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Verschiedene künstlerische Arbeiten erkunden in der Ausstellung "Hello Happiness" im Hygiene-Museum Dresden das Glück. Bildrechte: Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Hygiene-MuseumNeue Ausstellung in Dresden erkundet das Glück: "Hello Happiness"

27. Mai 2023, 16:11 Uhr

Was ist Glück? Wie werden wir glücklich, und was brauchen wir als Individuum und Gesellschaft, um glücklich zu sein? Das Hygiene-Museum in Dresden widmet sich trotz oder vielleicht gerade wegen der aktuellen Krisen dem großen Thema Glück. Die Ausstellung "Hello Happiness" erkundet Glücksgefühle – in unterschiedlichen Kulturen und Zusammenhängen – fragt nach Strategien, um loszulassen und beleuchtet Glück in der Gemeinschaft, in Freundschaften und in der Familie. Die Ausstellung ist ab dem 27. Mai zu sehen.

von Grit Krause, MDR KULTUR-Landeskorrespondentin für Sachsen

Erstmal locker machen – damit ist man gut beraten, wenn man in die Glücksausstellung startet. Tatsächlich bietet der Auftakt auch gleich die passenden Mittel: Etwa eine Komplimente-Maschine, die Schmeicheleien auf Knopfdruck liefert. Wie auch immer sie erzeugt worden sind, sie bauen auf jeden Fall auf. Oder die "Mix-dich-glücklich"-Kabine, in der man zu selbst ausgewählten Songs mit Schummerlicht und Discokugel sämtlichen Ballast wegtanzen kann. Denn genau darum geht es zum Auftakt, um das "Loslassen".

Hygiene-Museum Dresden untersucht das Glücklichsein

"Wir fragen in dieser Abteilung, was Menschen so machen, um den Alltag hinter sich zu lassen. Das reicht von religiöser Ekstase bis hin zum Tanz, zu Sexualität, zum Sport und aber auch zum Rausch", erklärt die Kuratorin der Ausstellung, Isabel Dzierson. Sie verweist auf die befreiende Wirkung etwa der kraftvollen, manchmal auch wütenden Schreie von unzähligen Frauen, die die Dresdner Künstlerin Lisa Maria Baier in ihrer Videoarbeit "Girl, you should smile more" versammelt hat.

Auch Arbeiten der Leipziger Illustratorin Slinga sind in der Ausstellung "Hello Happiness" im Hygiene-Museum Dresden zu sehen. Bildrechte: Deutsches Hygiene-Museum Dresden

In "Hello Happiness", eine Kooperation mit der Londoner "Wellcome Collection", geht es, wie der Titel schon andeutet, darum, wie und wodurch wir als Individuen, aber auch in der Gruppe, als Gesellschaft, glücklich werden können. "Natürlich kann das nur jede Einzelne oder jeder Einzelne für sich selbst beantworten, aber es gibt natürlich Strategien, die wir immer wieder finden, durch die Jahrhunderte, durch die Kulturen, die eben auch von Gruppen ausgeübt werden", so Isabel Dzierson.

Ausstellung beleuchtet auch Glück in der Familie und in Freundschaften

Daher widmet sich auch eine der sechs Ausstellungsabteilungen dem Glück in der Gemeinschaft, in Freundschaften oder, hofft man zumindest, im Kreis der Familie. Bezeichnend dafür steht eine Skulptur von Louise Bourgeois, drei ineinander geschlungene Bronzehände, die von einem vertrauensvollen, innigen Verhältnis erzählen.

Skulptur von Louise Bourgeois in der Ausstellung "Hello Happiness" in Dresden. Bildrechte: Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Die Ausstellung fragt aber auch danach, wie und wo Emotionen entstehen und zieht dazu die Naturwissenschaften heran. Spannend unter anderem eine historische Farbzeichnung aus dem Iran, die sich anlehnt an Überlegungen des persischen Gelehrten Avicenna aus dem 11. Jahrhundert. "Hier wird eine ganz frühe Verbindung aufgemacht zwischen dem Verdauungstrakt und dem Gehirn und somit auch den Gefühlen“, sagt Isabel Dzierson.

Kritischer Blick auf Glücksindustrie

In der Ausstellung wird aber auch die Glücksindustrie kritisch betrachtet. Bildrechte: Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Kritisch wird wiederum die Glücksindustrie unter die Lupe genommen. Etwa in ihrer vielleicht noch harmlosesten Ausprägung mit Happinez-Zeitschrift, Glücksmarmelade und der Zahnbürste "Happy Brush". Aber auch, indem Geschäftsmodelle zu Wellness und Achtsamkeit hinterfragt werden, mit denen sehr viel Geld verdient wird – in Zeiten wie unseren, in denen Glücklichsein als ultimatives Lebensziel angestrebt wird.

Dennoch positive Emotionen sind lebenswichtig, wenn nicht sogar überlebenswichtig, wie Iris Edenheiser, Direktorin des Deutschen Hygiene-Museums, betont. "Uns ist wichtig, eine ganze Bandbreite aufzufächern an Möglichkeiten, wie Menschen, ganz individuell, aber auch in Gemeinschaft zu guten Gefühlen kommen und dafür sorgen, in schwierigen Zeiten durchzustehen", so die Direktorin.

Insofern kommt, mit Blick auf die derzeitigen multiplen Krisen, "Hello Happiness" genau zum richtigen Zeitpunkt. Und auch wenn die Ausstellung keine Anleitung zum Glücklichsein geben will, so wird man sie mit Sicherheit mit mindestens einem Lächeln verlassen. 

Angaben zur Ausstellung"Hello Happiness!"
27. Mai bis 19. November 2023

Deutsches Hygiene-Museum
Lingnerplatz 1
01069 Dresden

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, Feiertage: 10 bis 18 Uhr

Führungen:
Öffentliche Führung in Deutscher Gebärdensprache
17. September 2023, 15 Uhr

Öffentliche Führung in Einfacher Sprache
1. Oktober 2023, 11 Uhr

Öffentliche Führung für blinde und seheingeschränkte Besucher*innen:
21. Oktober 2023, 11 Uhr

Sonderveranstaltungen:
"Vom Glück" - Ein Abend über das Glück und wie wir es finden
8. Juni 2023, 19 Uhr

"Vom Glück, Kinder zu haben" - Ein Abend über die Frage: Macht Mutterschaft zufrieden?
15. Juni 2023, 19 Uhr

Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 27. Mai 2023 | 07:45 Uhr