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In der neuen Ausstellung "Move!" des Verkehrsmuseums Dresden wird beleuchtet, wie sehr der Verkehr eine Stadt prägt. Bildrechte: Verkehrsmuseum Dresden / Philipp Herfort Photography

"Move! Verkehr macht Stadt"Dresden: Verkehrsmuseum zeigt Ausstellung zur Verkehrswende

von Grit Krause, MDR KULTUR

Stand: 26. Mai 2023, 19:18 Uhr

Das Verkehrsmuseum Dresden widmet sich in einer Sonderausstellung dem Thema Verkehrswende. "MOVE! Verkehr macht Stadt" zeigt einen Abriss über die Entwicklung des Verkehrs in den Städten – von den Anfängen bis heute – und verdeutlicht, wie das Automobil immer dominanter wurde und schließlich regelrechte Autostädte entstanden sind. Die Ausstellung fragt: Wie kann zukünftig eine lebendige und lebenswerte Stadt ermöglicht werden, die gleichzeitig den Mobilitätsbedürfnissen und der Umwelt gerecht wird?

Auf historischen Stadtansichten, die um 1900 entstanden sind, kann man sich nur wundern, wie sich das wuselige Treiben auf den Straßen damals wohl organisiert haben mag. Straßenverkehrsordnungen gab es noch nicht, dafür aber jede Menge Menschen, die kreuz und quer unterwegs waren. "Ohne große Unfälle, ohne große Zeitungsartikel, die darüber berichten. Und rausgekommen ist, dass tatsächlich Pferdestraßenbahnen, elektrische Straßenbahnen, die später aufkommen, Fahrräder, Autos, Motorräder, Fußgänger zeitgleich unterwegs sein konnten, weil die Geschwindigkeit zum Beispiel niedriger war." So beschreibt Thomas Eisentraut, Kurator der Ausstellung "MOVE – Verkehr macht Stadt", dieses gepflegte Chaos.

Mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert – parallel zur Industrialisierung – kommt enorme Bewegung in den Stadtverkehr, was in der Zeit davor nicht nötig gewesen ist, wie Michael Vogt, Direktor des Verkehrsmuseums, erläutert: "Im Mittelalter war es so, dass viele Menschen in einem Haus lebten, arbeiteten und auch die Freizeit verbrachten. Erst, wenn die Ziele woanders sind, als Einkaufen woanders stattfindet, Freizeit woanders stattfindet, und man auch woanders arbeitet, dann muss ich zur Arbeit gehen, pendeln, dann entsteht erst der Verkehr. Wir sind also hier bei der Frage, wie erfindet die Stadt den Verkehr?"

Ein Pianist über das Leben in der Stadt

Mit größer werdenden Entfernungen kamen Verkehrsmittel

Blick in die Ausstellung "Move – Verkehr macht Stadt" im Verkehrsmuseum Dresden Bildrechte: Philipp Herfort Photography

Vor allem war man damals zu Fuß unterwegs. Doch je mehr sich Betriebe, Manufakturen vor den Stadttoren ansiedelten, umso größer wurden die Entfernungen und andere Verkehrsmittel mussten her. Das Fahrrad bot sich an und als es für Arbeiter und auch für Arbeiterinnen erschwinglich wurde, war es für den Individualverkehr in den Städten unverzichtbar und unausweichlich. Motorräder kamen später hinzu und schließlich begann der Aufstieg und Siegeszug der Automobile.

Michael Vogt: "Nach dem Krieg ging es dann so richtig los. Auch mit der traurigen Gelegenheit, die Städte dann autogerecht neu zu bauen. Sie mussten ja aufgebaut werden, sie waren vielfach kriegszerstört. Und dann haben die das so gemacht, dass es dem modernen Verkehr zweckdienlich war, nämlich dem Auto."

Das war unter anderem in Dresden so. Im Kapitel "Unser auto-mobiles Leben", einer von fünf Themenbereichen in der Ausstellung, wird von dieser Autobegeisterung erzählt. In Straßenverkehrsordnungen, die älteste ist von 1909, kann man noch mal die Regeln nachlesen. Auch die Auswahl an Verkehrszeichen zeigt die Veränderungen innerhalb der letzten hundert Jahre. Eine Sache ist dabei besonders auffällig, so Kurator Thomas Eisentraut: "Umso mehr Text auf so einem Schild ist, umso älter ist es, weil man ja langsamer gefahren ist und in Ruhe das Schild lesen konnte im Vorbeifahren."

Die Sonderausstellung im Verkehrsmuseum Dresden lädt zum Mitmachen ein und ist bis zum 7. Januar 2024 zu sehen. Bildrechte: Verkehrsmuseum Dresden / Philipp Herfort Photography
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Autoparkplätze, die größer sind als Kinderzimmer

Die Probleme und Herausforderungen, die sich durch den massenhaften Autoverkehr in der Stadt ergeben, werden ebenfalls in der Ausstellung thematisiert. Platzmangel zum Beispiel, dargestellt durch zwei markierte Parkplätze, einer jeweils 12 qm groß. Da ist manches Kinderzimmer kleiner. Erläutert wird aber auch, wie sich Städte unter anderem durch immer mehr Asphalt, also Parkplätze und Straßen, zunehmend erhitzen.

Wir zeigen, wie die Städte umgebaut worden sind vom Mittelalter an, welche Experimente, Versuche und Ideen andere Städte haben. Und dann muss man sich die Frage stellen: Wie wollen wir eigentlich in der Stadt leben?

Michael Vogt, Direktor des Verkehrsmuseum Dresden

Und so blickt die Ausstellung am Ende schließlich nach Tallin, wo der öffentliche Nahverkehr kostenlos ist, sowie in die Fahrradmetropole Utrecht und ebenfalls auf die sogenannten Superblocks in Barcelona – ein Konzept von verkehrsberuhigten Nachbarschaften, das inzwischen auch in Leipzig in einem Pilotprojekt getestet wird.

Im Verkehrsmuseum Dresden können Besucherinnen und Besucher an zahlreichen interaktiven Stationen ihr Wissen rund um den Verkehr in der Stadt erweitern. Bildrechte: Philipp Herfort Photography

Angaben zur Ausstellung"MOVE! Verkehr macht Stadt"
Sonderausstellung vom 31. März bis 7. Januar 2024

Verkehrsmuseum Dresden
im Johanneum am Neumarkt
Augustusstraße 1
01067 Dresden

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr

Öffentliche Führungen:
1. April, 15 Uhr
6. Mai, 15 Uhr
3. Juni, 15 Uhr

Die Besucherinnen und Besucher können an zahlreichen interaktiven Stationen ihr Wissen rund um den Verkehr in der Stadt erweitern. Etwa können sie die Düfte der Stadt erschnuppern, durch ein Straßenlabyrinth steuern oder zu Stadtplanern werden. Die Ausstellung wird durch ein Begleitprogramm mit Führungen, Podiumsdiskussionen, Lesungen und Ferienprogrammen für Kinder ergänzt.

Das Verkehrsmuseum Dresden wurde 1952 gegründet und vereint Ausstellungen zu den vier Verkehrszweigen Straße, Schiene, Luft und Wasser unter einem Dach. Wechselnde Sonderausstellungen und ein Erlebnisbereich für Kinder ergänzen die Dauerausstellung.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 08. November 2022 | 19:00 Uhr