Kunst in Zeiten von Corona Nach Absage der "artthuer": Verkaufsausstellung in Erfurt soll Künstlern helfen
Hauptinhalt
Die Absage der Kunstmesse artthuer im November hat viele Künstler hart getroffen, weil sie auf ihren Werken sitzengeblieben sind. Nun soll eine Verkaufsausstellung in der Erfurter Altstadt doch noch für Umsätze sorgen.
Auch die Thüringer Kunstmesse "artthuer" ist in diesem Jahr abgesagt worden – wie so viele Veranstaltungen. Viele Künstler hatten extra für die vom 6. bis 8. November 2020 geplante Messe Bilder gerahmt, Objekte gestaltet oder Keramik produziert, konnten aber letztlich nichts davon verkaufen. Dazu bekommen sie jetzt eine Gelegenheit: Denn die Galerie Waidspeicher in der Erfurter Altstadt wird viele der entstandenen Arbeiten in den kommenden Tagen ausstellen und zum Verkauf anbieten.
Ersatzausstellung in Galerie Waidspeicher
Nach Angaben des Verbands Bildender Künstler Thüringen hatten sich für die "artthuer" knapp 100 Aussteller angemeldet. Über 60 Künstlerinnen und Künstler beteiligen sich nun an der Ausstellung in der Galerie Waidspeicher. "Wir sind froh, dass wir den Raum hier nutzen dürfen", sagt die Geschäftsführerin des Verbands, Michaela Hirche. Denn so könne man die kleine Verbandsgalerie auf der Erfurter Krämerbrücke vorübergehend erweitern. Nach der Absage der Kunstmesse ist die Ausstellung für die Künstler ein Lichtblick. Sie hoffen auf etwas Umsatz durch Menschen, die noch nach einem exklusiven Weihnachtsgeschenk suchen.
Besondere Kunstobjekte
Unter den ausgestellten Objekten ist etwa ein großformatiges Bild von Elke Albrecht, Acryl auf Leinwand, weißer Untergrund mit blauem Oval. "Wirklich etwas sehr Schönes", betont Susanne Knorr vom Erfurter Kunstverein – subtil gearbeitet mit Oberflächen und Fragmenten. Nebenan stehen Objekte von Kati Münter, Collagen aus gefundenen Materialien. In einem Fall wird sogar eine alte Küchenwaage zum Kunstobjekt.
Ein anderer beteiligter Künstler ist Gunnar Jacobson, Keramikmeister aus Ostthüringen. Vorsichtig packt er seine wertvollen Arbeiten aus: zwei Vasen aus Porzellan, eine davon gold-glänzend – ein Unikat. Auch dieses Stück hätte er normalerweise auf der "artthuer" präsentiert. Jacobsons Umsatz ist in diesem Jahr um 80 Prozent zurückgegangen. Trotzdem will er optimistisch bleiben. Seine Vasen bekommen einen extra schönen Platz in der Verkaufsausstellung der Galerie Waidspeicher. Sichtbar zu sein sei das Wichtigste, sagt er: "Klar – als Künstler ist das das Lebenselixier."
Genau darum gehe es, sagt Philipp Schreiner, Kurator der Kunstmuseen Erfurt. Er hatte sich für die Notlösung stark gemacht, um den Künstlerinnen und Künstlern zu helfen, die Einbußen ein wenig auszugleichen.
Wir haben Fotografien, wir haben klassische Malerei, wir zeigen Zeichnungen, Plastiken – also es ist wirklich die komplette Bandbreite bis hin zu Textilkünstlerinnen und den Schmuckdesignern, die hier auch ihre Werke präsentieren.
Er zeigt auf einen großen weißen Rahmen, der noch auf dem Boden steht, darin: ein filigranes Papierwerk – das Bildnis einer dahin eilenden Burgdame im wallenden Gewand. Es ist ein Papierrelief von Joachim B. Schulze. "Eine ganz tolle Arbeit", schwärmt Schreiner. Der Künstler hat es mit schwerem, dickem Papier von einem Steinrelief abgeformt.
Etwa 100 bis 120 Objekte könnten in der Galerie Waidspeicher in den kommenden Wochen den Besitzer wechseln. Die Veranstalter sind optimistisch, denn alle Museen sind geschlossen. Aber für diese Art, Kunst zu zeigen und zu verkaufen, gab es trotzdem grünes Licht.
Angaben zur Ausstellung
"Kauft Kunst! - artthuer Verkaufsausstellung"
Galerie Waidspeicher
Michaelisstraße 10, 99084 Erfurt
11. Dezember 2020 bis 9. Januar 2021
Öffnungszeiten:
dienstags bis samstags, 11 bis 18 Uhr
Eintritt frei
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. Dezember 2020 | 06:15 Uhr