Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen
Die Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe in Gardelegen erinnert an ein Verbrechen der Nationalsozialisten, das wenige Stunden vor der Befreiung stattfand. Bildrechte: IMAGO / Norbert Neetz

Gedenkstätten Sachsen-Anhalt: Diese Orte erinnern an die Opfer der NS-Verbrechen

09. Mai 2025, 10:30 Uhr

80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs findet man in ganz Sachsen-Anhalt noch Spuren des Nationalsozialismus. Zahlreiche Gedenkstätten erinnern an die Verbrechen der NS-Diktatur, zum Beispiel in Bernburg, wo im Rahmen der NS-"Euthanasie" tausende Menschen getötet wurden. In Halle erinnert eine Ausstellung in der Gedenkstätte "Roter Ochse" an Misshandlung und Ermordung politischer Gegner des NS-Regimes. In Gardelegen wird einem großen Massaker gedacht und in Wernigerode werden noch erhaltene Gebäude eines KZ-Außenlagers bewahrt. Das sind die Erinnerungsorte in Sachsen-Anhalt.

Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen

Diese Gedenkstätte erinnert an eines der größten sogenannten Endphaseverbrechen der Nationalsozialisten. 1.016 Menschen wurden am 13. April 1945 in einer Scheune in der Altmark ermordet. Die Opfer kamen aus den Konzentrationslagern Mittelbau-Dora und Hannover-Stöcken. Sie waren Zwangsarbeiter und politische Gefangene, die überwiegend aus Polen, Frankreich und der Sowjetunion stammten.

Wenige Stunden vor der Befreiung wurden die Häftlinge im Rahmen der "Todesmärsche" aus den KZs getrieben, in einer Feldscheune zusammengepfercht und gezielt getötet. Das Massaker von Isenschnibbe war so grausam, dass ein US-Magazin in der Berichterstattung darüber erstmals den Begriff "Holocaust" verwendete.

Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibbe bei Gardelegen: Unzählige Gräber mit weißen Kreuzen
Mehr als tausend Gräber in der Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibbe bei Gardelegen. Das US-Militär sorgte für die Bestattung der Opfer. Bildrechte: MDR/André Plaul

Am 15. April 1945, zwei Tage nach dem Massaker, stieß die US-Armee auf den Tatort. Der damalige Kommandeur der US-Truppen ordnete an, dass die Einwohner von Gardelegen die Toten bergen und auf einem Ehrenfriedhof würdig bestatten sollten. Heute verdeutlicht das angrenzende Gräberfeld mit mehr als eintausend weißen Holzkreuzen die Dimension dieses Verbrechens.

Eine Frau betrachtet die Dauerausstellung in einem neugebauten Dokumentationszentrum in der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe in Gardelegen.
Ausstellung in der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe: Die Ereignisse rund um das Massaker werden als Graphic Novel erzählt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Ronny Hartmann

Erst 2020 eröffnete in der Gedenkstätte ein Dokumentationszentrum mit einer modernen Ausstellung. Sie bringt Besucherinnen und Besuchern mit Biografien und persönlichen Gegenständen die Schicksale der Opfer näher. Die tragischen Ereignisse rund um das Massaker sind in Form einer Graphic Novel sehr ansprechend aufbereitet und um historische Fotos und Videos ergänzt. Viele Details dieser Geschichte sind schockierend, etwa dass es Unterstützung durch die zivile Bevölkerung gab oder dass der Hauptverantwortliche sich einer Verurteilung entziehen konnte und bis 1994 unbehelligt in Düsseldorf lebte.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen
An der Gedenkstätte 1
39638 Gardelegen

Öffnungszeiten Ausstellung:
Dienstag bis Donnerstag, 9 bis 15:30 Uhr
Freitag, 9 bis 13 Uhr
Letzter Sonntag im Monat, 11 bis 17 Uhr

Das Gelände ist tagsüber frei zugänglich.

