Drei neue AusstellungenDie Moritzburg Halle widmet sich der Bildhauerei aus drei Generationen
Gemälde stehlen im Museum Skulpturen und Plastiken häufig die Show. Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle will das nun ändern – und bildet mit drei neuen Ausstellungen ein breites Spektrum der Bildhauerei ab. Im Fokus steht die Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach, die mit einer facettenreichen Retrospektive gewürdigt wird – als eine der wichtigsten Bildhauerinnen ihrer Generation. Außerdem bekommen zwei Bildhauer ihren Auftritt: der berühmte Expressionist Franz Marc und Newcomer Willy Schulz.
Im Mittelpunkt der Skulpturen-Schau steht Anna Franziska Schwarzbach. Die heute 72-jährige Künstlerin wurde im sächsischen Rittersgrün geboren – als Tochter des renommierten Bildhauers Hans Brockhage. Nach einem Architekturstudium in Berlin Weißensee wandte sie sich dann ab Mitte der 1970er-Jahre der figurativen Bildhauerei zu.
Retrospektive einer vielseitigen Bildhauerin
Besonders fasziniert ist Anna Franziska Schwarzbach vom Eisenguss. Diese anspruchsvolle Technik hat sie dann im Laufe der Jahre perfektioniert. Und zwar in einer Eisenkunstgießerei im brandenburgischen Lauchhammer. Die wiederum wurde im 18. Jahrhundert von einer imposanten Frau gegründet – eine gewisse Freifrau von Löwendal.
Anna Franziska Schwarzbach hat nun diese legendäre Unternehmerin porträtiert als expressive Figur aus einem lebensgroßen Eisenguss. Die rohe Materialität entfalte einen ganz eigenen Zauber – das findet Thomas Bauer-Friedrich, der Direktor des Kunstmuseums Moritzburg. Die Künstlerin habe das fertige Objekt in die Entstehung mit einbezogen, erklärt er, deswegen sehe man teilweise noch die Gusskanäle.
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Die rostbraune Porträt-Plastik aus Eisenguss– für Thomas Bauer-Friedrich zeigt sich hier die konsequente Verknüpfung von Form und Inhalt und die besondere Qualität der Bildhauerin. Daneben gibt es anonyme Figuren oder allegorische Darstellungen wie auch Arbeiten in Stein, Bronze oder Holz. Auch als vielseitige Gestalterin von Medaillen kann man die Künstlerin bei dieser Retrospektive kennenlernen.
Expressionist Franz Marc als Bildhauer
Ganz anders kommen die Kleinplastiken von Franz Marc daher. So kann man den berühmten Maler auch als Bildhauer kennenlernen. In der kleinen Kabinett-Ausstellung werden ein gutes Dutzend seiner Arbeiten gezeigt. Wie bei seinen Gemälden spielt auch hier die Tierwelt eine große Rolle. Wie z.B. bei der Bronze-Skulptur eines Panthers aus dem Jahr 1910.
"Es ist eine kleine Arbeit, die wirklich auf den Handteller passt, auch in der Höhe nicht viel größer ist und es ist eben dieses Einfühlsame, dieses Atmosphärische, was Franz Marc auch in seinen Bildern, in seinen Grafiken hat", erklärt Museumsdirektor Bauer-Friedrich. Das Besondere sei die Einbettung des Tiers in die Natur und in die Umwelt. Der Bronzeguss aus dem Nachlass des Künstlers befinde sich seit 1930 in der Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg, so Bauer-Friedrich.
Nachwuchs der Burg Giebichenstein zu sehen
Neben dem Klassiker Franz Marc hat bei dieser Schau aber auch ein Newcomer seinen Platz – und das ist der 1990 geborene Willy Schulz. Vergangenes Jahr hat er den Gustav-Weidanz-Preis bekommen und nun setzt sich der Nachwuchsbildhauer in einer raumgreifenden Installation mit dem Leben von Gustav Weidanz auseinander.
Denn Weidanz musste sich als Künstler im Nationalsozialismus positionieren und später dann auch in der DDR-Zeit – und um diese schwierige Gemengelage kreist die Skulptur von Willy Schulz. Es sind zwei abstrahierte Kettenglieder, die ineinander verschränkt sind. Diese Metapher von der Kette steht für totalitäre Systeme und das erzwungene Marschieren in Reih' und Glied.
"Sobald ein Kettenglied kaputt ist oder ausschert, kann die Kette nicht mehr funktionieren. Das ist sein Thema", erläutert Thomas Bauer-Friedrich vom Kunstmuseum Moritzburg. Dementsprechend habe Schulz das Kettenglied mit einer verletzten, aufgebrochenen und schrundigen Oberfläche versehen.
"Spektrum Bildhauerei" – so heißt das Motto für die neue Schau im Kunstmuseum Moritzburg. Und die lädt ein zu eigenen Entdeckungen im Reich der dreidimensionalen Kunst – von drei unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern aus drei verschiedenen Generationen.
Angaben zu den AusstellungenKunstmuseum Moritzburg
Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle
Anna Franziska Schwarzbach
09. April bis 28. August 2022
Willy Schulz
09. April bis 12. Juni 2022
Franz Marc. Skulptur und Plastik
09. April bis 28. August 2022
Öffnungszeiten:
täglich von 10 bis 18 Uhr
Die Ausstellungen sind Teil des Ausstellungsprogramms "Spektrum Bildhauerei" der Kunsthalle Talstrasse, der BURG Galerie im Volkspark, der Zentralen Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale).
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 08. April 2022 | 07:40 Uhr