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UmfrageWarum nicht alle Objekte im Museum öffentlich gezeigt werden können

16. November 2020, 04:00 Uhr

"Ein Depot ist kein Endlager, sondern die Herzkammer eines Museums", heißt es unter Museumsleuten. Dort liegen Schätze, die aus verschiedenen Gründen (noch) nicht gezeigt werden können und die es zu schützen gilt. Welche Funde schlummern im Depot? Wie ist das Verhältnis von sichtbaren und verborgenen Schätzen in mitteldeutschen Museen? Wir wollten mehr darüber erfahren und starteten eine Umfrage bei Museen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Einblicke erlaubten das Naturkundemuseum Mauritanium in Altenburg, das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, das Kunstmuseum Moritzburg Halle, das Sorbische Museum in Bautzen und das Museum Schloss Bernburg.

von Katrin Schlenstedt, MDR KULTUR

Mauritianum Altenburg: Die Wanze im Bernstein

Millionen Jahre alt, aber gut gehalten dank Bitterfelder Bernstein Bildrechte: Mauritianum Altenburg

Klein können sie sein die verborgenen Schätze in den Museen. Eingeschlossen nicht nur im Depot, sondern in Bitterfelder Bernstein. "Mehr als 10.000 solcher Inklusen aus unserer Fauna und Flora besitzt das Naturkundemuseum in Altenburg", sagt Direktor Mike Jessat. 24 Millionen Jahre seien die Fossilien alt. Öffentlich gezeigt werden könnten sie nicht, denn die meisten seien nur etwa einen, selten mehrere Millimeter groß und oft nur undeutlich im Bernstein zu sehen. Ausstellbar wären so lediglich Fotos oder aufwendige Modelle, erklärt Jessat.

Er würde die Originale am liebsten im Mikro-CT scannen, um sie genauer zu untersuchen. Doch so ein Gerät liege bei 250.000 bis 400.000 Euro. Das bleibe also ein Wunsch. Erstmal, muss man vielleicht sagen. Denn um die naturkundlichen und ethnografischen Sammlungen am "Mauritianum" zu begründen, sie zu erweitern und zu erhalten, war die Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes, die einst auf Freimaurer zurückging und heute wieder Träger des Museums ist, immer schon sehr kreativ.

Das Verhältnis von sichtbaren zu verborgenen Schätzen veranschlagt Jessat heute auf 1:1.000. Vor Sauerstoff, Licht und Temperaturschwankungen geschützt, würden sie an den drei Forschungs- und Depotstandorten aufbewahrt und erschlossen. Auch in Kooperation mit Universitäten. Die digitale und georeferenzierte Erfassung werde noch mehrere Jahre dauern, schätzt er. So aber könnten Experten dann von überall zugreifen.

Mit allen Mitteln

Das Mauritianum im Schlosspark von Altenburg Bildrechte: Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg

Dass all das möglich ist, ist erstaunlich, schien das Haus doch auf bestem Wege totgespart zu werden. 2007 erfolgte der auch von Jessat forcierte Wechsel der Trägerschaft vom Landkreis an den Verein "Naturforschende Gesellschaft", was neue Möglichkeiten eröffnete. Inzwischen gibt es es nicht mehr nur das klassische Museum im Schlosspark, sondern auch mit EU-Mitteln geförderte Artenschutzprojekte. Aus einem Acker zwischen Altenburg und Schmölln wurde so eine Wiese als Rückzugsort für Insekten. Im Kinderkolleg erfahren Schülerinnen und Schüler mehr über den Zusammenhang von Biodiversität und Klimawandel. Jessat wollte das Schwinden der Vielfalt nicht mehr nur im Museum dokumentieren, Inklusen und Präparate gibt es dort ja schon.

Der Erwerb eines größeren Objektes würde den Museologen dann aber doch noch reizen: die Reste eines Auerochsen von vor etwa 120.000 Jahren, er hat sie "reserviert", zu sehen waren sie gerade in der Sonderausstellung "Auerochse, Wildpferd & Co. - Mitteleuropas ausgestorbene BIG FIVE".