Führungen: nach Anmeldung

Ausstellung: "Gardelegen 1945. Das Massaker und seine Nachwirkungen"

Eintritt: frei

Gedenkstätte für die Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge

Die Rüstungsproduktion der Nazis wurde zum Ende des Zweiten Weltkrieges immer mehr unter Tage verlagert. So sollte auch im Harzvorland ein riesiges Stollensystem in den Hügeln der Thekenberge entstehen, um Flugzeugteile zu produzieren. Dafür wurden mehr als 7.000 Menschen aus 23 Ländern zur Arbeit unter katastrophalen Bedingungen gezwungen.

Das ehemalige Konzentrationslager Halberstadt Langestein Zwieberge
"Baracke 13" in der Gedenkstätte KZ Langenstein-Zwieberge ist ein Nachbau, vermittelt aber einen Eindruck der originalen Häftlingsunterkünfte. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Die Häftlinge waren ab April 1944 unweit von Halberstadt in einem Außenlager des KZ Buchenwald untergebracht. In nur einem Jahr, die das KZ Langenstein-Zwieberge bestand, starben mindestens 1.700 Menschen an den Folgen der Zwangsarbeit – sie hatten ein 13 Kilometer langes Stollensystem gegraben. Auf "Todesmärschen" kamen im April 1945 noch einmal Tausende gewaltvoll ums Leben.

Besucher gehen am Sonntag (19.04.2009) durch das Stollensystem in der KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge im Landkreis Harz.
Besucher in der Gedenkstätte für die Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge: Nur ein kleiner Teil des Stollensystems ist noch zugänglich. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Jens Wolf

Auf dem Gelände der Gedenkstätte können Besucherinnen und Besucher heute noch Massengräber, einige erhaltene Fundamente der Unterkunftsbaracken sowie Hinrichtungsstätten sehen. Informationstafeln ermöglichen es, das Areal selbst zu erkunden. In den Sommermonaten kann man im Rahmen von Führungen auch einen Teil der Stollenanlage besichtigen. Etwa 120 Meter des sogenannten Reichsbahnstollens sowie ein Querstollen sind zugänglich, der Rest ist in Besitz eines privaten Eigentümers.

Darüber hinaus gibt es vor Ort eine Ausstellung, die das ehemalige Lager Langenstein-Zwieberge in den Kontext von NS-Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit einordnet. Ein Modell des Lagers, Fotos und Filmmaterial von der Befreiung vermitteln einen Eindruck von den damaligen Ereignissen. Es gibt zudem eine Reihe von Workshops und pädagogischen Projekten sowie eine sehr engagierte Gemeinschaft aus Nachkommen der Opfer, die "Gruppe zweite Generation" mit Menschen aus ganz Europa.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte für die Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge
Vor den Zwiebergen 1
38895 Langenstein

Öffnungszeiten Ausstellung:
Dienstag bis Freitag, 9 bis 15:30 Uhr
April bis Oktober: zusätzlich jedes letzte Wochenende im Monat, 14 bis 17 Uhr

Öffnungszeiten Stollenabschnitt:
April bis Oktober: jedes letzte Wochenende im Monat 14 bis 17 Uhr
November bis März: geschlossen
Der Stollen kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Das übrige Gelände ist tagsüber frei zugänglich.

Führungen durch Stollenabschnitt:
April bis Oktober: jedes letzte Wochenende im Monat, 14:15 Uhr, 15:15 Uhr, 16:15 Uhr
Dauer: ca. 45 Minuten

Eintritt: frei

Gedenkstätte für die Opfer der NS-"Euthanasie" Bernburg

Im Rahmen der "Euthanasie" töteten die Nazis mehr als 200.000 Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen. Eines der sechs Mordzentren befand sich in Bernburg. In einer "Heil- und Pflegeanstalt" entstand dort ab 1940 eine Tötungsanstalt, in der 14.000 Menschen vergast wurden. Die Opfer waren Patienten aus Kliniken und Heimen, die man als "ökonomisch unbrauchbar" ansah und denen jeglicher Lebenswert abgesprochen wurde. Später diente die Anstalt auch als Mordstätte für Häftlinge aus Konzentrationslagern, überwiegend aus Buchenwald und Ravensbrück.

