250. Geburtstag Der Dresdner Maler, der unser Bild von Goethe und Schiller prägte – Gerhard von Kügelgen
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Wer um 1800 etwas auf sich hielt, ließ sich von Gerhard von Kügelgen porträtieren. Der Dresdner Maler prägte zu Lebzeiten das Kunstleben in der Stadt an der Elbe, entdeckte Caspar David Friedrich und porträtierte Geistesgrößen wie Goethe, Schiller oder Herder. Bis heute hat er so unser Bild von ihnen geprägt. In Dresden erinnert das Kügelgenhaus an ihn, in dem sich auch das Atelier des Malers befindet. Am 6. Februar jährt sich Kügelgens Geburtstag zum 250. Mal.
Im Hause des kurkölnischen Hofkammerats Franz Anton Kügelgen, dem Vater des Malers: "Farbentoll" seien seine Zwillingssöhne Gerhard und Karl, beklagt er sich und will sie von ihrer vermaledeiten "Pinselwut" und "Klexerei" heilen, damit sie einen anständigen Beruf ergreifen. Nach dem Tod des Vaters erlaubt die Mutter dem eine Viertelstunde älteren Gerhard allerdings ein Malereistudium. Karl hingegen soll Diplomat werden, doch auch er wird Künstler.
Zwillingsbrüder, die die Malerei lieben
In seinem Buch "Gerhard von Kügelgen und die anderen sieben Künstler der Familie" schildert Leo von Kügelgen die Situation: "Karl erschien nach einem halben Jahr unerwartet bei der Mutter, die ihn für Gerhard hielt, und setzt mit den Worten: 'Lieber ein armer Maler, als Minister' auch die Wahl des natürlichen Berufs durch."
Die Brüder nehmen Unterricht beim gleichen Lehrer, reisen gemeinsam nach Rom, zusammen geht es weiter nach Petersburg. Beide heiraten – Schwestern natürlich. Einen Unterschied gibt es indes doch: Karl malt meist Landschaften, Gerhard wird als Porträtmaler berühmt.
Sixtinische Madonna lockt von Kügelgen nach Dresden
Allein den Zaren Alexander malt Gerhard fünfmal in Öl und zweimal in Pastell hoch zu Ross. Hinzu kommen 55 Miniaturen des "Herrschers aller Reußen". Sie verkaufen sich in der adligen Petersburger Gesellschaft glänzend und verschaffen ihm weitere Aufträge. Zufrieden schreibt Gerhard seinem Bruder Karl: "Ich fühle, wie nichts so sehr die innere Kraft in Anregung zu bringen vermag, als Beifall."
Doch Gerhard will mehr, will biblische und antike Themen auf die Leinwand bannen. Es zieht ihn nach Dresden. Wegen der schönen Natur und "durch den großen Raphael auf der dortigen Galerie", die Sixtinische Madonna.
Er bezieht das als "Gottessegen" bekannte Haus in der Neustadt, das bald ein Treffpunkt der Dresdener Kunstszene ist. Kügelgen entdeckt und fördert den schüchternen Caspar David Friedrich.
Von Kügelgen porträtiert die Weimarer Kulturelite
In Dresden malt Gerhard von Kügelgen endlich das, was er will: großformatige Bilder wie "Apoll und Hyazinth", "Endymion und Diana" und versucht sich an antikisierenden Skulpturen.
Doch Erfolg hat er mit seinen Porträts. Mit leicht spöttischem Unterton schreibt sein Sohn Wilhelm: "Mein Vater war nach Weimar gegangen, um diese Stadt für eine Sammlung auszubeuten, die seine Werkstatt illustrierte. Er hatte nämlich seit Jahren den Aufenthalt namhafter Zeitgenossen in Dresden benutzt, um sie zu malen." Die Weimarischen Koryphäen sollen nun die Sammlung krönen, fährt er fort: "Goethe und Wieland saßen bereitwillig in eigener Person; die Bilder Schillers und Herders dagegen konnten, weil beide bereits das Zeitliche gesegnet, nur nach den Totenmasken, vorhandenen Bildern und nach der Beschreibung nächststehender Freunde gemalt werden."
Goethe ist zufrieden
Gerhards Bilder werden als Kopien aus eigener Hand, von Schülern, als Kupferstiche und Zeichnungen vielfach verkauft. Auch dank Goethes verkaufsförderndem Urteil, der ihn in den höchsten Tönen lobt:
Mensch und Maler waren eins bei ihm, und daher werden seine Bilder immer einen doppelten Wert behalten.
Tragischer Tod durch Raubmord
Auf dem Höhepunkt seines Ruhms wird Gerhard am 27. März 1820 Opfer eines Raubmordes. Es ist ein Mord, der deutschlandweit für Aufsehen sorgt und vom Schriftsteller Willibald Alexis noch Jahrzehnte später in seinen "Neuen Pitaval" aufgegriffen wurde.
Was von Gerhard von Kügelgen bleibt, sind seine Porträts. Sie prägen unsere Vorstellung von Goethe, Herder, Uhland, Seume, Zelter, Wieland oder Schiller bis heute.
Kügelgenhaus – Museum in Dresden
In der ehemaligen Wohnung mit Atelier von Gerhard von Kügelgen befindet sich heute ein Museum.
Kügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik (Haus Gottessegen)
Hauptstraße 13
01097 Dresden
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag: 10 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 12 bis 17 Uhr
Montag und Dienstag geschlossen
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 06. Februar 2022 | 08:40 Uhr