Um mit all den Projekten auch digital präsent zu sein, wird derzeit die Homepage überarbeitet. Im November soll der Youtube-Kanal starten mit einer Ausstellungs-Vernissage. "Corona macht's möglich bzw. nötig", sagt Mike Jessat.

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig: Die Fürstenloge aus der Thomaskirche

Johann Georg III. (1647-1691) im Wappen, das über der Fürstenloge thronte Bildrechte: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Auch Größe ist keine Kategorie, die vor dem Verschwinden schützen könnte. Gleich auf mehrere Depots verteilt, lagern die Einzelteile der einst prächtigen Fürstenloge aus der Leipziger Thomaskirche, wie die stellvertretende Direktorin des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, Ulrike Dura, bedauert.

Die Fürstenloge in der Thomaskirche, zu sehen auf der Seitenempore (l.) Bildrechte: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Errichtet wurde sie auf einer der seitlichen Emporen, damit Johann Georg III. (1647-1691) darin die Gottesdienste bequem und von oben herab verfolgen konnte. Der Wettiner kämpfte an der Seite des Kaisers gegen die Türken in Wien. Auch wenn er keine großen militärischen Erfolge errang, wurde ihm danach als "Mars von Sachsen" gehuldigt.

Bis in die 1890er-Jahre thronte die Loge in der Thomaskirche. Dann entschied der Kirchenvorstand einstimmig, sie zu entfernen: "Die Loge ist ein tolles Beispiel für barocke Kirchenkunst, doch sie war schlicht aus der Mode", erklärt Ulrike Dura. So gelangte die Loge noch im Ganzen ins Museum im Alten Rathaus. Im Zusammenhang mit der kriegsbedingten Auslagerung wurde sie zerlegt und geriet in Vergessenheit. Dura würde sie gerne vollständig restaurieren, als Rarität und wegen der kunsthandwerklichen Bedeutung, etwa des anspruchsvollen Schnitzwerks, aber auch weil ihre pure Existenz ein altes Klischee hinterfragt, nämlich das von der stolzen Bürgerstadt: "Natürlich musste man auch in Leipzig nach der Pfeife des Kurfürsten tanzen", so Dura.

Wie Besucher zu Zeitreisenden werden könnten

Blick ins Depot des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig Bildrechte: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Ulrike Dura schätzt, dass ein Prozent der etwa 600.000 Sammlungsobjekte des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig in den ständigen Ausstellungen gezeigt werden können. Von den rund 1.800 Gemälden sind rund 50 zu sehen, von den 10.000 Plakaten vielleicht 100. Fotos oder Karten sind besondes sensibel. Nach Objektgruppen und Materialität getrennt, lagern die Bestände in den 2004 neu geschaffenen, alarmgesicherten Depoträumen mit stabilen klimatischen Bedingungen und einer Brandmeldeanlage, wie Dura weiter erläutert. Doch es herrsche bereits wieder Raumnot. Als Zwischenlösung werde demnächst auf der Alten Messe Platz geschaffen. In der Diskussion ist außerdem ein neues Leipziger Zentraldepot.

Schon um die Objekte zu schützen, müssten sie digitalisiert werden, betont Michael Stephan, Leiter Zentrale Dokumentation. Beispielsweise das beliebte historische Stadtmodell von 1823 oder Karten immer wieder zu scannen, verschlechtere deren Zustand. Bereits zu 70 Prozent seien die Sammlungen des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig digital erfasst und über eine Online-Datenbank recherchierbar. Die restlichen 30 Prozent entfielen vor allem auf schriftliche Nachlässe und Dokumente. Damit steht das Haus deutschlandweit mit an der Spitze. Vor allem deshalb, weil die Digitalisierung früher als andernorts, bereits 2010 als Querschnittsaufgabe definiert und angegangen wurde, wie Stephan erklärt. Inzwischen gibt es im Museum nicht nur A3-Flachbett- oder einen A2-Buchscanner, sondern auch eine Fotostation für 3D-Objekte.

Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig Bildrechte: Olaf Parusel/MDR

Für Stephan ein Schritt hin zum virtuellen Museum. Nicht um einen 3D-Rundgang durch die bestehende Dauerausstellung anzubieten, sondern um wirklich digital zu kuratieren. Um Stephans Ansatz zu folgen, könnte das heißen: Die restaurierte Fürstenloge mit der 80-Megapixel-Kamera aufzunehmen, um ein 3D-Modell daraus zu machen und sie in den ebenfalls virtualisierten Raum des Gotteshauses einzubauen. So würde der Besucher zum Zeitreisenden, könnte vielleicht sogar als Johann Georg III. aus der Loge in die Thomaskirche des 17. Jahrhunderts schauen und sehen, wie ihm die stolzen Bürger huldigen.

Kunstmuseum Moritzburg Halle: Ein Gefühl von Vanitas

Vanitas-Gemälde erfreuten sich in der Zeit des Barock großer Beliebtheit. Im Mittelpunkt stehen Symbole der Vergänglichkeit. Auch die lateinischen Inschriften auf den Büchern im Gemälde stehe dafür, übersetzt: "Abhandlung über die Macht des Todes" und "Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn", ein Vers aus dem Philipperbrief des Paulus. Auch sie verweisen auf die Unausweichlichkeit und die Macht des Todes. Bildrechte: Kunstmuseum Moritzburg Halle / Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt

Seit 2012 digitalisiert das Kunstmuseum Moritzburg die rund 250.000 Objekte seiner sechs Sammlungen. Das hieß anfangs vor allem Scannen, Angaben von Karteikarten oder aus Inventarbüchern digital erfassen, damit die Objekte für die vernetzte Museumsarbeit recherchierbar werden. Zugleich werden sie seitdem, so Urheber- und Verwertungsrechte dem nicht entgegenstehen, auf der vom Museumsverband Sachsen-Anhalt initiierten Plattform museum-digital publiziert. Ein Aufwand, der am Anfang vielleicht das Gefühl von Vergeblichkeit aufkommen ließ: "Vanitas" so nennen sie das in der Welt der Kunst.

Alter Meister in der "Burg der Moderne"

Das wiedereröffnete Talamtsgebäude mit dem Vanitas-Gemälde als Highlight in der Schau. Bildrechte: Kunstmuseum Moritzburg Halle / Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt

Ein sehr schönes Stillleben dieser Gattung mit Totenschädel, Kerze und Sanduhr – Symbole der Vergänglichkeit alles Irdischen – wurde jüngst in den Ursprungsbeständen des 1885 gegründeten Museums wiederentdeckt. Aufgrund von Umzügen und Raumnot war es in der "Versenkung" verschwunden, wie Pressesprecherin Katrin Greiner erklärt. Jetzt sei das Werk des Meisters des Almanachs des Damien Lhomme, der in der Mitte des 17. Jahrhunderts im französischen Troyes wirkte wieder zu sehen: Als Highlight einer Schau zur Wiedereröffnung von sechs Räumen in den beiden Etagen des Talamtsgebäudes im Südflügel der Moritzburg. Seit dem 26. Oktober werden dort Gemälde, Plastiken, Kunsthandwerk und Medaillen vom 16. bis 19. Jahrhundert präsentiert.

Einen weiteren großen Fund wird die Moritzburg Greiner zufolge 2021 präsentieren, ein Konvolut mit japanischen Farbholzschnitten, Tuschezeichnungen und chinesischen Grafiken der Kano-Schule. Von deren Existenz wusste man bis vor kurzem nichts. Derzeit werden sie restauriert und wissenschaftlich erschlossen.

Fast 20 Jahre war die Sammlung Kunsthandwerk und Design nur schwer zugänglich – sowohl für den Leihverkehr als auch für die eigene Arbeit mit der Sammlung. Bildrechte: Kunstmuseum Moritzburg Halle / Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt

Grundsätzlich können im Kunstmuseum Moritzburg weniger als zwei Prozent der Bestände in Ausstellungen gezeigt werden. Aus Platzmangel, aber auch aus konservatorischen Gründen, so sind Grafiken oder Fotografien als lichtempfindliche Werke auf Papier selten zu sehen, wie Greiner erläutert. Um bekannte und verborgene Schätze auch künftig bewahren und erforschen zu können, brauche man absehbar mehr Platz. Derzeit sei Finanzierbarkeit eines neuen Depotgebäudes in Prüfung, so Greiner.

