Kunst und Zeit Die Leipziger Malerin Ellen Akimoto: Zwischen amerikanischer und deutscher Zeitkultur

Die Malerin Ellen Akimoto wurde 1988 in Kalifornien geboren und war Meisterschülerin von Annette Schröter an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Seitdem hat ihre Karriere gewaltig Fahrt aufgenommen, mit zahlreichen Ausstellungen in Deutschland, Frankreich und den USA. Aktuell stellt sie in Hamburg und Shanghai aus, im Februar 2023 ist die nächste große Ausstellung geplant. Ein Besuch in ihrem Leipziger Atelier.

Eine Frau mit langen dunklen Haaren steht vor einer Leinwand und arbeitet mit einem Pinsel daran.
Die Künstlerin Ellen Akimoto malt in ihrem Atelier in Leipzig. Zeit spielt für sie eine ganz besondere Rolle, was sich auch in ihren Arbeiten zeigt. Bildrechte: MDR/Hannes Beßler

Der Jahresbeginn als eine Zeit, die den Zauber des Anfangs versprüht – das gilt dieses Mal nicht für Ellen Akimoto. Der kalendarische Anfang bedeutet für sie zugleich einen Schlusspunkt: Der Jahresbeginn 2023 ist für Ellen Akimoto das Ende einer intensiven Arbeitsphase, denn im Februar werden ihre neuen Bilder in einer großen Ausstellung gezeigt.

Wie jedes Jahr lebt die Künstlerin in einem ganz eigenen Rhythmus, der sprichwörtlich vom Lauf der Sonne bestimmt wird. Die Fenster in Ellen Akimotos Atelier liegen nach Osten hin – das bringt für die Malerin ganz spezielle Probleme mit sich: "Das Sonnenlicht landet am Morgen auf den Leinwänden. Man kann dann nicht richtig sehen, was darauf ist. So kann man eigentlich nicht malen", erzählt sie. An sonnigen Tagen muss Ellen Akimoto also warten, bis sie dann am Nachmittag zu malen beginnt. Und dabei verliert sie sich in ihrer Arbeit, zuweilen bis spät in die Nacht.

Zeiten zweier Welten

Doch ob früh oder spät – Ellen Akimoto lebt zugleich in zwei verschiedenen Zeitzonen. Denn die gebürtige Kalifornierin steht intensiv im Kontakt mit ihrer Familie in Amerika – und das bedeutet auch einen Zeitunterschied von neun Stunden. In der Familien-WhatsApp-Gruppe erwarten sie morgens manchmal 60 ungelesene Nachrichten. In zwei Zeitzonen zu leben finde die Künstlerin zwar spannend, aber es habe sie teilweise auch genervt: "Weil eigentlich mag ich es an dem Ort, wo ich bin, zu sein."

Eine Malerin ist über eine Farbpalette gebeugt, auf der mehrere Farbtupfer zu sehen sind.
Die Künstlerin Ellen Akimoto bei der Arbeit in ihrem Leipziger Atelier. Bildrechte: MDR/Hannes Beßler

Das Hin- und Hergerissensein zwischen zwei Welten, das gehört zu den besonderen Herausforderungen für die Kosmopolitin. Doch zugleich findet sie Ruhe und Konzentration, wenn sie sich mit ihren fertigen Bildern auf eine Suche nach der verlorenen Zeit begibt. Denn ihre Bilder, sie speichern gleichsam das eigene Leben. Wenn sie monatelang an einem Bild arbeite, sehe man am Ende einen ganzen Stapel von Entscheidungen und verschiedenen Stimmungen: "Alles ist da auf einmal zu sehen. Das finde ich superspannend."

Die Bilder als Speicher, die Stapel von Zeit aufeinanderschichten, das gehört zu den beglückenden Momenten der Künstlerin. Und dazu zählen letztlich auch viele Erfahrungen, die Ellen Akimoto in Deutschland gemacht hat. Denn hier wurde sie mit einem ganz anderen Verständnis von Zeit und Muße konfrontiert. Vor allem, als sie vor etlichen Jahren als junge Studentin nach Leipzig kam:

"Die Tatsache, dass hier am Sonntag alles zu hat, war für mich damals total krass." Auch ihr Atelier als Studentin im HGB-Gebäude war sonntags geschlossen. "Aber ich war auch gezwungen, etwas anderes zu machen. Das fand ich so schön am Ende, nicht die ganze Zeit zu arbeiten, kam mir extrem gesund vor", erzählt die Künstlerin.

Und in diesem Wechselspiel aus amerikanischer und deutscher Zeitkultur – da entsteht der künstlerische Kosmos der Ellen Akimoto.

Redaktionelle Bearbeitung: Hanna Romanowsky

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 02. Januar 2023 | 08:40 Uhr

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