Das Gebäude hatte keinerlei Unterkünfte, die Opfer wurden mit unscheinbaren Bussen hergebracht und nach ihrer Ankunft sofort getötet. Ein Arzt öffnete den Gashahn und ließ 20 Minuten lang Kohlenmonoxid in die Gaskammer einströmen, durch ein Sichtfenster war der Todeskampf zu sehen. Im angrenzenden Krematorium wurden die Leichen verbrannt. Den Angehörigen nannte man falsche Todesursachen.

Gaskammer in der heutigen Gedenkstätte für die Opfer der NS-"Euthanasie" Bernburg
Die Gaskammer in der heutigen Gedenkstätte für die Opfer der NS-"Euthanasie" Bernburg ist komplett erhalten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Die Gedenkstätte befindet sich heute auf dem Gelände des Fachklinikums Bernburg. Bei einem Besuch schockiert vor allem die original erhaltene Gaskammer im Keller des Gebäudes. Es ist ein erschreckend realer Ort. Beklemmend ist auch das ehemalige Krematorium, in dem das Totenbuch ausgestellt ist. Fotos und Lebensläufe einiger Opfer sind hier zu sehen. Eine Ausstellung informiert über Täter und Opfer der NS-"Euthanasie" und die Pseudowissenschaften der NS-Zeit. Auf Anfrage gibt es Führungen durch die historischen Räume. Außerdem finden regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt oder etwa szenische Lesungen von Schülerinnen und Schülern.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte für die Opfer der NS-"Euthanasie" Bernburg
Olga-Benario-Straße 16
Haus "Wilhelm Griesinger"
06406 Bernburg (Saale)

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag, 9 bis 16 Uhr
Erster Sonntag im Monat, 10 bis 16 Uhr
An Feiertagen geschlossen

Ausstellungen:
Dauerausstellung "Die Vernichtung der 'Unbrauchbaren'" im Kellergeschoss
Kunstausstellung "In Memoriam" im Erdgeschoss

Führungen:
nach Anfrage

Veranstaltungen (Auswahl):
2. bis 9. Mai 2025 Themenwoche "80 Jahre Kriegsende in Bernburg" 

Eintritt:
frei

Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin

Im leerstehenden Renaissance-Schloss Lichtenburg errichteten die Nationalsozialisten ein frühes Konzentrationslager: Schon 1933 gab es hier die ersten Gefangenen. Zunächst waren es nur Männer, ab 1937 bis 1939 diente das Gebäude dann als Frauen-KZ. Inhaftiert waren politische Gegnerinnen, Zeuginnen Jehovas und als "asozial" stigmatisierte Frauen. Danach war das Schloss eine SS-Kaserne sowie ein Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen.

Über die gesamte NS-Zeit waren hier fast 10.000 Häftlinge unter katastrophalen hygienischen Bedingungen eingesperrt. Sie wurden gepeinigt, gedemütigt und in einigen Fällen auch ermordet. Das KZ Lichtenburg-Prettin galt als Kaderschmiede der SS, es war sozusagen ein Ausbildungszentrum für das KZ-System.

Das sind Orte, an denen sich der SS-Nachwuchs ausprobieren, sich an Routinen gewöhnen und die Freude an Grausamkeiten habe finden können.

Stefan Hördler, Historiker

Die moderne Dauerausstellung im Schloss dokumentiert heute den Lageralltag, die Verhörmethoden und Schikanen gegen die Opfer. An Multimediastationen können Besucherinnen und Besucher in den Prozessakten des Lagerpersonals lesen.

