troja bei Prag. Zwischen 1693 und 1700 war er auf Wanderschaft durch Italien, machte auch Station in Rom, bevor er sich 1705 in Dresden niederließ. Auf ihn gehen aber auch Werke an anderen Orten in Sachsen zurück, so in Moritzburg, Lommatzsch oder Leipzig. Er schuf Altäre, Epitaphien und Gartenskulpturen. Im Jahr 1732 wurde er wie ehedem sein Onkel zum Hofbildhauer ernannt.
Angaben zur Ausstellung
"Triumph des sächsischen Barock: der Bildhauer Paul Heermann"
Gemäldegalerie Alte Meister
16.12.-16.04.2023
Öffnungszeiten
Täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen
Eintritt
14 Euro, ermäßigt 10,50 Euro, Kinder und Jugendliche
unter 17 Jahren frei
Erschienen ist auch die umfangreiche Publikation "Der sächsische Barockbildhauer Paul Heermann" im Sandstein Verlag.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Dezember 2022 | 08:40 Uhr