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Erste Simulation des ab April eröffneten Panoramas "New York 9/11" von Yadegar Asisi im Panometer Leipzig. Bildrechte: asisi

Eröffnung im April 2022Neu im Panometer Leipzig: Yadegar Asisi zeigt "New York 9/11" kurz vor der Katastrophe

23. April 2022, 16:52 Uhr

Nach "Leipzig 1813" und "Dresden 1945" eröffnete Yadegar Asisi im Panometer Leipzig am 9. April 2022 mit "New York 9/11" sein drittes Anti-Kriegsprojekt. Dabei zeigt der in Wien geborene Künstler in dem ehemaligen Gasometer jedoch nicht Terror und Tod nach den Flugzeug-Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001. Entgegen aller Erwartungen inszeniert Asisi einen vermeintlich normalen Herbsttag in Manhattan – exakt fünf Minuten vor dem Terrorangriff.

Das neue 360°-Panorama mit dem Titel "New York 9/11" von Yadegar Asisi hätte eigentlich am 3. September 2021 im Panometer Leipzig eröffnen sollen – fast genau 20 Jahre nach dem Terrorangriff auf die Twin Towers des World Trade Centers in New York. Nicht nur die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass die Eröffnung auf April 2022 verschoben wurde, sondern auch ein Gedanke Asisis. Er wollte sich mit seinem neuen Projekt nicht in die Reihe der Gedenkveranstaltungen anlässlich von "20 Jahren Nine Eleven" einordnen: "Es war sehr interessant zu verfolgen, wie daran gedacht wurde. Aber vieles von dem hat mir nicht gefallen, und ich wollte nicht dazwischen sein", erklärt der in Wien geborene Künstler. Und so nähert sich Asisi den tragischen Ereignissen vor 20 Jahren mit seiner ganz eigenen Kunstform: dem Panorama im ehemaligen Gasometer in Leipzig.

Yadegar Asisi zeigt im Panometer Leipzig Manhatten kurz vor der Katastrophe

Asisis künstlerische Auseinandersetzung mit dem 11. September 2001 bricht schon jetzt mit allen Erwartungen. Die noch im Aufbau befindliche Ausstellung im Leipziger Gasometer soll nämlich nicht den Moment des Anschlags auf das World Trade Center zeigen, sondern Manhattan mit den weltbekannten Twin Towers am Morgen des 11. Septembers 2001 um 8:41 Uhr – genau fünf Minuten vor den Terrorangriffen.

Ich wollte kein Flugzeug zeigen. Diese Bilder haben wir alle im Kopf, damit muss ich nicht arbeiten.

Yadegar Asisi

Im Mittelpunkt der ab April geöffneten Schau im Panometer Leipzig steht damit nicht der Terrorangriff selbst, sondern dessen weitreichende Folgen, die in den letzten 20 Jahren zu Tage getreten sind: Krieg und Terror, Angst und Paranoia.

Yadegar Asisi in seinem Studio: Für eine Bodeninstallation im Panometer Leipzig werden Pinselstriche getestet. Jeder Strich steht dabei für einen Toten durch die Folgen des 11. Septembers 2001. Bildrechte: asisi

Mit seinem neuen Panorama will Asisi die Besucherinnen und Besucher deshalb allem voran zur Reflexion einladen: "Ich will die Menschen in einen Zustand bringen, in dem sie noch mal ihr eigenes Leben und das Leben dieser letzten 20 Jahre reflektieren – was diese Welt betrifft und was aus Nine Eleven geworden ist. (...) Was wäre eigentlich mit der ganzen Erfahrung dieser 20 Jahre, wenn wir fünf Minuten vor dem ersten Flugzeug vor dem World Trade Center im Maßstab 1:1 stehen und einen ganz normalen New Yorker Morgen erleben?"

Bedrückendes Denkspiel und Erinnerung an globale Folgen

So gibt Yadegar Asisi den Besucherinnen und Besuchern des ehemaligen Gasometers Leipzig ein bedrückendes Denkspiel auf, wenn er sie in die Szenerie eines idyllischen Herbsttags in Manhattan platziert, mit dem heutigen Wissen, das diese vermeintliche Normalität in fünf Minuten für immer aus dem Gleichgewicht geraten wird.

Die für das Panometer Leipzig vorgesehenen Stoffbahnen des Panoramas werden erstmals ausgelegt und in voller Größe betrachtet Bildrechte: © asisi

Nicht zuletzt ist das neue Panometer-Bild für Asisi auch aus ganz persönlichen Gründen eine Herzensangelegenheit. Denn er widmet die Schau im Gasometer Leipzig seinen persischen Eltern. Er selbst wurde auf der Flucht seiner Mutter aus dem Iran nach Europa geboren. Ein Schicksal, das er mit Millionen von Menschen teilt, die aufgrund der "Anti-Terror"-Kriege nach dem 11. September 2001 aus ihrer Heimat flüchteten: "Die Geschichte unserer Familie ist die Geschichte der Flüchtlinge von heute", sagt Yadegar Asisi.

Angaben zur AusstellungDie Ausstellung "New York 9/11" ist noch mindestens bis Ende 2023 zu sehen.

Adresse:
Panometer Leipzig (ehemaliges Gasometer)
Richard-Lehmann-Straße 114
04275 Leipzig

Öffnungszeiten:
Täglich 10 bis 17 Uhr

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Aufgefallen – das Kulturmagazin | 21. Februar 2022 | 20:00 Uhr