Thüringen Wie Schloss Friedenstein Gotha für die Zukunft plant
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Nachdem im vergangenen Jahr eine Schau der 40 Jahre nach ihrem Diebstahl nach Gotha zurückgekehrten Gemälde viel Aufmerksamkeit erregte, stellte die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha nun ihre Pläne für das Jahr 2022 vor. Ausgestattet mit guten Finanzen, sind dafür mehrere Projekte geplant. Hauptsächlich widmen sie sich der Digitalisierung und modernen Vermittlung ihrer Schätze. Aber auch Ausstellungen zur fossilen Erdgeschichte und zu Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg versprechen interessante Erlebnisse für Museumsbesucher.

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha hat große digitale Pläne. So ist eine neue 3D-Anwendung geplant, mit der Nutzerinnen und Nutzer "nach barockem Vorbild ihre eigene Ordnung der Welt in einem modellierten Kunstkammerschrank herstellen können", teilte die Digital-Projektleiterin Josefine Frank am Donnerstag in Gotha bei einer Pressekonferenz mit.
Auch sollen über 1.000 Münzen und Medaillen fotografiert und digitalisiert werden. Durch die Projekte solle sich die Stiftung in den kommenden Jahren "zu einer digital kompetenten Kultureinrichtung weiterentwickeln". Für die Projekte gibt es bis 2027 eine Förderung durch Bundesgelder in Höhe von 38,5 Millionen Euro.
Das Digitale soll zum Echten locken
Doch die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha behält bei allen Digitalplänen das reale Erleben im Fokus, die Projekte sollen eine Magnetwirkung entwickeln und Besucherinnen und Besucher zum Echten locken. "Das Original hat seine eigene Aura, hat seine eigene Ausstrahlung, hat seine Qualitäten, die Sie nicht in andere Medien übertragen können", sagt Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke.
Das Digitalisat ist ein Vehikel, um die Menschen zum Original zu bringen.
Eine weitere Möglichkeit, gerade junge Menschen nach Gotha zu bringen, sei Präsenz in den sozialen Medien. Darum soll sich eine neu angestellte Referentin für Neue Medien kümmern.
Fossilien und ein großer Fürst
Anlass für einen Besuch vor Ort könnte das "Bromacker Lab" sein, das ab Ende Februar 2022 erste Ergebnisse der Grabungen der Fossil-Lagerstätte Bromacker im Thüringer Wald auch interaktiv vermittelt soll. Ebenfalls sehenswert dürfte ab August 2022 die Sonderschau anlässlich des 250. Geburtstages und 200. Todestages Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) sein, in der das Leben und Werk sowie die vielfältigen Sammlungen des Fürsten betrachtet werden sollen.
Viel Besucherzuspruch trotz Corona
Die Stiftung ist trotz der Schließungen nach eigenen Angaben gut durch das zweite Corona-Jahr gekommen. Im August, September und Oktober 2021 habe es laut Pfeifer-Helke viel Besucherzuspruch gegeben. Insgesamt seien im vergangenen Jahr ca. 74.900 Besucherinnen und Besucher gekommen, 2020 waren es etwa 69.000 gewesen, im coronafreien Jahr 2019 waren es hingegen 141 600. Stiftungsdirektor Pfeifer-Helke zieht dennoch ein positives Fazit:
Rückkehr Alter Meister war kein Publikumsmagnet
Weniger als erwartet habe hingegen die Sonderausstellung "Wieder zurück in Gotha! – Die verlorenen Meisterwerke" zu den Besucherzahlen beigetragen. Lediglich 7.000 Interessierte haben sich die Werke bisher angesehen, "Es hätte durchaus mehr sein dürfen", kommentierte Sammlungschef Timo Trümper diese Zahlen.
40 Jahre nach ihrem Diebstahl waren fünf Gemälde holländischer Alter Meister – darunter Werke von Frans Hals und Hans Holbein d.Ä. und eins möglicherweise sogar von Rembrandt – frisch restauriert, wieder nach Gotha zurückgekehrt und wurden in der Schau gezeigt. Die Kunstwerke wurden bei einem spektakulären Kunstdiebstahl 1979 gestohlen und später aus der DDR in den Westen verbracht. Eine Erbengemeinschaft hatte sie 2018 Gothas Oberbürgermeister zum Kauf angeboten.
Gute Finanzen
Nach Jahren der Unterfinanzierung gab es im vergangenen Jahr einen Geldsegen für die Stiftung. Durch das Schlösserinvestitionsprogramm reichen Bund und Land Millionengelder nach Gotha, unter anderem für Digitalisierung und Vermittlung, MDR KULTUR-Reporterin Mareike Wiemann nach der Pressekonferenz vom Donnerstag. Dies ermögliche einen Stellenzuwachs um ca. 50 Prozent:
Es gibt wirklich einen massiven Stellenaufwuchs. Von 43 Festangestellten bislang auf 67 – Wo gibt es das heutzutage im Kulturbereich?
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. Januar 2022 | 17:10 Uhr