Zittau und UmgebungSächsischer Geheimtipp: Vier Ausstellungen zu Lausitz-Maler Max Langer
Gleich an vier Orten in der Oberlausitz werden dem Maler und Gestalter Max Langer derzeit Ausstellungen gewidmet: in Zittau, Herrnhut, Ostritz und Eibau. 1897 in Spitzkunnersdorf in der südlichen Oberlausitz in einfache Verhältnisse hineingeboren, formte Langer aus seinem dörflichen Umfeld und neu gewonnenen Eindrücken einen eigenwilligen Stil, der Klassische Moderne und Volkskunst miteinander verbindet und Inspirationen von Vincent van Gogh, Heinrich Zille oder Max Beckmann aufnimmt.
Max Langer hat 1924 ein Porträt unter dem Titel "Selbstbildnis mit Pinsel in der Faust" gemalt. Die Ölfarben trägt er damals noch – inspiriert von Vincent van Gogh – in dicken, pastosen Strichen auf Pappe auf. Der gelernte Dekorationsmaler aus einem Dorf in der südlichen Oberlausitz, heute unweit der tschechisch-deutschen Grenze gelegen, war damals 27 Jahre alt. Das Malereistudium in Dresden lag gerade hinter ihm.
Inspiriert von van Gogh, Heinrich Zille und Max Beckmann
Aufgewachsen in der idyllischen Landschaft und Dekorfülle der Oberlausitzer Umgebindehäuser, sei Langer in seiner Frühphase vor allem ein Suchender gewesen, sagt Peter Knüvener, Direktor der Städtischen Museen Zittau.
Zu Langers Inspirationen bemerkt Knüvener: "Wir haben hier auch viele seiner Frühwerke aus dem Familienbesitz der Familie Langer versammelt. Da ist ein Bild, das erinnert an die Sternennacht von van Gogh oder man sieht Großstadtbilder aus Dresden, die erinnern an Lesser Ury. Oder man sieht Porträts, die an Max Beckmann erinnern. Er ist auf Wanderschaft und wollte eigentlich auch nach Italien, aber dann ist er in Mecklenburg und in Bayern gewesen und hat sich dort letztendlich mit dem Expressionismus und dem Impressionismus auseinandergesetzt."
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Wie ein Schwamm habe Langer diese Eindrücke und Erfahrungen aufgesogen und unermüdlich verarbeitet: in Porträts, Stillleben, Landschaften und immer wieder in gezeichneten Skizzen aus dem Alltagsleben. Knüvener führt an: "Vor allem Menschen hat er beobachtet. Auch sich selbst, im Selbstporträt und immer grüblerisch. Dann beobachtet er Wirtshausszenen, die erinnern an Heinrich Zille in Berlin. Da wird dieses Drastische schon so ein bisschen vorgezeichnet, was man später bei seinen Hauptwerken sieht."
Die Oberlausitz als Gegenstand von Langers Malerei
Die Sonderausstellung in den Städtischen Museen Zittau startet nach zwei Jahren intensiver Sichtung und systematischer Erforschung des umfangreichen und vielfältigen Nachlasses von Langer. Die Schau verdeutlicht auch den Weg mancher von Langers Skizzen, denn viele Entwürfe tauchen Jahre später wieder auf, zieren Gemälde oder dekorative Bemalungen von Bauernschränken, Holztellern oder Glasflaschen: seien es Blumen in Ranken, Frauen mit Schnabelnasen, dörfliche Typen oder immer wieder satirisch überspitzte Gesichter.
Ein raumfüllendes Foto in der Werkschau in Zittau gibt Einblick in Langers Atelier in Oderwitz, unweit von Herrnhut. Der Künstler nannte es schlicht seine "Malstube". Knüvener sagt dazu: "Es ist ganz wichtig, diesen Raum mitzudenken, er ist wie ein Laboratorium." Der Museumsdirektor fährt fort: "Einige Weggefährten haben wir auch mit aufgenommen. Wichtig ist Hans Lillich, Zeitgenosse und Maler aus Zittau. Übrigens derjenige, bei dem Gerhard Richter eigentlich seinen ersten Unterricht hatte."
