Das Grab von Caspar David Friedrich in Dresden: eine große und zwei kleinere Steinplatten, darum etwas Grün
Das Grab von Caspar David Friedrich auf dem Trinitatis-Friedhof in Dresden sieht derzeit nicht sehr repräsentativ aus. Das soll sich nun mit der Stiftung des Schauspielers Tom Pauls ändern. Bildrechte: MDR/Mario Süßenguth

Denkmal Dresden: Tom Pauls engagiert sich für Sanierung des Grabes von Caspar David Friedrich

28. April 2023, 10:26 Uhr

Der Schauspieler und Kabarettist Tom Pauls will mit seiner Stiftung die Sanierung und Aufwertung der letzten Ruhestätte des Malers Caspar David Friedrich auf dem Trinitatis-Friedhof in Dresden in Gang bringen. Bis zum 250. Geburtstag des frühromantischen Künstlers im Jahr 2024 sollen die bisherige Grabplatte restauriert und die Anlage um ein Denkmal erweitert werden.

Flechten wachsen über die teils schwarzverwitterte Sandsteingrabplatte auf dem Dresdner Trinitatis-Friedhof. Zwei kleinere Tafeln links und rechts sind kaum noch zu entziffern. Regen, Schnee und Frost nagen an der baulich unscheinbaren Begräbnisstätte Caspar David Friedrichs (1774-1840). "Hier wollen und müssen wir etwas tun", sagt der Schauspieler und Kunstsammler Tom Pauls, eine Stiftung und ein neuer Freundeskreis würden ab jetzt Spenden sammeln.

Für einen derart in der Welt bekannten Maler halte ich dessen Grab für zu sehr vernachlässigt.

Schauspieler Tom Pauls über das Grab von Caspar David Friedrich

Die aktuelle Grabfassung entstand um 1930. Erst in den späten 1920er-Jahren hatten zwei Heimatforscher die Stelle wiederentdeckt, an der Friedrich im Mai 1840 beerdigt worden war – nur noch mit überwucherten Überresten der historischen Bebauung.

Tom Pauls und Unterstützer planen Denkmal für Caspar David Friedrich

"Die Stelle des Grabes ist durch Originalakten exakt belegt", betont Friedhofsleiterin Beatrice Teichmann. In ihr haben Tom Pauls und sein Unterstützerkreis eine von dieser Idee überaus begeisterte Frau gefunden. "Seit unserem ersten Treffen hier am Grab bin ich mit großer Lust und Leidenschaft dabei", so Teichmann.

Sie und weitere Caspar-David-Friedrich-Freunde reden bereits konkret darüber, welches hinzuzubauende Künstler-Denkmal der Popularität und auch dem Charakter des Landschaftsmalers aus dem 19. Jahrhundert entsprechen könnte.

Tom Pauls 4 min
Tom Pauls Bildrechte: Robert Jentzsch

Um die 45.000 Euro dürfte das Gesamtprojekt kosten, mit umfassender Grabsanierung, Denkmalneubau und einer Sandsteinbank am Grab. Die sächsische Landeshauptstadt ist mit dabei. Für Fördermittel liegt ein aktueller Antrag vor.

Tom Pauls: fasziniert vom Elbsandsteingebirge und der Kunst der Romantik

Für das künftige Denkmal wolle man sich von Motiven Caspar David Friedrichs inspirieren lassen, sagt Pauls. "Zwei Bilder aus dem Spätwerk könnten konkret als Vorlage für einen Entwurf dienen, einmal 'Der Träumer' mit der Klosterruine Oybin" und zum anderen 'Die Eule im gotischen Fenster'."

Schauspieler Tom Pauls steht auf einem Friedhof und hält Bilder in der Hand.
Diese beiden Bilder von Caspar David Friedrich hält Schauspieler Tom Pauls für geeignet als Inspiration für ein Denkmal. Bildrechte: MDR/Mario Süßenguth

Pauls zeigt sich fasziniert von der Symbolik: "Ich lese in diesen Werken bewegende Geschichten über Tod und Vergänglichkeit." Der 64-jährige Wahl-Dresdner ließ sich schon in den 80ern von der Natur des Elbsandsteingebirges zur Kunst der Romantik führen. "Da sind die Felsen, die Abgründe, die Ausblicke", so Pauls.

