Banken und Kunst Nach Krisen: Steht die Kunsthalle Leipzig vor dem Aus?
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In den 90er-Jahren hatte die Sparkasse Leipzig begonnen, eine Kunstsammlung anzulegen, mit dem Schwerpunkt "Leipziger Schule". Mit rund 7.000 Werken von mehr als 500 Kunstschaffenden gilt sie als größte Sammlung auf diesem Gebiet. Doch während die anderen Galerien, Sammlungen und Museen der Stadt nach der Corona-Zwangspause längst wieder für das Publikum geöffnet sind, bleiben die Türen der Kunsthalle der Sparkasse verschlossen. Was bedeuten Pandemie, Finanzkrise und Personalwechsel für die Institution?
Dass Geldinstitute Kunst sammeln, hat Tradition und gute Gründe: Zum einen baut man sich mit einer solchen Sammlung aus betriebswirtschaftlicher Sicht einen Vermögenswert auf, der steuerrechtlich keiner Abschreibung unterliegt. Da bleibt also was in den Büchern. Zum anderen kann man die Kunst in den Filialen oder Büroetagen zeigen. Bei der Sparkasse Leipzig bleiben die Kunstwerke jedoch nicht nur in der Chefetage, sondern werden der breiten Öffentlichkeit gezeigt: in der eigenen Kunsthalle, einem alten Bankgebäude aus der Gründerzeit in bester Lage.
"Das Fazit ist, über 50 Ausstellungen gemacht zu haben, die als Kern immer die Idee unseres eigenen Sammlungsbestandes hatten. Und wenn es mal darüber hinaus ging, war immer ein Bezug dazu da", sagt Constanze Treuner, die die Kunsthalle der Leipziger Sparkasse seit über 20 Jahren leitete und im März 2021 in den Ruhestand gegangen ist. Die Frage ist nun, ob sie ein sinkendes Schiff verlassen hat.
Neuer Fokus in Leipziger Kunsthalle
Denn die Türen sind seit einiger Zeit verschlossen. Corona-Krise taugt dafür nicht mehr als Argument. "Es muss einen zweiten Grund geben, und es gibt auch einen", erklärt Johannes Friedemann, Pressesprecher der Sparkasse Leipzig. "Uns ist in der Pandemie klar geworden, dass wir unser Kunstengagement auf neue Füße stellen müssen." Man sei der Meinung, dass man diesen über die Jahre angesammelten Schatz in der Vergangenheit nicht genug habe "glänzen lassen". In den kommenden Ausstellungen wolle man sich wieder stärker auf die eigene Sammlung fokussieren.
Kunsthalle steht nicht zur Disposition
Diese Diskussion über die richtige Ausstellungsstrategie geht einher mit einer Neubewertung der (Kunst-)Geschäfte der Bank. Vor dem Hintergrund von Negativzinsen, Verwahrgeldern für Kundenvermögen und der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung werden alle Ausgaben auf den Prüfstand gestellt.
Die Kunsthalle an sich stehe aber nicht zur Disposition. Immerhin hat sie mit Ole Sasse einen neuen Leiter. Der neue Chef ist übrigens ein alter Bekannter in der Leipziger Galerie: Immerhin jobbte der studierte Kunstwissenschaftler bereits als Student als freier Mitarbeiter in der Kunsthalle und ist der Institution seit mehr als zehn Jahren in verschiedensten Funktionen verbunden. Das klingt nach Kontinuität.
Wir hoffen aber, dass wir nicht allzu lange brauchen, damit es entsprechend weitergehen kann.
Kunsthalle Leipzig als Einnahmequelle
Seine Vorgesetzten denken aber auch in betriebswirtschaftlichen Dimensionen. Sie überlegen, wie man den hauseigenen Schatz besser vermarkten und mit ihm vielleicht sogar Erträge erwirtschaften könnte. Laut Johannes Friedemann geht es dabei um das gezielte Ansprechen von Leipzig-Touristen, die man als zahlende Besucher gewinnen will, oder um Kooperationen mit Gastronomie.
"Man sei dabei, das neue Konzept zu bauen. Es sei im Moment aber noch nichts entschieden", so der Pressesprecher der Sparkasse Leipzig. Fazit: Es sind wohl noch einige Fragen offen. Solange bleiben die Türen der Kunsthalle geschlossen.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 06. September 2021 | 07:10 Uhr