Die spätgotische Moritzburg in Halle überdauerte Jahrhunderte. Das Kunstmuseum dort wurde 1885 gegründet. Mit der in den 1920er-Jahren gegründeten modernen Sammlung rückte das Haus in die erste Liga der deutschen Museen auf, erlitt aber durch die Nazi-Aktion "Entartete Kunst" große Verluste. Umso größer war die Freude, dass der private Sammler Hermann Gerlinger seine bedeutende "Brücke"-Sammlung 2001 als Leihgabe zur Verfügung stellte. 2017 zog er sie zurück. Das Museum machte aus der Not eine Tugend und konzentrierte sich auf die eigenen Bestände. Im Februar 2018 öffnete der zweite Teil der Dauerausstellung mit Kunst aus der DDR unter dem Titel "Wege der Moderne".
Der erste Teil zeigt Arbeiten aus den späten 40er- und den frühen 50er-Jahren, als hallesche Künstler wie Herbert Kitzel, Erwin Hahs oder Gustav Weidanz nach NS-Zeit und Krieg einen künstlerischen Neuanfang suchten. Präsentiert werden sozialistisch-realistische Positionen mit Werken von Künstlern, die versuchten, mit Kunst-Entwicklungen hinter dem Eisernen Vorhang in Kontakt zu bleiben oder Positionen der Moderne in Opposition zur offiziellen Kunstdoktrin weiterzuentwickeln. Werke von Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer oder Willi Sitte sind so neben Arbeiten von Hermann Glöckner, Hans Ticha, Robert Rehfeld, A. R. Penck und Hartwig Ebersbach zu sehen. Mit Gemälden von Einar Schleef oder Eberhard Göschel führt die Präsentation schließlich bis in die Zeit kurz vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990.
2008 wurden moderne Museumsräume in die alten Mauern integriert, so verwandelte sich die Moritzburg in ein Kunstmuseum mit 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Familien mit Kindern wird der Zugang zur Kunst mit Workshops und altersgemäßen Führungen erleichtert. Nach dem Besuch lädt das Moritzkunstcafé mit Freisitz im Innenhof zum Verweilen ein. Ende 2018 bis Anfang 2019 strömten besonders viele Besucher in die Moritzburg, mit einer Klimt-Schau hatte das Haus einen echten Coup gelandet.