Die digitale Kunst- und Wunderkammer, die nach dem ersten Corona-Lockdown eröffnet wurde, lief unter dem Hashtag #openbutsafe in den sozialen Medien weiter. Gesprächsrunden aus dem Museum lassen sich auf Youtube nachverfolgen. Abgesehen von all diesen digitalen Angeboten, "mögen wir nach wie vor das persönliche Gespräch und freuen uns immer über das Feedback der Besucher vor Ort", versichert Greiner. Wenn sie denn wieder ins Museum kommen können. Zur Verfügung steht bis auf weiteres der inzwischen allerdings kostenpflichtige Multimedia-Guide durch die Karl-Lagerfeld-Ausstellung.

Sorbisches Museum Bautzen: Hanso Nepilas magischer Brettstuhl

Manchmal hilft der Zufall, sagt Andrea Paulik, Kuratorin für Kulturgeschichte und Literatur am Sorbischen Museum Bautzen. Im Altbestand des Hauses schlummerten noch so einige unbekannte Objekte, erklärt sie. Denn die Sammlung des damaligen Wendischen Museums sei 1942 von den NS-Behörden konfisziert und ans Stadtmuseum Bautzen übergeben worden. Mühsam habe man die Objekte später nach der Rückführung über die Beschreibungen aus den Inventar- und Schenkungslisten identifizieren müssen. Nicht immer sei dies gelungen.

Detektive auf den Spuren in die Vergangenheit

Brettstuhl von Hanso Nepila mit herzförmigem Griffloch und Ritzmustern. Zu erkennen sind Wirbelräder als Symbol der lebensspendenden Sonne und als Zeichen des Werdens und Vergehens, ein Lebensbaum sowie die aufgehende Saat. Bildrechte: Sorbisches Museum Bautzen / Foto: Jan Barth

Nun aber wisse man, wer "dieses besonders schöne Exemplar eines Brettstuhls" herstellte: Kein Geringerer als Hanso Nepila (1766-1856). "Er war einer der wenigen schriftkundigen Heidebauern, der Sohn eines Leibeigenen aus Rohne, der heute als Volksschriftsteller gilt. In der Schleifer Region wird er bis heute verehrt", so Paulik. Ein Schnitzkünstler war er offenbar auch, wie der Brettstuhl für den Dorfrichter Nagorka zeigt. Die Ritzmuster erinnerten an Schleifer Stickereien und Ostereier, ausgelegt seien sie mit rotem und blauem Wachs, erläutert Paulik. In einer Biografie über Nepila sei sie auf eine Beschreibung gestoßen, die auf den Stuhl in der Sammlung passte. Das war der Anfang weiterer Recherchen.

Nun würde sie den Brettstuhl gerne gebührend als das Werk des berühmten Hanso Nepila in einer Sonderausstellung würdigen – und die vermutlich magische Bedeutung der Glücks- und Schutzmuster des Stuhls näher ergründen, die auf Volkskunstobjekten in ganz Europa verbreitet seien. Museumsleute sind eben auch Detektive. Sie sichern Spuren in die Vergangenheit. Glücklicherweise erzähle das Freilichtmuseum in Rohne auch künftig von Nepila, wie Paulik betont, denn das Dorf werde ja nun doch nicht mehr für die Braunkohle abgebaggert.

Sorbisches Museum Bautzen Bildrechte: Przykuta

Weniger als zehn Prozent der Sammlungen – Gemälde, Grafiken, Keramik, Textilien, Fotos oder Bibliophiles – kann gezeigt werden. Aus konzeptionellen, aber auch aus konservatorischen Gründen. Restaurierungsbedarf gebe es eigentlich immer, erzählt Paulik. Die historischen Trachten beispielsweise seien sehr sensible Stücke, die auch viel Platz brauchten, der kaum noch ausreiche. Glücklicherweise stehe der Umzug großer Teile der Museumssammlung ins neue Zentraldepot in Bautzen an. Der Umzug befördere zugleich die Digitalisierung der Sammlung: Die Objekte würden vor dem Verpacken nach konservatorischen und restauratorischen Kriterien begutachtet und nochmals neu fotografiert. Eine der Voraussetzungen, um sie nicht nur hausintern online recherchieren zu können, sondern auch, um sie nach außen sichtbar zu machen. Die Präsentation der bedeutendsten Objekte im Portal museum.digital soll nächstes Jahr in Angriff genommen werden. In Betracht käme auch das entstehende sorbische Wissensportal SORABICON des Sorbischen Instituts in Bautzen.

