Textilgeschichte Damast- und Frottiermuseum in Großschönau erstrahlt in neuem Glanz

Großschönau in der Oberlausitz war über Jahrhunderte bekannt für seine Damast- und Frottierweberei. Bereits 1666 stand im Ort der erste Damastwebstuhl Deutschlands. An diese traditionsreiche Textilherstellung erinnert das Deutsche Damast- und Frottiermuseum im Ort mit Ausstellungen und einer Schauwerkstatt. Hier können Besucher*innen mitverfolgen, wie kunstvolle Damaste und Frottiertextilien gewebt wurden – seit kurzem im frischen Design, denn das Museum wurde komplett neugestaltet.

Ein großer historischer Webstuhl
Das Deutsche Damast- und Frottiermuseum erzählt von der Geschichte der Damastweberei in Großschönau. Hier kann man auch einen großen historischen Webstuhl sehen, der zeigt, wie mühsam das Handwerk war. Bildrechte: Brita Lotz

Schatzkammer – treffender kann man den Raum im Obergeschoss des Museums wohl kaum bezeichnen. Denn tatsächlich reiht sich dort ein Prunkstück der hauseigenen Sammlung ans andere: wertvolle Damaste, darunter ein Tuch in – wenn auch verblasstem, aber immer noch seidig glänzendem – Rot oder ein goldgelbfarbendes Gewebe, das Ansichten der Schlösser in Dresden, Moritzburg und Pillnitz zeigt. Das älteste Tuch in den an der Wand angebrachten Vitrinen wird datiert auf 1666, die Anfänge der Damastweberei in Großschönau. In der Mitte des Raumes: eine mit Porzellan und Silberbesteck gedeckte Tafel im Zusammenspiel mit einem edlen Damasttischtuch.

Das sei damals die Idee gewesen, so den Besuchern zu transportieren und zu erklären, welcher Wertigkeit das einzuordnen ist, sagt Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker, der den Prozess der Neugestaltung unterstützt und begleitet hat.

Tradition der Damast- und Frottierweberei noch heute lebendig

Erste Pläne für eine Umgestaltung des Museums gab es bereits 2013. Seitdem wurden peu à peu die Räume im einstigen Geschäfts- und Wohnhaus des Damastfabrikanten Christian David Waentig neugestaltet. Mit der Schatzkammer begann es, später folgten Präsentationen für den Musterzeichner Karl Gotthelf Krumbholz sowie für den berühmtesten Sohn von Großschönau, den Maler und Direktor der Dresdner Kunstakademie Johann Eleazar Schenau.

Peuker erklärt: "Wir erzählen hier die Geschichte der Damast- und Frottierweberei. Sie ist heute noch aktiv im Ort, wird sozusagen weitergeschrieben oder weitergesponnen. Da ist natürlich eine große Verbindung, schon durch das Gebäude, aber auch durch diese traditionsreiche Geschichte, die sich auch in vielen Familien widerspiegelt. Und da gibt es eine ganz große Beziehung im Ort."

Blick ins Deutsche Damast- und Frottiermuseum Großschönau: mehrere Stoffproben vor einer roten Wand
Die Räume des Deutschen Damast- und Frottiermuseums Großschönau sind in den Farbtönen gehalten, die damals auch die Damast- und Leineweber für ihre Stoffe wählten. Bildrechte: Brita Lotz

Einblick in die aufwendige Handwerkstechnik

Aber nicht nur die Geschichte der Damastweberei wird im Museum erzählt, sondern auch diese spezielle und enorm aufwendige Handwerkstechnik, die derartige textile Schätze hervorbringt. Das wird nun im fertiggestellten Erdgeschoss gezeigt, wie Museumsleiterin Evelyn Schweynoch erklärt. Dort überrascht erst einmal ein ansehnlicher Bücherschrank, in dem Tierpräparate präsentiert werden, aber auch exotische Muscheln und Schneckenhäuser.

Sie haben früher als Vorbilder für die Musterzeichnerausbildung gedient. Museumleitern Schweynoch erklärt: "Man hat sich wirklich diese Tiere und Muscheln und Schnecken hingelegt und akribisch nachgezeichnet, weil das beliebte Motive für die Damasttischdecken und Tafeldecken gewesen sind."

Von den Motiven führt die Ausstellung Besucherinnen und Besucher weiter zu den Entwürfen. Hier werden die herausragenden Musterzeichner von Großschönau gewürdigt, allen voran Karl Gotthelf Krumbholz. Wobei Evelyn Schweynoch bei ihren Recherchen im Depot, das tausende Musterzeichnungen, Musterpatronen und Textilproben beherbergt, auch ausgefallene Designs wiederentdeckt hat. "Wir haben ein sehr großes Konvolut von Willy Müller-Lückendorf erhalten", erzählt die Museumsleiterin. "Er hat auch erst wie die ganzen Musterzeichner naturalistisch gearbeitet und sich dann in diese abstrakten Welten hineinbegeben, in diese Formen des russischen Konstruktivismus."

Großschönauer Museum zeigt, wie aus Entwürfen Textilien werden

Wie die Exponate selbst ist auch ihre Präsentation etwas fürs Auge. Bei der Neugestaltung der Räume hat man sich auf drei Farben konzentriert: ein dominierendes dunkles Rot, ergänzt durch etwas Grau und, nicht zu vergessen, Gold – ganz den Farbtönen entsprechend, wie sie die Damast- und auch die Leineweber für ihre Stoffe wählten. 

"Das war uns wichtig zu zeigen", sagt Schweinoch, "wie sind die Entwürfe, wie ist der weitere Ablauf gewesen, dass man das Ganze in eine technische Zeichnung überträgt, Patrone genannt im Fachbegriff, und wie dann diese ganzen Vorstellungen, Entwürfe, Muster in das fertige Gewebe kommen."

Ein Textilmuster liegt in einer Vitrine im Damastmuseum in Großschönau.
Im Museum in Großschönau können Besucherinnen und Besucher den Weg vom Muster zum fertigen Gewebe nachvollziehen. Bildrechte: MDR/Grit Krause

Damaste wie Kunstschätze würdigen

Ein komplizierter Prozess, wie das augenscheinliche Fadengewirr am Damastwebstuhl erahnen lässt, der aber in den Medienstationen zumindest in Ansätzen nachvollziehbar erläutert wird. Hier wird noch einmal verdeutlicht, wie zeitaufwendig er war, auch welche Konzentration er erforderte. Und so führt das Deutsche Damast- und Fottiermuseum in Großschönau mit der neugestalteten Ausstellung einmal mehr vor Augen, dass es nicht übertrieben ist, Damaste, aber durchaus auch andere Textilien, wie wertvolle Kunstschätze zu würdigen.

Weitere Informationen Deutsches Damast- und Frottiermuseum
Schenaustraße 3
02779 Großschönau

Öffnungszeiten:
1. Nov. bis 30. April:
Dienstag bis Freitag, 10 bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen, 14 bis 17 Uhr
montags: geschlossen

1. Mai bis 31. Oktober:
Dienstag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen, 14 bis 17 Uhr
montags: geschlossen

Eintritt:
7 Euro/ermäßigt 5 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sind frei.

Redaktionelle Bearbeitung: Cornelia Winkler

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. Januar 2023 | 13:15 Uhr

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