In Caspar David Friedrichs großartigen Gemälden wie 'Der Wanderer über dem Nebelmeer' höre ich den Wind pfeifen, und ich kann mich direkt hinein versenken.

Tom Pauls, Schauspieler und Kabarettist

Das Bild "Wanderer über dem Nebelmeer": ein Mann steht auf einem Felsen und schaut über den unter ihm liegenden Nebel
Es ist eines der Symbolbilder für das romantische Lebensgefühl: "Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich. Bildrechte: picture-alliance/ dpa/dpaweb | Folkwang-Museum/Elke Walfo

Der falsche "Kaspar" auf dem Dresdner Friedhof

Ein Kuriosum irritiert die Besucher von Caspar David Friedrichs Grab seit jeher. Denn in der waagerecht liegenden Sandsteinplatte ist der Vorname falsch geschrieben – mit "K" statt mit "C". Ob dies ideologische Gründe im nationalen Zeitgeist der 1920/1930er-Jahre hatte oder einfach nur ein Fehler des Steinmetzes war, bleibt bislang ein Geheimnis.

Der mit der Bauplanung beschäftige Diplomrestaurator Dirk Böhme möchte diesen Namens-Irrtum belassen. "Aber ich würde gerne beide Varianten zeigen, es ist ja auch eine historische Anekdote." Im jetzigen "K" in einer Art Frakturschrift stecke auch der Bogen für ein "C", und das ließe sich künftig mit Bronze oder Blei hervorheben.

Einweihung des Denkmals für September 2024 geplant

Noch dieses Jahr dürfte Caspar David Friedrichs Grab zur Baustelle werden. Für die Restaurierung der jetzigen Anlage müssen die Steine angehoben und neu begründet werden. "Wenn alles so klappt, wie wir uns das vorstellen", so Stifter Tom Pauls, "dann weihen wir das instandgesetzte Grab und das neue Denkmal am 5. September 2024 ein – dem 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs."

Kameras sind auf drei Personen vor einem Grab gerichtet.
Beatrice Teichmann ist als Leiterin des Dresdner Trinitatis-Friedhofs begeistert von der Initiative von Tom Pauls und dessen Unterstützerkreis, zu dem auch Diplomrestaurator Dirk Böhme (links) gehört. Bildrechte: MDR/Mario Süßenguth

Für Pauls, den leidenschaftlichen Sachsen mit Herzblut, ist noch eine weitere Tatsache aller Verbreitung wert. "Ich habe in einem Brief des Malers an seinen König ein flammendes Bekenntnis zu seiner Wahlheimat entdeckt", sagt der Schauspieler und zitiert aus dem Schriftstück von 1816: "So sind Sachsen mein zweites Vaterland und seine Bewohner meine geliebten Landsleute geworden." Der eigentlich in Greifswald geborene und der Ostseeküste stets zugewandte Friedrich schreibt weiter, er wünsche sich nunmehr, mit 41 Jahren, für immer hier zu bleiben und "als Sachse zu leben und zu sterben".

Caspar David Friedrich ließ sich vom Trinitatis-Friedhof inspirieren

Der Trinitatis-Friedhof im Dresdner Stadtteil Johannstadt musste wegen der übergroßen Zahl von Toten aus den Napoleonischen Kriegen angelegt werden. Um 1815 erfolgte hier die erste Bestattung. Für Caspar David Friedrich war dies auch ein Ort der Motivfindung. Das Eingangstor findet sich im unvollendeten Gemälde "Friedhofseingang" aus dem Jahr 1825 wieder, es hängt jetzt in der Dresdner Galerie Neue Meister.

Redaktionelle Bearbeitung: op

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. April 2023 | 17:10 Uhr