Der Maler des Adels Englischer Kunstschatz: Ausstellung in Greiz zeigt Werke des Malers Joshua Reynolds

Greiz widmet derzeit einem der berühmtesten englischen Maler eine Ausstellung: Joshua Reynolds galt im 18. Jahrhundert als Kunststar und porträtierte das "Who is Who" des englischen Adels. Seine Bilder waren derart begehrt, dass sie oft schon im Jahr ihres Entstehens von Kupferstechern kopiert wurden. Das Greizer Sommerpalais verfügt über den größten Bestand solcher Stichreproduktionen außerhalb des British Museums – und präsentiert diese nun anlässlich Reynolds 300. Geburtstag.

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Greiz präsentiert einen Malers des Adels: Joshua Reynolds (1723-1792) galt seiner Zeit als einer der einflussreichsten Künstler Englands. Bildrechte: Greiz Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung

Das ist doch mal eine Ansage für eine Museumsausstellung: "Das abgekupferte Werk als Verkaufsschlager". Mit diesem Motto wird die aktuelle Schau im Sommerpalais der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz beworben, in der es "very british" zugeht. Zu sehen ist hier eine repräsentative Auswahl von Porträts, die ein gewisser Joshua Reynolds im 18. Jahrhundert geschaffen hat.

Ist dieser Name hierzulande eher in Kreisen der Kunstwissenschaft vertraut, dürfte sein Bekanntheitsgrad in seiner britischen Heimat sehr viel größer sein. Denn der im Jahr 1723 – Achtung Jubiläum! – Geborene war nicht nur einer der begabtesten, fleißigsten und geschäftstüchtigsten Künstler seiner Zeit, er gilt auch als Gründervater der englischen Porträtmaler-Schule des 18. Jahrhunderts.

Ausstellung in Greiz zeigt das "Who is Who" des englischen Adels

Rund 2.000 Porträts werden ihm zugeschrieben. Meisterhafte Arbeiten in Öl, die wegen ihrer allgemeinen Beliebtheit oft schon im Jahr ihres Entstehens von Kupferstechern in der Kunst der Schabkunsttechnik kopiert wurden. Mit diesem sehr aufwendigen Verfahren lassen sich die gemalten Vorlagen in all ihrer Pracht am lebensechtesten nachempfinden. So ist in erster Linie ein "Who is Who" des englischen Adels des 18. Jahrhunderts entstanden.

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Bildrechte: Greiz Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung

Wir sehen auf den grafischen Blättern an den Wänden und in den Vitrinen des Greizer Sommerpalais Mutter-Kind-Idyllen, junge Frauen, die sich für den Heiratsmarkt präsentieren, heldenhaft posierende Seefahrer, kluge Männer in Bibliotheken, ganze Familien in schöner Landschaft, Schlosskulissen inklusive. Reynolds war nicht nur ein großer Porträtist, auch als Arrangeur illustrativer Genreszenen wusste er zu überzeugen.

Reynolds schuf Vorbilder heutiger Pin-up-Girls

Zu seiner Kundschaft gehörte zunehmend auch das ökonomisch mit dem Adel gleichziehende Bürgertum. Auch die Bildnisse äußerst ansehnlicher und sich sehr selbstbewusst präsentierender Damen gehörten zu seinem Œuvre. Junge Frauen, die dem alten Adel in spezieller Weise zu Diensten waren, als Kurtisanen. Deren Bildnisse wohl echte Verkaufsschlager waren und als frühe Vorbilder heutiger Pin-up-Girls eingestuft werden können.

Joshua Reynolds porträtierte mithin das Bild einer ziemlich heterogenen Gesellschaft, zu der auch Schauspieler, Schriftsteller und Journalisten gehörten. Ein Bild der Zeit in Öl. Oft kopiert, doch nie erreicht? Nein, diese alte Wahrheit verkehrte sich im Lauf der Zeit ins glatte Gegenteil. Denn viele der in Öl gemalten Originale sind aufgrund der von Reynolds praktizierten Experimente beim Verwenden von Farben und Lasuren heute in einem dramatisch schlechten Zustand. Auf den grafischen Reproduktionen kann man sie im Zustand ihrer Entstehungszeit erleben.

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Die Ausstellung in Greiz zeigt Joshua Reynolds ikonische Porträts der englischen Gesellschaft im 18. Jahrhundert. Bildrechte: Greiz Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung

Englischer Kunstschatz in Thüringer Ausstellung zu sehen

Über 450 solcher Blätter lagern in den Beständen der Greizer Sammlung. Was die Frage aufwirft, wie dieser englische Schatz nach Thüringen gekommen ist? Im Gepäck der englischen Prinzessin Elizabeth, einer Tochter von King George III., die im frühen 19. Jahrhundert nach Deutschland verheiratet wurde und die dieses Konvolut an eine entfernte Verwandte aus dem Fürstenhaus Reuß vererbte. Nach der Novemberrevolution seit 1922 als verstaatlichtes Eigentum hier in Greiz gehütet und nun, im 300. Jahr der Geburt von Joshua Reynolds, der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Informationen zur Ausstellung

"Joshua Reynolds und das Bild des englischen Adels"
Ausstellung vom 18. März bis 3. September 2023

Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung mit SATIRICUM
Sommerpalais, 07973 Greiz

Öffnungszeiten:
täglich von 10 bis 17 Uhr
Oster- und Pfingstmontag geöffnet

Führungen:
21. März, 12:30 Uhr: "Joshua Reynolds – Seele durch Landschaft"
1. und 2. April 2023, jeweils um 15 Uhr: "Joshua Reynolds zum 300. Geburtstag"

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. März 2023 | 07:10 Uhr

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