Kulturhistorisches Museum Ausstellung in Magdeburg zeigt Kaiser Otto im Wandel der Zeit

03. Mai 2023, 10:37 Uhr

Als Otto der Große am 7. Mai 973 starb, endete das Leben eines wegweisenden Kaisers. Er gründete das Erzbistum Magdeburg und galt mit dem Sieg über die Ungarn und Slawen als Retter der Christenheit. Das von ihm ausgerufene Heilige Römische Reich Deutscher Nation bestand bis 1806, was Otto zu einem frühen Gestalter Europas machte. Er ging in die Geschichte ein - und in die Kunst vor allem des 19. Jahrhunderts. Wie, das zeigt nun die Ausstellung "Welche Taten werden Bilder", die bis Anfang Oktober 2023 im Kulturhistorischen Museum Magdeburg zu sehen ist.

Wie erinnern wir Geschichte? Welches Bild machen wir uns von historischen Persönlichkeiten – diese Frage stellt sich das Kulturhistorische Museum in Magdeburg in der neuen Ausstellung über Otto den Großen.

Denn der Kaiser prägte nicht nur die Stadt entscheidend, sondern letztlich sogar Europa. Die Direktorin des Museums, Gabriele Köster erklärt dazu: "1.050 Jahre Todestag Ottos des Großen heißt auch, dass man seit 1.050 Jahren seiner gedenkt, sich an seine Taten erinnert und sie bildhaft darstellt. Die Art und Weise, wie jede Epoche für sich da herangegangen ist und was sie mit Otto dem Großen verknüpft hat, ist Thema der Ausstellung."

Stichwort: Otto der Große und das Jubiläum in Sachsen-Anhalt

Kaiser Otto der Erste – genannt der Große – gründete im Jahr 968 das damalige Erzbistum Magdeburg, galt mit seinem Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld und über die Slawen als Retter der Christenheit und ließ sich 962 von Papst Johannes XII. zum römischen Kaiser krönen.

Das Land Sachsen-Anhalt erinnert in diesem Jahr mit der Veranstaltungsreihe "Des Kaisers letzte Reise" an den mittelalterlichen römisch-deutschen Kaiser, der am 7. Mai 973 in Memleben (Burgenlandkreis) starb. Organisiert wird die Reihe federführend vom Magdeburger Zentrum für Mittelalter-Ausstellungen, das unter anderem von Gabriele Köster geleitet wird.

Ausstellung zeigt unser Bild von Kaiser Otto: vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert

So sieht man gleich zu Beginn, wie sich das Erscheinungsbild Ottos verändert hat. Denn Porträts zeigen den 936 erst zum König und später zum Kaiser gekrönten mal mit Bart, mal ohne oder auch ganz anders. Kurator Claus-Peter Hasse meint: "Wir zeigen, wie man Otto im Mittelalter, aber auch im 19. Jahrhundert dargestellt hat. Bei einer Skulptur für den Berliner Reichstag hat der Künstler in Ermangelung einer Vorstellung, wie das Gesicht von Otto dem Großen ausgesehen haben könnte, den Reichskanzler Otto von Bismarck als Vorbild genommen."

Heißt, die bildliche Vorstellung von Otto dem Großen und seiner Zeit variieren, je nach Epoche und Auftraggeber. Das kann man an entsprechenden Bildwerken ablesen: Seine Frauen Editha und Adelheid verhalfen ihm offenbar zu einem positiven Image. Gleichzeitig wurde er als Gründervater und Stifter dargestellt.

Kaiser Otto in Gemälden, Goldschmiedearbeiten, auf Wandbildern und Lampenschirmen

Dieses Image ändert sich vor allem im 19. Jahrhundert. Laut Hasse wurde geradezu geschichtsversessen versucht, historische Momente vor allem auf das Mittelalter zurückzuführen – und bildlich zu vergegenwärtigen.

Besonders deutlich werde dies in der Darstellung überlieferter Heldentaten: "Bevor Otto überhaupt das Kaisertum erreichen konnte, 962, hatte er es geschafft, 955 die einfallenden Ungarn auf dem Lechfeld mit einer vereinigten Heeresmacht zu schlagen. Schon da wurde er, so sagt jedenfalls der Geschichtsschreiber, zum Imperator, zum Kaiser ausgerufen. Das sind Dinge, die nicht nur das 10. Jahrhundert bewegt haben, sondern auch gerade die Rezeption im 19. Jahrhundert."

Deshalb ist die Ungarnschlacht auf dem Lechfeld auch Sujet sämtlicher großer Historienmaler, die man hier teils im Original oder auch als Dia-Projektion sehen kann, etwa das großformatige Wandbild von Michael Echter aus dem Maximilianeum in München. Auch Moritz von Schwind ist mit einem Gemälde zu sehen, aber auch, und das mutet fast etwas skurril an, mit einem Lampenschirm. Den hatte Schwind tatsächlich mit einem Fries über eine Sage über Otto und den Grafen von Eberstein bemalt. Der wurde nun nachgeahmt und leuchtet von oben.

Ausstellung zeigt Otto mal ironisch, mal idealisierend und heroisch

Direktorin Gabriele Köster verspricht außerdem "ganz vielfältige künstlerische Werke: Goldschmiedearbeiten, Handschriften, Buchdruck und vor allem auch Ölgemälde." Alte und neue. Sehr eindrücklich wird es, wenn das Historienbild von Arthur Kampf – das drei Lebensstationen Ottos zeigt – der Emaille-Arbeit des Hallenser Künstlers Moritz Götze gegenübergestellt wird:

"Dieses Wandbild ist zur Eröffnung unseres Hauses 1906 entstanden. Moritz Götze, hat im Jahr 2004 noch einmal über das Mittelbild und diesen Triumphzug, der in sehr pathetischer und heldenhafter Weise von Arthur Kampf seinerzeit ausgeführt wurde, nachgedacht. So kommt eine feine Ironie hinein, wenn man beide Gemälde gleichzeitig anschauen kann", so Köster.

Mal ironisch gebrochen, mal heroisch, mal idealisierend. Im Vergleich der unterschiedlichen Kunstwerke und entsprechenden Texte wird deutlich, wie man Otto den Großen oder die Szenen aus seinem Leben immer wieder interpretiert und instrumentalisiert hat. Bis jetzt – wenn man an den Namen Ottostadt Magdeburg denkt. Das ist dann vielleicht das Bild, dass der Betrachter heute mit Kaiser Otto verbindet.

Angaben zur Ausstellung "Welche Taten werden Bilder. Otto der Große in der Erinnerung späterer Zeiten"
28. April bis 8. Oktober 2023

Kulturhistorisches Museum Magdeburg
Otto-von-Guericke Straße 68 -73
39104 Magdeburg

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr
Samstag und Sonntag, 10 bis 18 Uhr

Eintritt:
6 Euro, ermäßigt 4 Euro, bis 18 Jahre frei

Termine:
11. Mai, 19 Uhr: Podiumsgespräch mit dem Künstler Moritz Götze über seine Werke in der Ausstellung
14. Mai, 10 Uhr: Besondere Einblicke des Kuratier-Teams

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. April 2023 | 07:40 Uhr