Ausgezeichnet Kunstpreis Dresden 2023 geht an die Malerin Angela Hampel
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Sie wirkt seit Jahrzehnten als Malerin, Grafikerin und Autorin in Dresden: Nun wird Angela Hampel für ihr Schaffen mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt ausgezeichnet – und zeigt sich völlig überrascht von der mit 7.000 Euro dotierten Auszeichnung. Jeweils einen Förderpreis vergibt die Jury 2023 an die Illustratorin Nazanin Zandi sowie die Breakdance-Crew The Saxonz. Überreicht werden die Auszeichnungen bei einem Festakt am 19. Juni auf Schloss Albrechtsberg.

Der mit 7.000 Euro dotierte Kunstpreis der Stadt Dresden geht in diesem Jahr an die Malerin Angela Hampel. Damit habe sie nicht mehr gerechnet, erklärte die Künstlerin nach der Verleihung am Donnerstag im Gespräch mit MDR KULTUR: "Das war eine völlige Überraschung."
Angela Hampel: "Wahnsinnige Freude"
Sie sei Dresden seit 1977 verbunden, solch ein Preis sei eine "schöne Anerkennung", weil er zeige, dass ihr Werk auch wahrgenommen würde; ihre Arbeiten im Stadtraum, aber auch ihre sonstigen Einlassungen: "Das ist eine wahnsinnige Freude, wenn die Arbeit honoriert wird mit einem solchen Preis, den ich aber auch stellvertretend für viele Kolleginnen und Kollegen meiner Altersgruppe entgegennehme", sagte Hampel weiter.
Angela Hampel: Galionsfigur der Dresdner Kunstszene und Feministin
Expressionistisch gemalte Punkerinnen, die ihr Recht als Frauen einfordern, verkleidet als mythische Figuren, als Kassandra, Medea und Salome: Mit dieser feministischen Revolte wurde die Dresdner Malerin Angela Hampel, damals um die 30, Mitte der 80er-Jahre bekannt. Im vergangenen Jahr würdigte die Städtische Galerie Dresden ihr Schaffen mit einer großen Ausstellung.
Der Kunstpreis der Stadt Dresden für Angela Hampel ist ein Statement für den Anspruch auf Diversität und Geschlechtergerechtigkeit – auch in der Kunst.
Bei der Bekanntgabe der Preisträger des Kunstpreises 2023 erklärte Dresdens Beigeordnete für Kultur, Annekatrin Klepsch, am Donnerstag, die Frage nach der Wahrnehmung und Repräsentanz weiblicher Positionen, überhaupt Geschlechterrollenbilder, habe Hampels Schaffen über Jahrzehnte geprägt. Selbst wenn heute Galerien und Museen auch von Frauen geleitet würden, sei der Kunstdiskurs doch noch immer sehr maskulin geprägt. Die Auszeichnung von Angela Hampel sei deswegen auch "ein Statement".
Die Jury würdigte Hampels "kreative Intuition und Energie in nahezu allen künstlerischen Gattungen" von der Malerei, Zeichnung und Grafik über Skulptur und Performances bis hin zu Film und literarischer Poesie. Gewürdigt werde sie mit dem Kunstpreis außerdem für ihr Engagement als Mitbegründerin der Dresdner Sezession 89, damit sei sie für die Sichtbarkeit der Frauen in der Kunst eingetreten: "Die intellektuelle Auseinandersetzung mit Kunst und Kunstverhältnissen ist selbstverständlicher Bestandteil ihres Daseins als Künstlerin. Das gesamte Œuvre der Künstlerin hat bis heute nichts an seiner Gültigkeit und Aktualität eingebüßt."
Expressiv in Gemälden, Plastiken, Texten
1956 in Räckelwitz bei Dresden geboren, studierte die ausgebildete Forstfacharbeiterin von 1977 bis 1982 Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seit 1982 arbeitet sie freischaffend in der Stadt. Ab 1987 zeigte sie erste Performances, Installationen und Environments im Stadtraum und veröffentlichte in den Literaturzeitschriften "Bizarre Städte" und "Sondeur". 1989 war sie eine der Mitbegründerinnen der Dresdner Sezession 89. Im öffentlichen Raum zu sehen sind die Plastiken "Undine kommt" und "Undine geht", die an der Molenbrücke in Pieschen sowie am Elbufer in Johannstadt stehen. Hampel schuf sie 1998 in einem Gemeinschaftsprojekt.
Radikale Kunst: "Man müsste das ganze System ändern"
Seit einigen Jahren schränkt eine ernste Stoffwechselkrankheit sie ein, dennoch hört Angela Hampel nicht auf, sich mit ihrer Kunst ins Zeitgeschehen einzumischen. Sie malt Ratten auf einem Narrenkahn und den Krieg als Tod pur. Ihre Kritik bleibt radikal – auch, was den Stand der Gleichberechtigung von Frauen angeht:
"Es passiert nicht wirklich etwas, es wird nicht wirklich an die Wurzeln des Systems gegangen. Man müsste das ganze System ändern und nicht immer nur ein Pflaster draufkleben. Gerade was die Frauen betrifft. Es reicht ja nicht, es ist sinnlos, immer mehr Frauenhäuser zu machen oder mehr Schutzzonen. Man müsste die Verhältnisse so ändern, dass das gar nicht nötig ist", erklärte sie zur Ausstellung 2022 im Gespräch mit MDR KULTUR.
Förderpreise für Nazanin Zandi und Breakdance-Crew The Saxonz
Jeweils einen Förderpreis vergab die Jury 2023 an die Illustratorin Nazanin Zandi sowie die Breakdance-Crew The Saxonz. Zandi leitet kreative Kurse und Workshops für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und geflüchtete Menschen in Dresden. 1973 im Iran geboren, lebt die studierte Architektin seit 1996 in Dresden. Sie kuratiert Ausstellungen und initiierte interkulturelle Comic-Kurse. Im Gespräch mit MDR KULTUR freute sie sich über die Anerkennung durch den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis, Dresden sei der Ort, wo sie Wurzeln geschlagen habe. Zugleich verwies sie auf die schwierige finanzielle Lage von Kunstschaffenden.
2013 in Dresden gegründet, tourt "The Saxonz" inzwischen international und ist Initiator eigener Events wie "Saxonz Anniversary", "Floor on Fire", "Dance Off" und "XXL Trainingssession" für die sächsische Tanzszene. Gewürdigt wird mit dem Preis auch die Nachwuchsförderung.
Festakt zum Dresdner Kunstpreis 2023 im Juni
Der mit 7.000 Euro dotierte Kunstpreis sowie bis zu zwei Förderpreise werden seit 1993 durch die Landeshauptstadt Dresden an aufstrebende Nachwuchskünstlerinnen und -künstler, Ensembles sowie Kulturschaffende vergeben. Gewürdigt werden soll damit ihr überregional bedeutsames künstlerisches Schaffen oder kulturelles Engagement. Bis Ende Oktober 2022 konnten alle Dresdner*innen sowie Vereine, Verbände und Institutionen Vorschläge einreichen. In den Vorjahren wurden der Komponist Sven Helbig, der Schriftsteller Marcel Beyer oder die Tänzerin Katja Erfurth mit dem Kunstpreis ausgezeichnet.
Die Auszeichnungen 2023 wird Oberbürgermeister Dirk Hilbert am 19. Juni im Rahmen eines Festakts auf Schloss Albrechtsberg verleihen.
Quelle: Pressemitteilung Stadt Dresden, MDR KULTUR / Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. März 2023 | 13:30 Uhr