Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig
Die Galerie für Zeitgenössische Kunst wurde vor einem Vierteljahrhundert eröffnet und ist heute einer der Kunsttempel der Stadt Leipzig. Bildrechte: Alexandra Ivanciu, ©GfZK

Ökologisch und global? Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig feiert 25-jähriges Bestehen mit Ausstellung

12. Mai 2023, 04:00 Uhr

Am 15. Mai 1998 nahm die Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) ihre Arbeit auf. Längst ist die GfZK zur Leipziger Kunstinstitution geworden, ist eine anerkannte Präsentationsplattform für moderne Gemälde, Grafiken, Fotografien und Medienkunst geworden. Eine Jubiläumsschau zieht nun nach einem Vierteljahrhundert ein Fazit und blickt in die Zukunft.

Der Gründerzeitbau der Hertfurth’schen Villa am Leipziger Johannapark war schon immer ein Haus der Kultur. Unter ihrem ersten Besitzer, dem Geologen Hermann Credner, waren hier unter anderem Amundsen und Max Liebermann zu Gast.

Seitdem die Galerie für Zeitgenössische Kunst 1998 hier einzog, kam erst ein fluoreszierend-grünes Labyrinth im Garten hinzu, aus Plastikreisern der Pariser Stadtreinigung, das der Künstler Olaf Nicolai geschaffen hatte – Liebling vor allem der Leipziger Kinder – dann 2004 ein Pavillon mit großen Fenstern und verschiebbaren Wänden. Er ermöglicht seitdem zusätzliche Wechselausstellungen.

Olaf Nicolai, Labyrinth: eine grüne Rasenfläche aus Plastik, eine Frau geht darin herum, dahinter ein Haus
Olaf Nicolais "Labyrinth" muss mittlerweile saniert werden. Bildrechte: Sebastian Schröder

Nachhaltigkeit der Kunst

In der Villa finden sich nun Teile von Olaf Nicolais Labyrinth wieder; denn es muss aufgrund der Witterung saniert werden. Die GfZK macht das gleich zum Thema ihrer Jubiläumsausstellung, die aus Gründen des Selbstverständnisses natürlich im Haupthaus stattfindet.

Direktorin Franciska Zólyom erklärt: "Der Versuch ist es, zu schauen, ob es gelingt, eine Version zu schaffen, die nachhaltiger ist. Wir arbeiten mit zwei Designerteams zusammen, die organische Materialien präferieren, die daraus Werkstoffe gewinnen, die zum Teil auch als veganes Leder bekannt sind. Und wir möchten aus dem organischen Material die Installation reproduzieren."

Daraus, wie Direktorin Zólyom das nachhaltige Labyrinth schildert, wird deutlich, wohin die Reise in der Jubiläumsschau geht, die sich über zwei Etagen in der Villa zieht: sie soll sich am besten von selbst abbauen. (Kleiner Scherz, Anm. d. Autorin) Seit einem Jahr ist die Galerie in Leipzig Modellprojekt für klimaneutrale Kultureinrichtungen mit eigener Förderung.

Sarah Sze, Still Life with Flowers: verschiedene Gegenstände dreidimensional angeordnet, darunter ein Zollstock und Pflanzenfragmente
In der Ausstellung zu sehen ist auch "Still Life with Flowers" von Sarah Sze (1999) Bildrechte: Alexandra Ivanciu

Leipziger Modellprojekt für klimaneutrale Kultureinrichtungen

Den größten CO2-Abdruck hinterlässt in der GfZK aber immer noch das Publikum mit seinem "Mobilitätsverhalten", erklärt Franciska Zólyom. Für die neue Schau, gefördert durch die Nachhaltigkeitsinitiative "Zero" des Bundes, hat man jedoch keine ökologischen Mühen gescheut – selbst was die Ausstellungsinformationen betrifft. Früher aus Papier, sind letztere jetzt aus abwaschbaren Plastiktafeln.

Wir versuchen wirklich, ohne Chemie auszukommen, geschlossene Materialkreisläufe in der Ausstellung zu haben.

Julia Eckert, Kuratorin

Neue und ältere Kunstwerke

Zu sehen gibt es aktuelle zeitgenössische Kunst, etwa von Lars Bergmann, der sich für Infrastrukturen interessiert und der plastisch die Klimaanlage der GfZK interpretiert. Oder von Katarína Dubovská, die in einer Installation die Nachhaltigkeit von Fotoproduktionen hinterfragt.