Luftaufnahme eines Schlosses in einer Kleinstadt
Das Schloss Lichtenburg in Prettin war eines der ersten Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Bildrechte: Sebastian Lehner / Kreatives

An jedem letzten Sonntag im Monat finden öffentliche Rundgänge statt, dabei werden Teile des Schlossensembles besichtigt. Dazu gehört auch der ehemalige Strafbunker, der zentrale Ort von Gewalt und Misshandlung. Zum Teil sind dort noch Inschriften der Gefangenen zu sehen. Die Gebäude und Plätze können auch auf eigene Faust erkundet werden, an Tafeln erhält man jeweils am historischen Ort Informationen über dessen Funktion im Konzentrationslager.

Besucher an einem ovalen Tisch mit Displaya in einer Ausstellung
Die 2011 eröffnete Ausstellung 'Es ist böse Zeit…' widmet sich der Geschichte des Konzentrationslagers Lichtenburg Prettin. Bildrechte: Sammlung Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin
Prettiner Landstraße 4
06925 Annaburg, OT Prettin

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag, 9 bis 15:30 Uhr
Freitag, 9 bis 13 Uhr
Jeden letzten Sonntag im Monat, 13 bis 17 Uhr

Ausstellungen:
Dauerausstellung "'Es ist böse Zeit…' Die Konzentrationslager im Schloss Lichtenburg 1933–1945"

Führungen:
Jeden letzten Sonntag im Monat, 14 Uhr öffentliche Führung
(Dauer: 1,5 bis 2 Stunden, kostenlos)

Es gibt auch einen virtuellen Rundgang im Spiel Minecraft.

Veranstaltungen (Auswahl):
18. Mai 2025, 13 bis 18 Uhr
Familiensonntag am Internationalen Museumstag (ab 13 Jahren)

25. Mai 2025, 13 bis 17 Uhr
Sonntagsöffnung und öffentliche Führung

Eintritt:
frei

Gedenkstätte Roter Ochse Halle

Der "Rote Ochse" war zu DDR-Zeiten das Vernehmungsgebäude der Stasi. In der Zeit des Nationalsozialismus diente es als Gefängnis für politische Gegner, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Es wurden hier zudem Todesurteile gegen insgesamt 549 Menschen vollstreckt. Im ehemaligen Hinrichtungsgebäude befindet sich heute die Gedenkstätte, die sowohl an die Opfer politischer Verfolgung während der NS-Diktatur als auch die spätere DDR-Unrechtsjustiz erinnert.

JVA Halle Roter Ochse
Die Gedenkstätte "Roter Ochse" in Halle erinnert an Opfer der NS-Diktatur sowie der DDR-Unrechtsjustiz. Nebenan befindet sich heute eine JVA. Bildrechte: imago images/Christian Grube

Die Dauerausstellung widmet sich im Erdgeschoss der Zeit von 1933 bis 1945. An Tablet-Stationen sind zum Beispiel historische Propagandafilme, Fotos und Dokumente zu sehen. Besucherinnen und Besucher können einen Blick in die Gefängniszellen werfen und den ehemaligen Hinrichtungsraum besichtigen. Dort wurde die originale Stelle im Boden freigelegt, an der sich eine Guillotine befand. Es ist ein sehr beklemmender Ort, der den Terror deutlich vor Augen führt. Geführte Rundgänge werden an den geöffneten Wochenenden angeboten.

Schafott-Raum in der ehemaligen NS-Hinrichtungsstätte und MfS-Untersuchungshaftanstalt - Roter Ochse - in Halle Saale
Während der NS-Zeit war dies ein Hinrichtungsraum – die freigelegte Stelle im Boden zeigt den Bereich der Guillotine. Bildrechte: IMAGO / Christian Thiel

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte Roter Ochse Halle
Am Kirchtor 20b
06108 Halle (Saale)

Öffnungszeiten:
Montag und Freitag, 10 bis 14 Uhr
Dienstag bis Donnerstag, 10 bis 16 Uhr

Jedes erste Wochenende im Monat:
Samstag und Sonntag, 13 bis 17 Uhr

Führungen:
Am geöffneten Wochenende Samstag und Sonntag, jeweils 14 Uhr öffentlicher Rundgang. Weitere Führungen auf Anfrage.

