"Ich bin eine Bäumin" Gerda Lepke zeigt in der Orangerie Gera Natur zwischen Schönheit und Abstraktion
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Inspiriert von den französischen Impressionisten sowie Malern wie Jackson Pollock hat Gerda Lepke einen ganz eigenen Malstil erschaffen. Abstrakt und doch auch gegenständlich bringt sie immer neue Landschaftsansichten auf die Leinwand, mit Abertausenden Klecksen, Punkten und Strichen. In einer neuen Ausstellung in der Orangerie Gera werden nun Werke aus allen Schaffensphasen Lepkes gezeigt – ein malerischer Ausflug ins Grüne.

Gerda Lepke gilt als die Grande Dame der Kunstszene von Gera und Dresden. In ihren Werken beschäftigt sie sich viel mit der Natur, Grün ist die immer wiederkehrende Farbe. Das Interesse am Baum bestehe ein Leben lang, so berichtete die Künstlerin bereits 2020 in einem Interview mit MDR Kultur. Man habe sie wohl als Kind unter einen Baum geschoben zum Schlafen, Lachen oder Schreien: "Und dieses Stehen und von da aus die Welt wahrnehmen, sich selbst wahrnehmen – das ist ein Prozess, der sich bis heute durchzieht."
Die Natur als Motiv
Durch die großen Fenster ihres Atelierhauses in Gera kommt die Welt der Bäume zu Lepke, dort malt sie an ihren großformatigen Gemälden, oder besser – tupft und kleckst – Punkt für Punkt, Strich für Strich, bis die grüne Natur auf der Leinwand gerade noch so erkennbar ist. In der Orangerie sind nun einige dieser Landschaftsbilder zu sehen: Sie tragen Titel wie "Grüne Formation", "Palme" oder "Ostthüringische Landschaft".
Auch die von ihr so geliebte Dresdner Elblandschaft ist mehrmals zu entdecken. Oben der blaue Himmel, dann die grün-braunen Hänge, unten das blaue Wasser. Abstrahiert gemalt und doch erkennbar, wie Holger Saupe, Leiter der Kunstsammlung Gera betont: "Trotz all dieser übereinander gelegten Farben hat Gerda Lepke den Gegenstand nie verlassen. Sie ist keine reine abstrakte Künstlerin, das will sie gar nicht sein! Sie will vielmehr den Gegenstand umfassen, umschreiben. Und dann ein Bild von ihrer Wahrnehmung des Gegenstands liefern."
Von Impressionisten inspiriert
Lepke, geboren 1939 in Jena, zog es als junge Frau in die Museen von Dresden, Prag und Leningrad. Dort entdeckte sie die Werke der französischen Impressionisten, erforschte deren Auseinandersetzung mit dem Licht in der Landschaft, mit Farbe und Bewegung. Aber auch die klassische Moderne interessierte sie, etwa Jackson Pollock mit seinem Action Painting.
Als sie ab 1966 in Dresden Malerei studierte, formte sie aus diesen Einflüssen ihren ganz eigenen Stil. Der hatte mit sozialistischem Realismus schon bald nicht mehr viel zu tun – wie etwa ein Akt von 1979 zeigt, der auch in der Ausstellung zu sehen ist. Zwei Körper sind auf dem Gemälde schemenartig in Klecksen zu erkennen: "Die Leipziger Schule hätte solch ein Bild viel deutlicher gemacht", so Kurator Saupe, "aber hier kommt das plötzlich auf eine geistige Ebene, in der es ganz grundsätzlich um die Beziehung der Geschlechter geht."
Gemaltes Grün in der Orangerie
Auch mit 83 Jahren malt Lepke weiter, nach wie vor in ihrem Geraer Atelierhaus. In den vergangenen Monaten hat sie einige Werke an die städtische Kunstsammlung gegeben, mit Hilfe einer privaten Spende konnten noch weitere Gemälde, Grafiken und Skizzen angekauft werden, so dass sich der Lepke-Bestand in Gera nun mehr als verdoppelt hat.
In der Schau hat Kurator Saupe Werke aus allen Schaffensphasen versammelt, Porträts und Selbstporträts sind hier zu finden, und eben immer wieder Lepkes Betrachtungen der Natur. Wie passend da doch auch der Ausstellungsort ist – Pflanzen über Pflanzen, getupft und gekleckst, bevölkern nun die Orangerie.
Angaben zur Ausstellung
Gerda Lepke: "Ich bin eine Bäumin" -
Malerei und Arbeiten auf Papier
9. Oktober 2022 bis 8. Januar 2023
Kunstsammlung Gera - Orangerie/Südflügel
Orangerieplatz 1, 07548 Gera
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. Oktober 2022 | 06:15 Uhr