Eingangsportal eines historischen, dreigeschossigen hellen Gebäudes mit großem Dreiecksgiebel
Im Amtshaus, in dem einst Johann Wolfgang von Goethe wirkte, erinnert Ilmenau an einen weiteren berühmten Sohn der Stadt: Karl August Geyer schrieb Kino-Geschichte. Bildrechte: imago/imagebroker

Hommage an Karl August Geyer Ausstellung würdigt Kino-Pionier aus Ilmenau

02. Mai 2023, 14:05 Uhr

Vor rund 100 Jahren gründete der gebürtige Ilmenauer Karl August Geyer in Berlin das erste deutsche Filmkopierwerk. Jetzt wird der Pionier des Kinos mit einer Ausstellung im GoetheStadtMuseum in Ilmenau gewürdigt. In Kooperation mit seinen Nachfahren und der Deutschen Kinemathek wird erstmals die Geschichte des Erfinders anhand von historischen Apparaten, technischen Vorführungen oder Zeitzeugenberichten anschaulich erzählt - und verraten, was Geyer mit Leni Riefenstahl oder Wim Wenders verbindet. Außerdem gibt es Filmvorführungen. Zu sehen ist die Sonderschau bis 29. Oktober 2023.

Karl August Geyers große Stunde schlug am 1. Juli 1911: Damals gründete er in Berlin die Kino-Kopier-Gesellschaft m.b.H. Deutschlands erstes und seiner Zeit auch größtes Kopierwerk für Filme ist noch heute unter dem Namen "Geyer-Werke" bekannt. Sie stehen für den Beginn der professionellen Filmbearbeitung, die heute als Postproduktion bezeichnet wird. 

Karl August Geyer: Absolvent des Technikums Ilmenau

Zuvor hatte sich Karl August Geyer, einer der ersten Studenten des Ilmenauer Technikums, mit der Weiterentwicklung von Glühlampen beschäftigt. 1906 kam er erstmals mit Film- und Kinotechnik in Berührung. Als Technischer Leiter der Deutschen Mutoskop- und Biograph GmbH erkannte Geyer die Chancen der noch jungen Filmindustrie und bald auch die Notwendigkeit einer Trennung der künstlerischen von der technischen Seite der Filmproduktion.

In der Folge entwickelte der 1880 geborene Ilmenauer eine Reihe von Perforier-, Kopier- und Entwicklungsmaschinen – Apparate für technisch anspruchsvolle Arbeit, für die ihm die Filmkünstlerinnen und -künstler der damaligen Zeit zu "bohèmehaft" erschienen.

Geyer-Werke schreiben Kino-Geschichte auch mit Propagandafilmen

Der Erfolg gab Karl August Geyer bald Recht: Spätestens mit Beginn der Stummfilm-Ära entwickelten sich seine Werke zu einer der wichtigsten Produktionsfirmen der deutschen Filmindustrie. Bedeutende Schauspielerinnen, Schauspieler und Regisseure wie Friedrich Wilhelm Murnau gaben sich die Ehre. Während der Zeit des Nationalsozialismus sind in den Geyer-Werken aber auch Propaganda- und Unterhaltungsfilme entstanden, etwa Leni Riefenstahls Film "Triumph des Willens".

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Geyer-Werke in Hamburg neu gründet. Später nahmen auch die Geyer-Werke in Berlin wieder ihre Arbeit auf. Sie gingen mit der Zeit, öffneten sich für die Synchronisation und die technische Bearbeitung von TV-Produktionen. Trotz großer Aufträge wie der Postproduktion von Filmen wie "Matrix" oder "Lola rennt" musste das Unternehmen 2013 Insolvenz anmelden. Zu dieser Zeit war Karl August Geyer, der Mann aus Ilmenau, bereits seit Jahren tot: Er starb 1964 in Hamburg, wo er bis zuletzt auch tätig war.

Ausstellung im GoetheStadtMuseum: Filmtechnik in Aktion und Filmvorführungen

Im GoetheStadtMuseum Ilmenau wird die Geschichte Karl August Geyers im Rahmen einer Ausstellung erzählt. Sie ist in Zusammenarbeit mit den Nachfahren Karl August Geyers und der Deutschen Kinemathek in Berlin entstanden und zeigt neben historischen Filmapparaten und Fotos auch Filmausschnitte und Zeitzeugenberichte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geyer-Werke aus verschiedenen Epochen.

Begleitet wird die Schau von verschiedenen Filmvorführungen. Im Parkcafé der Ilmenauer Festhalle sind bis zur Finissage am 29. Oktober 2023 unter anderem der Stummfilm "Die Vier Teufel" (1911), der Bergfilm "Das Blaue Licht" (1932) mit Leni Riefenstahl und Wim Wenders Fantasy-Drama "Der Himmel über Berlin" (1987) zu sehen.

Angaben zur Ausstellung "Karl August Geyer – Pionier der Kinotechnik"
Sonderausstellung im GoetheStadtMuseum
Am Markt 1 | 98693 Ilmenau

Bis 29. Oktober 2023

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr
Feiertage 10 bis 17 Uhr
montags geschlossen

Preise:
Erwachsene 6 Euro
ermäßigt 3 Euro
Kinder bis 14 Jahre und eine Begleitperson je Kind frei

(Redaktionelle Bearbeitung: Tina Murzik-Kaufmann)

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Mai 2023 | 12:10 Uhr