Städtische Galerie für Gegenwartskunst Kunsthaus Dresden: Ein Jubiläum und eine Vision
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Seit seiner Gründung 1991 hat das Kunsthaus Dresden, die Städtische Galerie für Gegenwartskunst, sein Domizil in einem barocken Bürgerhaus in der aufwändig sanierten Inneren Neustadt. Zweifelsfrei haben die verwinkelten Räume ihren Charme – der Präsentation moderner Kunst setzen sie jedoch Grenzen. Deshalb ist für das Jubiläumsjahr einiges geplant: Auf der Agenda steht nicht nur die Realisierung der in Corona-Zeiten konzipierten Ausstellung "1000 Grad"– das Kunsthaus Dresden hat Umzugspläne!

Das Dresdner Kunsthaus ist auf eine Öffnung gut vorbereitet, denn dort wartet die zuletzt erarbeitete Ausstellung – bisher ungesehen – auf Besucherinnen und Besucher. Christiane Mennicke-Schwarz, künstlerische Leiterin des Hauses, würde am liebsten direkt die Türen öffnen: "Ich sehe die Gefahr der Ansteckung in den Museen nicht als besonders groß. Gleichzeitig habe ich sehr großen Respekt vor den Entscheidungen, die die Politik im letzten Jahr treffen musste."
"1000°" – eine in Corona-Zeiten konzipierte Ausstellung in der Warteschleife
Durch das große Schaufenster im Erdgeschoss kann man bereits einen Blick auf für diesen Ort eher ungewöhnliche keramische Objekte werfen: "1000°" heißt die Ausstellung, die alte und neue Techniken des Keramischen im internationalen Vergleich präsentiert und nach der Relevanz eines nachhaltigen armen Materials fragt. Für Christiane Mennicke-Schwarz ist es ein besonderes Anliegen, die in der Corona-Zeit entstanden Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: "Es ist unglaublich frustrierend für Künstlerinnen und Künstler in dieser Zeit, so wenig sichtbar sein zu können. Umso wichtiger ist es, nachhaltig zu bleiben und dann die Dinge, die entstanden sind, auch sofort zu zeigen."
Zurück zu den Ursprüngen
2021 ist für das Kunsthaus ein Jubiläumsjahr. Seit seiner Gründung vor 30 Jahren brauchte es eine Weile, um seinen Platz in der Dresdner Kunstszene zu finden. Mit einer Rückschau und einem Katalog zum Jubelfest will sich die künstlerische Leitung jedoch nicht aufhalten. Zum einen fehlt dazu das Geld, da der Haushalt der Stadt auch den Institutionen Kürzungen abverlangt. Zum anderen hätte das Haus ganz andere Intentionen, wie Mennicke-Schwarz betont: "Zurück zu den Ursprüngen vor 30 Jahren, als das Kunsthaus gegründet wurde – da wusste auch keiner, was der nächste Schritt sein wird oder wie genau man sich die Zukunft vorstellen soll. Und in diesem Sinne werden wir das Jubiläumsjahr tatsächlich auch feiern." Gefeiert werden soll im öffentlichen Raum und dafür stehen bereits zwei große Arbeiten bereit: Olaf Holzapfels große Skulptur – ein auf seine spezielle Art gebauter Holzpolter, der auf Klimawandel und Waldschäden verweist – und Ulrike Mohrs Gnadengarten. Angelegt in der neuen Museumsfiliale im Grünen, werden hier all jene Gewächse versammelt, die anderswo ausgesondert wurden.
Umzugspläne im Jubiläumsjahr
Nicht nur wegen Corona liegen auch weitreichendere Pläne für das Kunsthaus auf Eis: Es möchte umziehen aus dem gepflegten Bürgerhaus in der Neustadt in die frühere Robotron-Kantine auf der Altstädter Seite. Das leer stehende und von Vandalismus entstellte Gebäude liegt zentral zwischen Rathaus und Hygienemuseum und macht zurzeit freilich einen ramponierten Eindruck. Die Erhaltung und Bespielung dieses Baus der Ostmoderne waren fester Bestandteil der Kulturhauptstadtbewerbung Dresdens – bekanntlich machte Chemnitz das Rennen. Deshalb ist das Projekt Kantine noch nicht aufgegeben. Christiane Mennicke-Schwarz scheut nicht den großen Vergleich, wenn sie den Pavillon augenzwinkernd eine "bescheidene Nationalgalerie" nennt: "Das ist ein Gebäude, das wirklich prädestiniert ist für Kulturelles, für zeitgenössische Kunst." Mit seinem starken Terassenauftritt und der Transparenz ist für Mennicke-Schwarz eine gewisse Ähnlichkeit zum Berliner Ludwig-Mies-van-der-Rohe-Bau damit nicht von der Hand zu weisen.
Aufgeben ist keine Alternative
Zunächst einmal ist die Bespielung der Fassade des sich über eine Terrasse zur Stadt hin öffnenden Gebäudes mit Objekten und Installationen geplant. Vier Künstlerinnen und Künstler haben dafür bereits Arbeiten entwickelt. Als die Stadt noch in Kulturhauptstadt-Dimensionen dachte, sollte die Kantine von einer Immobiliengesellschaft, die das gesamte Areal als Wohnstandort entwickelt, gekauft werden. Jetzt fehlt es im Stadthaushalt an finanziellen Mitteln, der Investor hat sich neu geordnet und andere Besitzverhältnisse geschaffen. Mit dem neuen Eigner muss jetzt erst der Kontakt gesucht werden. Aber Aufgeben ist keine Alternative – schon gar nicht im Jubiläumsjahr!
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. Februar 2021 | 12:10 Uhr