Museum im Schloss Eisfeld Ausstellung "Eisfeld rasiert die Welt": 100 Jahre Rasierklingen-Tradition in Thüringen
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Seit 1920 werden in Eisfeld Rasierklingen hergestellt. Alles begann mit dem Tüftler Albin Ritzmann, heute heißt der Rasierklingengersteller Harry’s. Zum 100-jährigen Jubiläum zeigt das Museum im Schloss in einer Sonderausstellung die traditionsreiche Geschichte des Eisfelder Betriebes und die Kulturgeschichte der Rasur. Besucherinnen und Besucher können die Klingen sogar im eigens für die Ausstellung eingerichteten und historischen Barbershop ausprobieren.
"Mehr als nur scharf: Rasierklingen aus Eisfeld. Technologie und Entwicklung seit 1920, stanzen härten schleifen" – dieser Werbespot bringt auf den Punkt, worum es in "Eisfeld rasiert die Welt" geht. Kurator und Museumsleiter Heiko Haine hat für die Sonderausstellung eineinhalb Jahr lang recherchiert.
Der Fabrikant und Tüftler Albin Ritzmann war der Begründer der Eisfelder Rasierklingenherstellung. 1920 ist er aus der Nähe von Schmalkalden mit seinem Betrieb nach Eisfeld umgezogen, so Haine. Grund für den Ortswechsel seien die von den Eisfeldern angebotenen günstigen Konditionen im Gewerbegebiet gewesen. Ritzmann habe damals die innovative Rasierklingenherstellung aus Oberköditz mitgebracht. Gelernt habe er bei Roth Büchner in Berlin Tempelhof, erzählt Haine. Außerdem habe Ritzmann einige Patente verfasst, darunter sogar eins für einen Schwingkopfrasierer.
Die Rasur konnte auch mal eine blutige Angelegenheit sein – je nachdem, was man zum Rasieren verwendete.
Zur Kulturgeschichte der Rasur
Dieser Schwingkopfrasierer wird noch heute von anderen namhaften Herstellern erfolgreich vermarktet. Die Ausstellung im noch nicht sanierten Bereich des Eisfelder Schlosses umfasst insgesamt fünf Räume. Im ersten erfahren Besucherinnen und Besucher auf Informationstafeln mehr über den Fabrikanten Albin Ritzmann und auch etwas zur Geschichte der Rasur an sich. Denn die Menschheit rasiert sich schließlich nicht erst seit 100 Jahren, so Haine:
"Die Rasur war zu unterschiedlichen Zeiten immer unterschiedlich behaftet und konnte auch mal eine blutige Angelegenheit sein – je nachdem, was man zum Rasieren verwendete. Die Alten Griechen zum Beispiel hatten nichts für Körperbehaarung übrig und wollten glatt sein, weil es dem damiligen Schönheitsideal entsprach – egal ob Männer oder Frauen."
Eisfeld belieferte sogar den arabischen Raum
Im zweiten Raum der Ausstellung führt ein Zeitstrahl durch die bewegte Firmengeschichte von 1920 an über die Nachkriegs- und DDR-Zeit bis in die Gegenwart. Der Besucher erfährt, dass die damalige Feintechnik in Eisfeld nicht nur den Ostblock mit Rasierklingen beliefert hat, sondern unter der Marke "Arabien Sun" auch den kompletten arabischen Raum. Auf einem Bildschirm gibt es außerdem Videosequenzen aus der Produktion und Werbeclips zu sehen.
Selbst zum Rasierer greifen
Die Räume drei und vier beherbergen in Vitrinen jede Menge Rasierer und Klingen. Bei vielen handelt es sich um Leihgaben ehemaliger Mitarbeiter. Aber auch der heutige Rasierklingenhersteller konnte so Einiges beisteuern, sagt der Kurator. Daraus entstanden sei ein richtiges Betriebsarchiv, so Haine.
Wer möchte, kann zum Ende der Ausstellung im Barbershop mit rotem Sessel und historischem Frisörspiegel selbst zum Rasierer greifen. Dafür stehen Einwegrasierer made in Eisfeld bereit: Testen sei absolut erwünscht, jedoch auf eigenes Risiko, schmunzelt Kurator Haine.
Informationen zur Ausstellung
Die Sonderausstellung "Eisfeld rasiert die Welt" ist noch bis Ende 2021 im Museum von Schloss Eisfeld in Südthüringen zu sehen.
Adresse:
Museum Eisfeld
Marktplatz 2, 98673 Eisfeld
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 16 Uhr
Samstag und Sonntag: 13 bis 17 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. Juli 2021 | 09:40 Uhr