Museum Schloss Bernburg: Die Reste der Synagoge

Die Bernburger Synagoge wurde 1835 errichtet und in der Progromnacht am 9. November 1938 zerstört. Bis dahin lebten 72 Bernburgerinnen und Bernburger jüdischen Glaubens in der Stadt. Bildrechte: Museum Schloss Bernburg

Manchmal kann ein Museum nur noch die Reste gewaltsamer Zerstörung einsammeln. Für ein ganzes Bauwerk reicht dann ein schlichten Pappkarton. Direktor Dr. Roland Wiermann fand ihn im Depot, wo er gerade etwas mehr Zeit als gewöhnlich verbringt. Denn sein Haus ist eine Baustelle, eine neue Dauerausstellung in Konzeption.

Auf der Suche nach einem bestimmten Objekt schweifte er ab, weil ihm die Beschriftung der eigentlich unscheinbaren Kiste auffiel: "Fundstücke 'Suchschurf' Synagogengrundstück (innerhalb der Grundmauern) 15.06.2004". In der Pogromnacht vom 9. November 1938 war die Synagoge von Bernburg geplündert und niedergebrannt worden. 2004 fanden dort, wo sie stand, archäologische Grabungen statt, weil ein Kindergarten auf dem Gelände neu gebaut werden sollte: "Ich wusste aus den Museumsunterlagen, dass gegraben worden war, die Funde waren mir aber bis dato unbekannt." Also öffnete Wiermann den Karton: "Ich sah verbranntes Holz, Metallbeschläge und geschmolzenes Fensterglas. Fundstücke, die auf sehr drastische Weise die Zerstörung jüdischen Lebens in Bernburg bezeugen." Ob und wie sie in der neuen Dauerausstellung ab Frühsommer 2022 präsentiert werden könnten, vielleicht verbunden mit Zeitzeugenberichten und dem Synagogenmodell, darüber denke er noch nach.

Digitalisierung an der Basis und im Ehrenamt

Man sieht es nicht gleich: Das Museum auf Schloss Bernburg ist bis 2022 eine Baustelle, aber digital präsent. Bildrechte: imago/imagebroker

Archäologische Funde, natur- und heimatkundliche Objekte aus der Region des unteren Saaletales gehören zu den Sammlungen des Bernburger Museums ebenso wie Gegenwartskunst aus dem mitteldeutschen Raum. Im Rahmen eines vom Land geförderten Projektes kann derzeit der Nachlass des Bernburger Künstlers Heinz Steffens digitalisiert und zur Online-Veröffentlichung vorbereitet werden. Ein Prozess sei das alles, sagt Wiermann. Der braucht Zeit und ehrenamtliches Engagement für das Haus, das erst als Eigenbetrieb des Landeskreises geführt wurde und nun in Trägerschaft der Bernburger Freizeit GmbH. All die Objekte sollen im Kontext ihrer Sammlung auf der vom Museumsverband Sachsen-Anhalt mitinitiierten Plattform museum.digital online gehen, ein Kernbestand von Objekten ist jetzt schon dort zu sehen. "Eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Digitalisierung auch in kleineren Häusern an den Start zu bringen und damit den Austausch mit Kollegen und dem Publikum zu befördern", findet Wiermann.

Die Depotfrage lässt sich wie andernorts auch nicht so leicht lösen. Gut verpackt, aber nicht klimatisiert werden die Objekte des Museums in einem anderen Gebäude der Stadt gelagert. Gemälde hängen staubgeschützt auf Gittern. Die naturkundlichen Sammlungen befinden sich lichtgeschützt in Schränken. Selbstverständlich abgesichert gegen Einbruch und Feuer, betont Wiermann.

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Spezial "Museumsschätze in Mitteldeutschland" | 17. November 2020 | 18:05 Uhr