"Bühne frei für Bach" Ausstellung: Wie Bach als Thomaskantor in Leipzig Musikgeschichte schrieb
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Das Bach-Museum Leipzig feiert 2023 ein großes Jubiläum: Vor 300 Jahren trat Johann Sebastian Bachs als Thomaskantor an. Beginnend am 30. Mai 1723 komponierte er in seiner Wahlheimat Leipzig musikalische Meisterwerke, 150 Kantaten sowie die Johannes- und Matthäus-Passion. Mit der einjährigen Ausstellung "Bühne frei für Bach" geht das Museum nun dem Geheimnis seiner Musik auf den Grund und fragt nach dem Einfluss Leipzigs auf den Erfolg des Komponisten.

Ein Tag im Mai des Jahres 1723 in Leipzig: Auf dem Thomaskirchhof poltern zwei Kutschen vor. Heraus kommen: Johann Sebastian Bach, seine Frau Anna Magdalena sowie fünf Kinder, das Kleinste erst wenige Wochen alt. Die Familie zieht ein in die Dienstwohnung gegenüber der Thomasschule. Wenig später tritt Bach als Thomaskantor an.
Man kann sich vorstellen, dass diese Ankunft damals von den Bürgerinnen und Bürgern Leipzigs heiß diskutiert wurde. Immerhin war schon die Wahl Bachs nicht ganz unproblematisch (da erkennt man gewisse Parallelen zur letzten Thomaskantor-Wahl).
Bach-Museum Leipzig erinnert an Antritt als Thomaskantor
Den Eindruck, den der Musiker mit seiner Ankunft hinterlassen hat, kann man in der Ausstellung an einer Hörstation nachempfinden: Da belauscht man ein fiktives Gespräch zweier Damen, die sich gerade auf der Straße getroffen haben und kurzerhand den neuesten Klatsch austauschen. So erfährt man auf unterhaltsame Weise, wie die Wahl des Thomaskantors vonstatten ging und warum manche die Wahl Bachs kritisierten. Nebenbei klappern Pferdehufe vorbei, und das überraschend realistisch: Das Hörspiel wurde im 3D-Sound produziert.
Ausstellung feiert 300 Jahre Bach in Leipzig
300 Jahre Bach in Leipzig – dieses Jubiläum sei von großer Bedeutung, sagt Museumsleiterin Kerstin Wiese. Schließlich ist in den 27 Leipziger Jahren der größte Teil seines Werkes entstanden. Dieses habe dazu geführt, dass sein gesamtes Werk heute als Weltkulturerbe der Menschheit betrachtet wird.
Ohne Leipzig hätte die Geschichte anders ausgesehen.
Daran hat die Stadt Leipzig einen nicht geringen Anteil. So sei er hier als Thomaskantor auf hervorragende Bedingungen gestoßen. Er konnte Kirchenmusik komponieren, wie er sie sich vorgestellt hatte: prächtig und raffiniert. Daneben konnte er Kompositionsaufträge annehmen, Konzerte geben und hatte sein eigenes Kammerorchester: das Collegium Musicum. Bach genoss viele Freiräume. Anders als in Köthen, wo er vorher Hofkapellmeister gewesen war.
Ohne Leipzig wäre Bachs Musik heute nicht so bekannt
Leipzig hat Bachs Produktivität beflügelt – genauso wie die Rezeption seiner Werke. Denn an den Höfen konnte man die Musik nicht so weit verbreiten wie in einem städtischen Amt, erklärt die Museumsleiterin. Zudem hatte Bach in Leipzig viele Schüler, die sein Werk in die Gegenwart getragen hätten. "Ohne Leipzig", so schlussfolgert Wiese, "hätte die Geschichte ganz anders ausgesehen." Seine Musik wäre heute wahrscheinlich nicht so bekannt.
Ausstellung widmet sich ausführlich Bachs Kirchenmusik
Ein ganzes Jahr lang wird die Ausstellung "Bühne frei für Bach" zu sehen sein, und das in drei Akten. Der erste Akt thematisiert Bachs Kirchenmusik. "Wir stellen die Frage: Was ist eigentlich das Geheimnis in Bachs Musik"”, sagt Henrike Rucker bei einer Führung durch die Schau, und wird noch genauer: "Mit welchen Mitteln gelingt es Bach, so tief zu berühren? Welche kompositionstechnischen Tricks wendet er an?" Die Kuratorin zeigt auf eine sternförmige Konstruktion.
Es sind mehrere Pulte, darauf liegen Hefte mit Auszügen aus Bachs Matthäuspassion, daneben Kopfhörer. Dort kann man zehn Sätze der Passion hören. Dazu sieht man die Reinschrift Bachs, allerdings so aufbereitet, dass sie für jeden verständlich sei.
Bibeln und Handschriften von Bach sowie Rätsel und Spiele
Die Schau überzeugt mit ihrer simplen Ästhetik und ihrem multimedialen Zugang: So gibt es neben Bachs Bibeln und originalen Handschriften viele Bilder, Hörstationen, Spiele und ein Rätsel. All das ist ab sofort zu sehen. Im Juli wird dann umgebaut. Der zweite Akt der Ausstellung beschäftigt sich mit Bachs Werken für Tasteninstrumente. Im Herbst folgt der dritte Akt. Dann geht es um die Frage, wie sich spätere Künstler von Bach inspiriert lassen haben.
Wobei eines klar ist: Für die Stadt Leipzig ist Bach unersätzlich. Das bestätigt auch Henrike Rucker:
Deutschland wird weltweit als Musikland wahrgenommen. Hier den vielleicht größten Komponisten der Musikgeschichte mit seinem Hauptwirkungsort zu haben – das kann man nicht mehr toppen.
Angaben zur Ausstellung
"Bühne frei für Johann Sebastian Bach"
Sonderausstellung vom 21. März 2023 bis 24. März 2024
Bach-Museum Leipzig
Thomaskirchhof 15/16, 04109 Leipzig
21. März bis 9. Juli 2023
1. Akt: Kirchenmusik zu Ehren Gottes
22. Juli bis 5. November 2023
2. Akt: Auf der Suche nach Vollkommenheit
16. November bis 24. März
3. Akt: Bachs Musik wird zum Modell
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen
10 bis 18 Uhr
Redaktionelle Bearbeitung: Valentina Prljic
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. März 2023 | 08:10 Uhr