Museumschef im Gespräch Eintrittspreise ade: Warum das Naturkundemuseum Leipzig mit kostenfreiem Eintritt punkten will

Ab 2024 soll der Zugang zu den Dauerausstellungen der städtischen Museen in Leipzig kostenfrei sein. Dazu gehört auch das Naturkundemuseum. Dessen Direktor, Ronny Maik Leder, hat sich für den kostenlosen Eintritt stark gemacht, er sieht darin nicht nur Vorteile für die Häuser, sondern auch eine gesellschaftliche Verpflichtung. Seine Argumente hat er im Gespräch mit MDR KULTUR erläutert.

Ronny Maik Leder leitet das Naturkundemuseum Leipzig und ist ein großer Befürworter des freien Eintritts für städtische Museen. Für ihn zeige sich darin die Haltung einer großen Stadt wie Leipzig zu dem Bildungsauftrag ihrer großen Museen, sagt er im Gespräch mit Susanne Kittel von MDR KULTUR. Spezifische Zielgruppen für einen kostenlosen Eintritt sähe er dabei nicht, die ganze Gesellschaft solle mit dieser Entscheidung angesprochen werden.

Ronny Maik Leder bei MDR KULTUR 7 min
Bildrechte: MDR/Olaf Parusel

Das sei ein städtischer Auftrag! Schließlich würden die Häuser über Steuergelder finanziert und es stelle sich die Frage, warum die Bürgerinnen und Bürger hier zweimal zahlen sollten, so Leder. Man habe seiner Meinung nach den Auftrag, die in ihrer Obhut befindlichen Sammlungen nicht nur zu pflegen sondern auch zu zeigen, die Bestände wie auch die Magazine.

Warum ein kostenfreier Zugang wichtig ist

Der Zugang zu Museen solle mit möglichst geringen Hindernissen möglich sein – und Eintrittsgelder seinen für Leder die erste große Barriere. Diese herunterfahren, zumindest für ein grundständiges Angebot, sei eine wirklich deutliche Geste, sagt der Museumschef, denn "die Leute sollen ins Museum kommen, sich hier wohlfühlen und dann ganz angenehm subtil die Inhalte verinnerlichen dürfen."

Zwar gibt es bereits kostenfreie Zugänge, so für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren und an einem Tag im Monat sei der Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei. Ebenso greifen Ermäßigungen, zum Beispiel für Inhaber des Leipzig-Passes. Diese verschiedenen Modelle seien für Leder jedoch eher verwirrend, hier müsse man sich schon fragen, geht es nicht einfacher?

Für uns ging es einfach darum, dass wir wirklich ein grundständiges Bildungsangebot offerieren wollen, als Stadt an seine Bürgerschaft, um klarzumachen: Wir sind für euch da!

Ronny Maik Leder, Direktor des Naturkundemuseums Leipzig

Sind die zusätzlichen Kosten gerechtfertigt?

Den zusätzlichen Kosten von ca. 500.000 Euro setzt Leder den Wert entgegen, den die Haltung seiner Stadt mit dem kostenfreien Eintritt an die Bürgerinnen und Bürger vermittle. Die möglichen Mehrkosten müsse man auch relativieren, denn im Vergleich zu den wirklichen Gesamtkosten, die im musealen Bereich immer anfallen, sei das eher wenig Geld. Auch sähe er die Option des freien Zugangs eher bei den Dauerausstellungen, für Sonderausstellungen mit ihren hochästhetischen und qualitätsvollen Angeboten könne man hingegen Eintritt verlangen.

Warum internationale Museen auf kostenfreie Zugänge setzen

Bei der Entscheidungsfindung für einen freien Eintritt habe man sich auch international informiert. Häuser wie das Folkwang-Museum in Essen oder auch das British Museum in London praktizieren das bereits. Vor allem der angelsächsische Raum ist hier ein Vorreiter. Es habe sich gezeigt, dass die Häuser nicht nur einen vermehrten Besucherzustrom hatten, sondern auch eine Bindung an die Häuser verzeichnen konnten, die Identifikation mit der Institution Museum sei dadurch gestiegen. Die Auswirkungen des freien Eintritts sollen auch in Leipzig in den nächsten Jahren erforscht werden.

Das Bild aus der Welt zeigt ganz klar, dass das der Kulturlandschaft gut tut!

Ronny Maik Leder über internationale Museen mit freiem Eintritt

Zwei Männer stehen inmitten von ausgestopften Tieren.
Im Naturkundemuseum Leipzig beraten der Präparator für Naturwissenschaftliches Sammlungsgut, René Diebitz (l.) und Museumschef Ronny Maik Leder Reparaturen an Groߟtieren. Bildrechte: dpa

Redaktionelle Bearbeitung: op

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. Februar 2023 | 12:10 Uhr