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Neue Ausstellung an neuem Ort: Der Leipziger Künstler Kaeseberg stellt in der neu eröffneten Galvano Art Gallery aus. Bildrechte: Uwe Walter, Berlin

Werke auf Licht und TextilienWenig Retro: Leipziger Künstler Kaeseberg eröffnet neue Galerie

von Blanka Weber, MDR KULTUR

Stand: 14. November 2022, 11:17 Uhr

Der Leipziger Künstler Kaeseberg eröffnet mit einer Ausstellung die neue Galvano Art Gallery. In der Galerie im Osten von Leipzig sind rund 50 von Kaesebergs Arbeiten zu sehen. In den großformatigen Werken spielen Textilien, Licht und Farbe eine zentrale Rolle.

Wo früher der VEB Galvanotechnik war, hat heute auf 400 Quadratmetern eine neue Galerie geöffnet und Thomas Fröbel (Künstlername: Kaeseberg) zeigt dort seine Kunst.

Eine riesige Deckeninstallation – wie ein Oberlicht – empfängt den Besucher und zieht sich längst durch den Flur – rechts und links die Ausstellungsräume. Zwei Jahre habe er an dem Projekt gearbeitet, sagt der Künstler und lehnt an einem der abgeschliffenen, hellen Holztürrahmen. Vieles ist erhalten geblieben, die rohen Backsteinwände bilden heute den Background für seine Kunst. Er eröffnet mit seinen Bildern diesen Ort – eine neue Galerie. Knapp 50 Werke sind zu sehen.

Der künstlerische Autodidakt Kaeseberg

Dabei war es lange still um ihn, sagen manche aus der Szene. Thomas Fröbel, fast 58 Jahre alt, das Leben in und mit der Kunst hat ihn geprägt und umgekehrt. Als Autodidakt habe er angefangen und immer weiter die Techniken verfeinert, mit Materialien experimentiert. Auch mit Kunstharz.

Das ist mir wichtig bei den Arbeiten, dass ganz unterschiedliche Elemente zusammen kommen. Sei es die Form, die Farben, die Bearbeitung, die Schichten – zum Schluss sollte alles ein Bild ergeben.

Kunst als Poesie gegen das Brachiale

Er habe ein "Faible für Textilien, für Kleidungsstücke mit Geschichte". Manch ein T-Shirt wird zur Lichtskulptur: Wie ein Torso liegt der Textilrest – vorher mit Brenner, Farbe und Werkzeug bearbeitet – in Kunstharz gegossen zwischen Luftblasen, Farbspuren und manchmal auch den Resten von Teer oder Federn. Wenn er keine Textilien nutzt, dann wird Seidenpapier zur lichtdurchlässigen Materie mit Farben, Formen und knittrigen Strukturen. Wenn dann eine "gewisse Poesie" entstehe, um all das Brachiale wieder einzufangen, sei die Kunst perfekt.

Wenn ich arbeite, steht die Farbe schon fest. Meist sind es die Grundfarben rot und blau. Davon gibt es mit Abstand die meisten Bilder.

Er zeichnet Skulpturen, Symbole, geometrische Formen – vieles habe einen Hintergrund, erzählt er, in Geschichte, Philosophie oder Religion. Manches darf aber auch geheim bleiben. So wie die Schrift, seine eigene Handschrift, die er oft und gerne – und abstrakt – einsetzt auf den Bildern. Es soll ein grafisches Element sein, nichts, was ablenkt oder was man lesen kann. "Also ich hatte drei ganz große Pläne im Leben: Fußballprofi, Rockstar oder Künstler", sagt er lachend. Schließlich sei es der Künstler geworden.

Philosophie, Geschichte, Literatur, Popkultur

Und sein Lebensplan als Mensch? "Ich versuche, mir eine Offenheit zu bewahren für neue Dinge und mich auch immer im Zeitkontext zu bewegen, damit ich immer dazulerne." Er liebt die Natur, gerne auch extremes Wetter, Wellen und Wasser. Seit 20 Jahren mag er das Segeln auf hoher See, um dort möglichst an nichts zu denken und abzuschalten. "Was mich schon immer inspiriert hat? Philosophie, Geschichte, Literatur, Kunstgeschichte und Popkultur! Das ist wichtig, damit man nicht den Eindruck hat, ich sei ein Mythensammler oder Althippie. Es geht um die Mischung. Ich bin eher zeitgenössisch und neugierig. Lieber Techno als Religion."

Atelier in der Leipziger Baumwollspinnerei

In Leipzig ist er groß geworden, hier hat er auch immer gelebt. Seit 1994 ist sein Atelier in der ehemaligen Baumwollspinnerei zu finden. Dort produziert er seine Kunst, die er nun erstmals so ausführlich zeigt, noch dazu an einem neuen Ort.

Wo früher die großen Bottiche der Galvanotechnik standen sind jetzt die großformatigen Werke ausgestellt: Bilder mit verschiedenen farbigen Ornamenten auf pastellfarbenem Grund, Boote – einsam oder plakativ – als "Himmelsstürmer" golden umrahmt wie eine Ikone, Hubschrauber über rauchigen Flammen, Bohrinseln, zarte Magnolienblüten in Magenta, pink, rosé mit grauen Ästen. Türkis, Apfelgrün und Blautöne. "Manchmal", so sagt er, gebe es auch "Ausreißer" in Farbe und Stil, mitten in einer Serie.

Auch Boote und das Maritime haben es Kaeseberg in seiner Kunst angetan. Bildrechte: Uwe Walter, Berlin

Das nächste große Projekt? Eine Lichtskulptur für ein Gebäude in Leipzig. Bis zum nächsten Frühjahr muss alles fertig sein. Überhaupt, meint er, das Arbeiten mit Licht sei wunderbar, man könne mit dem Raum spielen und völlig neue Strukturen durch die Materialkombination schaffen. Eines ist ihm wichtig. Bloß nicht stehen bleiben. Immer mit der Zeit mithalten. "Wenig Retro", meint er schmunzelnd. "Alles entwickelt sich um einen herum. Ich möchte mich auch entwickeln. Immer."

Infos zu Galerie und AusstellungGalvano Art Gallery
Torgauer Str. 76
04318 Leipzig

Kaeseberg "zwei punkt eins"
Bilder und Objekte

08.10.2022 bis 15.01.2023

Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 15. Oktober 2022 | 12:10 Uhr