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Max Langer: vom Hinterglasmaler zum Geheimtipp
Umgeben von großformatigen Familienporträts, Genrebildern oder Lausitzer Landschaften, die kaum Idylle, sondern mehr das sorgenvolle Zeitempfinden des 20. Jahrhunderts abbilden, erwartet das Publikum im Museum in Zittau auch ein kleines Kabinett unter dem Ausstellungstitel "Heimat – meine kleine und große Welt". Der Name dieser Schau wurde einer der zahlreichen detailverliebten Hinterglasarbeiten Langers entlehnt, denen besondere Aufmerksamkeit zu wünschen ist.
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Auf dem Zittauer Weihnachtsmarkt der Nachkriegsjahre verkauft, sicherten die Hinterglaswerke Langers großer Familie das Überleben. Später wurden sie hoch gehandelt und fanden aus vielen Sammlungen jetzt nach Zittau zurück. Knüvener betont: "Man darf nicht den Fehler machen, dass man ihn deshalb als Heimatmaler abtut. Denn er ist einer der wenigen Maler aus unserer Gegend, der auch überregional für Aufmerksamkeit gesorgt hat und als Geheimtipp wahrgenommen wurde."
Nicht zuletzt auch durch den großen mehrteiligen Bilderzyklus von 1956/57, der das "Lausitzer Weberleben" in drastischer, aber auch humorvoller Weise in Szene setzt. Knüvener bemerkt dazu: "Wir können ihn hier vollständig zeigen, allerdings nur eine Hälfte und später die zweite Hälfte, weil man sie aus konservatorischen Gründen nur jeweils drei Monate zeigen kann."
Es ist die kleine Welt der Oberlausitz, abgebildet im großen historischen Gefüge des 20. Jahrhunderts, die bis April 2023 in Zittau, Herrnhut, Ostritz und Eibau durch den künstlerischen Kosmos von Langer entdeckt werden kann.
Die vier AusstellungenAlle Ausstellungen sind bis zum 16. April 2023 geöffnet.
Querschnitt aus dem Lebenswerk des Niederoderwitzer Malers mit Gemälden, Zeichnungen, Hinterglasbildern und bemalten Objekten sowie dem 35-teiligen Zyklus von Deckfarbenbildern zum "Lausitzer Weberleben" von 1956/57
Städtische Museen Zittau
Klosterstraße 3, 02763 Zittau
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr
(24. und 25. Dezember geschlossen)
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Landschaften, Stillleben und Fantasien sowie zahlreiche Hinterglasgemälde von Max Langer und seinen Nachfolgern
Heimatmuseum der Stadt Herrnhut
Comeniusstraße 6, 02747 Herrnhut
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr
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Landschaften, Blumenstillleben, Karikaturen und Skizzen sowie Hinterglasmalereien, der Fokus liegt auf dem achtteiligen Zyklus von Deckfarbenbildern zum "Lausitzer Weberleben" von 1920 sowie Porträts
Heimat- und Humboldtmuseum im Faktorenhof Eibau mit Langer-Kabinett/Max-Langer-Stuben
Hauptstraße 214a, 02739 Kottmar OT Eibau
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr
Sonntag/Feiertag: 13 bis 16 Uhr
Montag und Samstag geschlossen
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Max-Langer-Werke aus zwei Lausitzer Privatsammlungen sowie des Zeitgenossen Karl Wilhelm Schmidt (1902–1976)
Heimatmuseum Ostritz
Klosterstraße 1, 02899 Ostritz
Öffnungszeiten:
Samstag und Sonntag: 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung
Redaktionelle Bearbeitung: op
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 02. November 2022 | 12:10 Uhr