Weißes Haus Das Historische im Jetzt: Malte Masemann mit Ausstellung in Markkleeberg

Großformatige Porträts, Pop-Art und ausdrucksstarke Gesichter: In Markkleeberg werden alte und neue Werke des Leipziger Künstlers Malte Masemann gezeigt. "Tower in the Void" heißt die Ausstellung, die bis Anfang Januar 2023 im Weißen Haus zu sehen ist und Einblicke in das vielseitige Werk des Neo-Rauch-Schülers gibt.

Ein Mann vor einem Kunstwerk
Der Künstler Malte Masemann hat bei Neo Rauch in Leipzig studiert. Das Weiße Haus in Markkleeberg zeigt seine Werke in der Ausstellung "Tower in the Void". Bildrechte: MDR/Blanka Weber

"Es ist ein bisschen wie eine Retrospektive", sagt der groß gewachsene Mann im dunklen Shirt mit den üppig aufgedruckten Arabesken. Malte Masemann, geboren in Kiel, aufgewachsen in Berlin, hatte einst gar nicht vor, in Sachsen zu bleiben. Jetzt lebt er schon 19 Jahre hier. Gekommen ist er einst nach Leipzig, weil er hier studieren wollte und das dann auch getan hat, unter anderem bei Neo Rauch. Doch nicht nur diese Zeit dürfte ihn geprägt haben, auch das Meisterstudium bei Heribert C. Ottersbach.

Aus seinen ersten Jahren als Künstler sind nun auch Bilder in Markkleberg – im Weißen Haus – zu sehen: Großformatige Selbstporträts eines Mannes, der durchaus kritisch mit sich und seinen Gedanken unterwegs ist. Mal zeigt er sich unter einem überdimensionalem Bierglas wie in einem Zelt nachdenklich sitzend, mal als verstörten Voodoo-Priester.

Pop-Art, Comic und ein Fokus auf Gesichter

Wer die aktuellen Bilder betrachtet, sieht einen anderen Künstler: Etwas Pop-Art, etwas Comic schimmert durch, manch ein Gemälde sieht aus wie ein Siebdruck. Und doch sind es die Gesichter, die Hände, Beine, denen Malte Masemann etwas Natürliches, Plastisches, Fragiles verleiht. Gesichtszüge, die er mit Ausdruck, Charakter oder einem Geheimnis füllt. Bewegungen, die er fließend übergehen lässt in Kleidung, gerne auch historische, üppige Gewänder.

Ich lege wert auf die Gesichter, lege wert auch auf die Zeichnung, das sind Dinge – die mich interessieren und mich interessiert das gegeneinander Ausspielen von Zeichnung und Malerei.

Malte Masemann spielt mit den Techniken und lässt manchmal auch bewusst in seinen Bildern eine Stelle einfach leer. Es fehlt plötzlich das Gesicht einer Figur am Rande, ein Stück der Kleidung – nur schemenhaft zeigt er Personen, das Bildhafte fließt in zarte Linien einer Skizze sanft hinein und verschwimmt.

Ein Mann vor einem Kunstwerk
Malte Masemann vor einem seiner Bilder im Weißen Haus in Markkleeberg. Bildrechte: MDR/Blanka Weber

Weil er in der Zeit der Pandemie viel mit sich selbst und Hörbüchern im Atelier verbrachte, habe ihn der alte Südstaaten-Film "Vom Winde verweht" mit etlichen Folgen begleitet und letzten Endes zum Malen inspiriert. Das Motiv einer Soldatengruppe ist entstanden – manch einer blickt fast sinnlich, andere eher streng.

Gern verpasst er seinen Bildern ein weißes Finish ganz zum Schluss, einen Hauch nur, als sei die Farbe wieder abgenommen worden. Er mixt Alt mit Neu, nutzt historische Fotos als Vorlage und spielt zwischen Genres, dem Natürlichen der Gesichter und den abstrakten Faltenwürfen der hochgeschlossenen Kleider seiner Protagonisten aus dem 19. Jahrhundert.

Mal ist es ein Foto von Romy Schneider, am Rande der Dreharbeiten in Rom zum Sissi-Film geschossen, was später bei ihm zu einem großflächigen Bild wird –als modernes Update, versteht sich. Mal ist es eine Marktfrau mit Blumenkorb, eine Bäckerin – Menschen aus längst vergangenen Zeiten. Das Historische im Jetzt zu betrachten, Stile zu mixen, und dem Betrachter eine Brücke zu bauen – Malte Masemann hat Spaß an diesem Blick auf Zeiten und auf Gegenwart.

Von Sissi bis Marilyn Monroe

Was ihn jetzt interessiert? Er überlegt kurz. Es sind wohl die 1920er-Jahre mit all den verlockenden und verheerenden Etablissements, den Varietees, den Showbühnen und den "Hinterzimmern der Gesellschaft". "Das Vordergründige interessiert mich eher nicht", – vielleicht also wird es von ihm noch einige Bilder aus diesen verruchten Winkeln des Lebens geben, mit Gesichtern, die mehr erzählen wollen. Und vielleicht malt er auch noch einige Male Sissi von Österreich, die echte und "die falsche", wenn Romy Schneider am Set war. Und Marilyn Monroe interessiert ihn eigentlich auch, erwähnt er am Rande – und das könnte dann viel mit Pop-Art zu tun haben. Malte Masemann und Leipzig, eine Symbiose, die wohl perfekt funktioniert.


Informationen zur Ausstellung Weißes Haus
Raschwitzer Straße 13
04416 Markkleeberg

Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10:00 bis 17:00 Uhr, an Feiertagen ist die Ausstellung nicht geöffnet.

Dauer: 18.10.2022 bis 05.01.2023
Eintritt: frei

Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner

Mehr Kultur in Leipzig

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. Oktober 2022 | 07:10 Uhr

Mehr MDR KULTUR