Kunsthandwerk in Halle Dekoration aus der Manufaktur: Das meditative Handwerk des Kerzenmachens
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Eckart Riedel fertigt einzigartige, farbenprächtige Kerzen. In seiner Kerzenmanufaktur "Buntschein" in Halle geschieht jeder Arbeitsschritt von Hand. Zum Kerzenmachen ist Riedel, der auch als Erzieher in einem Kindergarten arbeitet, durch einen Zufall gekommen.

Leise rauscht der Induktionsherd, darauf steht ein großer Topf mit flüssigem Wachs. Wachs wird bei ungefähr 60 Grad flüssig, sagt Eckart Riedel, man müsse es langsam erhitzen, denn wenn es zu heiß wird, verdampft das Wachs. Das Kerzenmachen ist eine sehr leise Arbeit, die einen guten Kontrast bildet zu seiner Arbeit in einem Kindergarten: "Da habe ich eine halbe Stelle, und es ist immer sehr laut dort. Da ist es schön, wenn ich in meine Werkstatt komme und zwei Tage lang kein Geräusch um mich habe", erzählt Riedel. "Ich liebe das sehr, zumal ja die Kerze ein Symbol für Stille und Konzentration ist."
Für seine Kerzenproduktion hat er sich ein drehbares Metall-Karussell bauen lassen. Daran hängen Körbe mit eingespannten Dochten. Die Körbe sind über Umlenkrollen miteinander verbunden und lassen sich per Hand in den Wachskessel tauchen. Nacheinander werden die Körbe 18 oder 19 Mal in das flüssige Wachs getaucht, bis die gewünschte Dicke da ist. Dabei geht er langsam und genau vor, denn die Kerzenspitze müsse gut geformt sein, erklärt Riedel: "Ich komme auf 720 Kerzen pro Fertigungsgang. Zum Schluss werden die unteren Enden der Kerzen abgeschmolzen und die Dochte mit der Schere oben abgeschnitten."
Per Zufall zur Kerzenmanufaktur in Halle
Der 54-Jährige hat sich das Kerzenmachen selbst beigebracht. Mit ein bisschen handwerklichem Geschick sei das nicht schwierig, sagt er. In Süddeutschland gebe es sogar noch den Lehrberuf des Kerzenmachers, zehn Leute werden pro Jahrgang ausgebildet. Aber man brauche keine dreijährige Ausbildung, um eine vernünftige Kerze herzustellen, erzählt Riedel: "Etwas technisches Geschick reicht aus, ich hatte auch schon immer eine Affinität zum Handwerk. Als ich in eine persönliche Krise kam, war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Da hörte ich von einer alten Werkstatt, die verkauft werden soll und dachte, dass das eine schöne Arbeit für mich wäre. Ich mache das ja seit vielen Jahren mit den Kindern im Kindergarten, dass ich mit ihnen Kerzen ziehe."
Kurse zum Kerzenmachen könnten bald kommen
Im Gegensatz zu den meisten industriell hergestellten Kerzen sind seine Buntschein-Kerzen vollständig durchgefärbt, nicht nur außen. Überhaupt sind ihm schöne Farben sehr wichtig, erklärt Eckart Riedel. Seine schlichten Tafel-, Baum- und Geburtstagskerzen produziert er mit zwölf verschiedenen Tönen, die er miteinander kombiniert: Dadurch entstehen unzählige Farben. Sein Traum: Jede Kerzenfarbe soll es künftig nur ein einziges Mal geben.
Die Kerzen sollen wirken wie ein großer Kasten mit den schönsten Buntstiften. Auf den Weihnachtsmärkten sind vor allem die Kinder vor meinem Stand stehengeblieben. Sie haben große Augen gemacht und waren total begeistert.
Seit einem halben Jahr betreibt er seine Buntschein-Kerzenmanufaktur, ein Online-Shop soll bald folgen. Als Nebenerwerb funktioniere das sehr gut, sagt er. Und weil ihn so viele Leute fragen, ob sie die Werkstatt mal besuchen können, denkt er über Kurse nach, bei denen man das Kerzenmachen selbst ausprobieren kann.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. Januar 2023 | 16:10 Uhr