Ausstellungen:
Dauerausstellung in zwei Teilen: 1933 bis 1945 und 1945 bis 1989/90

Eintritt: frei

Mahn- und Gedenkstätte Wernigerode

In Wernigerode im Harz wurde 1941 ein Zwangsarbeitslager gegründet. Das Lager am Veckenstedter Weg entstand zunächst für rund 300 Arbeiter in der Rüstungsindustrie. 1943 wurde es dann zum Außenkommando "Richard" des KZ Buchenwald umgebaut. Bis zu 800 Häftlinge waren hier in Baracken untergebracht und schufteten hauptsächlich für die Rautalwerke, die Teile für Fahrzeugmotoren herstellten. Auch den Ausbau eines unterirdischen Stollensystems im Galgenberg sollten die Zwangsarbeiter vorantreiben.

Baracke hinter Stacheldraht, davor ein Gedenkstein
Eine Steinbaracke auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Wernigerode: Hier waren im ehemaligen Außenlager die sogenannten Funktionshäftlinge untergebracht. Bildrechte: MDR/Mandy Schalast-Peitz

Aufgrund schwerster Arbeitsbedingungen waren viele Häftlinge innerhalb weniger Wochen so erschöpft, dass sie zurück nach Buchenwald deportiert und regelmäßig durch gesunde Häftlinge ersetzt wurden. 1944 wurde das Lager aufgelöst und viele Insassen in das neue KZ-Außenkommando "Steinerne Renne" bei Hasserode gebracht, wo sie für die Wernigwerke arbeiteten. 1945 sind die meisten Häftlinge auf "Todesmärsche" geschickt worden, die etliche Opfer forderten.

Puppe mit Häftlingskleidung in einer Ausstellung
Exponat in der Ausstellung der Mahn- und Gedenkstätte Wernigerode: Die Arbeit der Häftlinge dauerte täglich zwölf Stunden und mehr. Bildrechte: MDR/Mandy Schalast-Peitz

Auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte sind heute noch ein Wachturm, der Apellplatz sowie vier erhaltene Baracken des ehemaligen Lagers zu sehen. Es gibt eine Ausstellung zur Geschichte der KZ-Außenlager "Richard" und "Steinerne Renne" sowie zu den Ereignissen rund um die "Todesmärsche". Zu sehen sind Dokumente, Fotos und einige Exponate, wie Häftlingskleidung, Essgeschirr und Waffen. Eine Sonderausstellung thematisiert die Umnutzung der Lager nach 1945, unter anderem als DDR-Altenpflegeheim.

Blick ins Innere einer Häftlingsbarake mit Holzbetten und einem Tisch in der Mitte
Blick in eine ursprünglich erhaltene Häftlingsunterkunft: Auf den drei Etagen der Holzpritschen waren 90 Menschen untergebracht. Bildrechte: MDR/Mandy Schalast-Peitz

Besonders beeindruckend sind hier die Räume, die im Originalzustand bewahrt werden. In einer Baracke kann man einen Blick in eine ursprünglich eingerichtete Sanitätsstube sowie einen Krankenraum werfen. Bedrückend ist der Unterkunftsraum, wie er so in deutschen Gedenkstätten kaum mehr zu sehen ist: Hier stehen die typischen Holzpritschen über drei Etagen, die an das bekannte Bild der befreiten Häftlinge aus Buchenwald erinnern. Wer einen Blick hineinwirft, bekommt eine sehr konkrete Vorstellung vom Leid der Menschen.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Mahn- und Gedenkstätte Wernigerode
Veckenstedter Weg 43
38855 Wernigerode

Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Montag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr
November bis März: Montag bis Freitag, 9 bis 15 Uhr

Führungen: auf Anfrage, 45 bis 90 Minuten

Eintritt: frei

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. Mai 2025 | 06:45 Uhr

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