"Winnetou – Evolution eines Helden" Neue Ausstellung in Hohenstein-Ernstthal zeigt "Winnetou" im Wandel der Zeit
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Wer kennt ihn nicht: Karl Mays berühmten Häuptling Winnetou – durch Bücher, Filme, aus den Inszenierungen der bekannten Freilichtbühnen in Rathen, Elspe, Bad Segeberg und Bischofswerda. Eine Sonderausstellung im Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal widmet sich jetzt dem Romanhelden und zeigt, wie er sich in den letzten 150 Jahren gewandelt hat. Die Ausstellung ist bis zum 30. Dezember 2023 zu sehen.

Winnetou – diese fiktive Gestalt aus der Feder Karl Mays kennt man vor allem als den edlen Häuptling, der sich für Verständigung einsetzt und der für Gerechtigkeit und Frieden kämpft. Tatsächlich aber hatte die Figur, bis sie diese Rolle verkörperte, die durch die "Winnetou"-Trilogie des sächsischen Autors und nicht zuletzt durch die Verfilmungen so vertraut ist, einen gehörigen Wandel vollzogen.
In den frühen Abenteuererzählungen, wie 1875 in "Old Firehand" oder "Deadly Dust" von 1879, begegnet man noch einem Winnetou, der seine Feinde skalpiert, Angst vor der Eisenbahn hat und der den Stummel einer zu Ende gerauchten Zigarette isst. Doch gleichzeitig liest man bereits dort von seiner Freundschaft zu den sogenannten Weißen, von seinem Mut und seiner Selbstlosigkeit, und er wird beschrieben als der "ehrenhafteste und berühmteste Held des Westens". In seinem Spätwerk schließlich erhob ihn Karl May, selbst überzeugter Pazifist, dann in den Rang eines "Edelmenschen".
Die aktuelle Debatte wird nie verstummen, und das Pro und Kontra zu Karl May, das gibt es seit Karl May als Literat in Erscheinung getreten ist.
Ausstellung zeigt facettenreiche Darstellung von Winnetou
Zusammen mit der Kuratorin Jenny Florstedt, die auch dem wissenschaftlichen Beirat des Karl-May-Hauses angehört, wurde die Sonderausstellung in Hohenstein-Ernstthal entwickelt, die sich der Evolution des Helden Winnetou widmet.
Mit markanten Werk-Zitaten wird seine Wandlung beschrieben, aber auch durch zahlreiche Illustrationen und Titelbilder zu Karl Mays Werken, wie etwa eine Winnetou-Darstellung, die einzige von Karl Mays Künstlerfreund Sascha Schneider: ein athletischer, nackter Mann mit langem, wehenden Haar, der zum Himmel emporstrebt.
Zudem blickt man auf die zunehmende Popularisierung der Figur, angefangen bei den vielfältigen Bühnenstücken, die noch heute auf den Freilichtbühnen Hochkonjunktur haben, über Comics, Hörspiele und immer wieder auch neuen Abenteuern in Buchform bis zu einem nahezu ungebrochenen Hype, der in den 60er-Jahren mit den Karl-May-Verfilmungen einsetzte.
Veranschaulicht wird das alles, neben den Texttafeln, mit ausgewählten Objekten, darunter auch das Originalkostüm von Jürgen Haase, dem ersten Winnetou der DDR auf der Felsenbühne Rathen.
Karl Mays Winnetou-Figur in der Kritik
Gezeigt wird auch das Kinderbuch "Der junge Häuptling Winnetou", um das im vergangenen Sommer eine Debatte zu kultureller Aneignung und Rassismus rund um die Karl-May-Figur entbrannt war. Die Diskussion darüber begrüßt André Neubert, Historiker und Leiter des Karl-May-Hauses.
Jede Generation muss sich ihren Karl May als Autor, als Literaten erlesen. Und diese Gestalten von ihm, inklusive Winnetou, das sind, man könnte sagen, Märchengestalten, fiktive, und da müsste man schon einen Unterschied machen und diese Figuren und diese Art des Bücherschreibens in ihre Zeit hineinstellen.
Daher greift die Ausstellung auch die Versuche einer realistischen, authentischen Darstellung indigener Lebensweise auf, die bisher vermutlich ihren Höhepunkt 2016 in dem Winnetou-Dreiteiler von RTL fand. Insofern scheint die Evolution der diese Helden, wie auch dessen Strahlkraft selbst 150 Jahre nach ihrem ersten Auftritt in einer von Karl Mays Erzählungen, längst nicht abgeschlossen.
Informationen zur Ausstellung
Sonderausstellung: "Winnetou – Evolution eines Helden"
Bis 30. Dezember 2023
Karl-May-Haus
Karl-May-Str. 54
09337 Hohenstein-Ernstthal
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10-17 Uhr
Montags geschlossen
Eintritt:
Erwachsene (inkl. Rentner): 3 Euro, ermäßigt: 2 Euro
Kinder in Begleitung Erwachsener und Jugendliche bis 18 Jahre: Eintritt frei
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. März 2023 | 07:40 Uhr