Die Jubiläumsschau präsentiert aber auch Kunst, die unter früheren Direktionen, so von Klaus Werner und Barbara Steiner, erworben wurde. Immer noch gut anzuschauen ist etwa eine Skulptur von Auke de Vries von 1985, ein Ankauf des Förderkreises der Galerie. Zu dieser bemerkt Zólyom: "Auke des Vries arbeitet oftmals auch im Außenraum, verwendet Materialien, die man dort vorfindet. Diese beiden Skulpturen hier bestehen aus fragilen Metallteilen, die so verbunden sind, dass sie wie zu schweben scheinen.

Katarína Dubovská, Tectonic Shifts: ein bedrucktes, gleichmäßig durchlöchertes Stück Stoff
Katarína Dubovskás "Tectonic Shifts, Invitation for Movement" ist in diesem Jahr entstanden und in der Schau zu sehen. Bildrechte: Katarína Dubovská

Unterstützung für die Galerie

Seit ihrem Bestehen wird die GfZK zu gleichen Teilen von der Stadt Leipzig, dem Land Sachsen und ihrem Förderkreis getragen. In letzterem finden sich auch Mäzene der deutschen Wirtschaft wieder, etwa Arend Oetker, der zu den Gründungsvätern der Galerie gehört. 2022 erhielt Oetker für seine Unterstützung den Verdienstorden des Freistaates Sachsen.

In der Jubiläumsschau gibt es Reminiszenzen an viele ökologische Initiativen in Leipzig, etwa der "Gesellschaft für artübergreifende Freundschaft", die laut Eigenwerbung eine "Schnittstelle zwischen Kunst und Kompost" ist. Eine weitere Referenz gibt es an die private Galerie "Eigen + Art", die 2009 das Haus bespielte, als die öffentliche Hand den Geldhahn fast zudrehte. Damals wie heute – eine Warnung?

Screenshot, oben und unten verschiedene Ansichten von Wasserflächen, dazwischen ein Augenpaar.
Aus dem Video "Future Tropics" von Kent Chan (2023) Bildrechte: Kent Chan

Fokus auf Kolonialismuskritik und Klimawandel

Vorgängerin Steiner setzte noch stark auf osteuropäische Kunst als Gegenpol zur westlichen. Und heute? Direktorin Zólyom positioniert sich dazu "Es gibt ein sehr großes Netzwerk in und mit sogenannten 'postsowjetischen Ländern'. Was unsere Arbeit in den letzten Jahren sehr stark geprägt hat, sind kolonialismuskritische Diskurse. Und dass wir gemeinsam global umdenken müssen, um den Klimawandel zu entschleunigen."

Nach einem GfZK-Besuch findet man sich auf der bis heute glücklicherweise unbebauten Grünfläche des Kunsthauses. Bestrebungen, das städtische Filet-Stück mit sogenannten "Town-Houses" zu bebauen gab es schon, diese konnten jedoch abgewehrt werden. Stattdessen existiert neben Nicolais bisherigen Plastiklabyrinth nun ein zweites, aus Kenaf, einem Malvengewächs, einer rauscharmen Alternative zu Hanf, die aber, wie dieser, ein gute CO2-Bilanz besitzt.

Ein Gebäude mit sehr großen Glasflächen, darum Rasen und Bäume.
Eines der Gebäude der Galerie für Zeitgenössische Kunst inmitten von Grün. Bildrechte: Alexandra Ivanciu, ©GfZK

Die Ausstellung "Things That Were Are Things Again"
Jubiläumsschau zu 25 Jahren Galerie für Zeitgenössische Kunst

13. Mai bis 10. Oktober 2024

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 14 bis 19 Uhr
Samstag, Sonntag: 12 bis 18 Uhr

Eintrittspreise:
Einzelticket: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro
Mittwochs freier Eintritt

Galerie für Zeitgenössische Kunst
Karl-Tauchnitz-Straße 11, 04107 Leipzig

Gezeigt werden Werke von:
Lars Bergmann, Kent Chan, Céline Condorelli, Katarína Dubovská, Ólafur Elíasson, Till Exit, Ian Hamilton Finlay, Andrea Garcia Vasquez, Elizabeth Gerdeman, Gesellschaft für artübergreifende Freundschaft (Interspecies Society), Christine Hill, Johanna Kandl, Inga Kerber, Imi Knoebel, Hanne Lippard, Muntean/Rosenblum, Olaf Nicolai, Dan Peterman, Maren Roloff, Christoph Schäfer, Sean Snyder, Sarah Sze, Auke de Vries

Redaktionelle Bearbeitung: op

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. Mai 2023 | 08:10 Uhr