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Die Ausstellung im Kunsthaus Nordhausen zeigt Kunst der 1920er-Jahre, u.a. "Ecce Homo" von George Grosz. Bildrechte: dpa

Kunsthaus Meyenburg"Goldene Zwanziger": Ausstellung in Nordhausen zeigt Kunst der Weimarer Republik

von Marie-Theres Engemann, MDR KULTUR

Stand: 27. März 2023, 10:28 Uhr

Das Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen präsentiert erstmals eine Ausstellung zur Kunst der Weimarer Republik. Zu sehen sind Werke von Paul Klee, Käthe Kollwitz oder Otto Dix, die zwischen 1923 und 1929 entstanden sind und die "Goldenen Zwanziger" prägten. Die ausgestellten Kunstwerke verdeutlichen die Gegensätze der damaligen Zeit und zeigen Glanz und Elend einer ganzen Epoche. Auch berühmte Filme aus der Zeit und Tänze wie der Charleston spielen in der Nordhäuser Ausstellung eine wichtige Rolle.

Im Mittelpunkt der Ausstellung im Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen steht die berühmte Grafikfolge "Ecce Homo" von George Grosz, die zwischen 1922 und 1923 entstand. Karikaturistisch zeigen die Blätter Szenen des Berliner Lebens zu Beginn der 1920er-Jahre. "Berlin steht dabei pars pro toto für den Großstädtischen Wahnsinn der Moderne", erklärt Kunsthistorikerin und Kuratorin Susanne Hinsching.

Es geht in dem Zyklus um die Beziehung der Menschen untereinander und die große Frage: Wie gehen sie miteinander um? Grosz identifiziert sich dabei mit den "kleinen Leuten", den Armen und Unterdrückten und stellt diese in den Fokus. Alle anderen: Kriegsgewinnler, Spießbürger – sie kommen bei Grosz nicht so gut weg.

Zwischen Weimarer Bauhaus und Blauer Reiter

Im Kontrast zu Grosz' avantgardistischem Zyklus stehen die Werke von Paul Klee. Neben den vielen realistischen Darstellungen findet man bei Klee auch abstrakten Expressionismus. Er zählt zu den Blauen Reitern und war zeitweise auch am Bauhaus in Weimar tätig. "Seine Werke sind nicht wirklich abstrakt, also nicht konstruktivistisch, wie zum Beispiel Kandinsky, sondern sie haben eine abstrakte Figürlichkeit", beschreibt Susanne Hinsching seine Kunst.

Die neue Ausstellung in Nordhausen zeigt Kunstwerke aus der Zeit der Weimarer Republik. Bildrechte: Kunsthaus Meyenburg, Foto: Jürgen Sundermann

So schafft er ganz filigrane, innige, nahezu mathematische Figuren. Das kommt im besonderen Maße bei dem Werk "Versunkenheit" zum Ausdruck. Ein Kopf mit geschlossenen Augen, die besonders groß dargestellt sind, sodass man beim Betrachten der Grafik durch die geschlossenen Augen in das Werk hineingezogen wird. 

Film wichtiges Thema in Nordhausen

Ein Highlight der Ausstellung ist der Holzschnitt-Zyklus von Max Slevogt: "Die Nibelungen". Dieser erzählt auf sieben Bildern die Sage des Drachentöters Siegfried, Kriemhild und dem Untergang des Burgunderreiches. Zusätzlich zu dieser zweidimensionalen Bildgeschichte wird noch eine zweite mediale Ebene eingespielt: Durch die Nibelungen-Verfilmung von Fritz Lang aus dem Jahr 1924 wird das statische Werk in Bewegung gesetzt und der Betrachter erlebt das Heldenepos auf zwei medialen Ebenen.

Auch Kunst von Käthe Kollwitz ist in der Nordhäuser Ausstellung zu sehen. Bildrechte: Kunsthaus Meyenburg

Film und Kino ist ein großes Thema in der Ausstellung. Die Filmindustrie erfährt in den 1920er-Jahren eine enorme Transformation. Filme wie "Nosferatu" und "Faust" von Friedrich Wilhelm Murnau tragen dazu bei, dass sich der Film als einflussreiches Massenmedium in Deutschland etabliert. Die Entdeckung und Verbreitung neuer Medien passt auch zu dem damaligen Lifestyle.

Das Kino war eine mediale Errungenschaft, die das Leben prägte, und der Film wurde zum beliebtesten Unterhaltungsmedium. Zwei Millionen Menschen gingen täglich ins Kino. Neben dem Hauptfilm gab es mehrere Vorfilme und die Wochenschau. Die Babelsberger UFA-Filmstudios produzierten jährlich 200 bis 300 Filme und waren damals die wichtigste Filmproduktionsstätte der Welt.

Das Kunsthaus Nordhausen präsentiert Werke von Hans Pape, der in den 1920er-Jahren für seine Holzschnitte bekannt wurde. Bildrechte: Kunsthaus Meyenburg

Fazit: Die 20er-Jahre mit allen Sinnen erleben

Die Ausstellung besticht durch ihre Vielseitigkeit, Klarheit und Weite. Die Werke sind thematisch den jeweiligen Räumen zugeordnet und werden durch verschiedenen Farben und Lichteffekte in Szene gesetzt.

Spannend ist, dass die Ausstellung von Geräuschen und Klängen der 1920er-Jahre begleitet wird. So sitzt der Betrachter schnell mitten in einem Kaffeehaus, in einer Bar oder er beobachtet das bunte Treiben auf der Straße. Und der Charleston im Hintergrund darf bei so einer Ausstellung natürlich auch nicht fehlen.

Weitere Informationen"Die goldenen Zwanziger Jahre - Kunst zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit"
Ausstellung vom 25. März bis 18. Juni 2023

Kunsthaus Meyenburg
Alexander-Puschkin-Straße 31
99734 Nordhausen

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr

Redaktionelle Bearbeitung: Thilo Sauer

Mehr zu den "Goldenen Zwanzigern"

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 25. März 2023 | 12:10 Uhr