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Reise durch Künstlermuseen und KunstgeschichteWo man Käthe Kollwitz und Josef Hegenbarth über die Schulter schauen kann

16. November 2020, 04:00 Uhr

Kunstwerke in sogenannten Künstlermuseen zu betrachten, also an den Orten, in denen diese Werke entstanden sind oder die Künstlerinnen und Künstler lebten, hat einen besonderen Reiz. Eine Atmosphäre der Intimität, weil die Kunstschaffenden hier auch als Privatpersonen agierten. In Sachsen, besonders in und um Dresden, gibt es zahlreiche solcher Museen, die sich über Besucherinnen und Besucher freuen, soweit es die Corona-Krise es zulässt. Ein Blick in die Wohnhäuser u.a. von Käthe Kollwitz, Robert Sterl und Josef Hegenbarth und eine Künstlermuseen-Tour durch die Kunstgeschichte von der Frühromantik bis zu Gegenwart.

von Steffen Georgi, MDR KULTUR

Dresden: Kügelgenhaus

Das Kügelgenhaus Museum der Dresdner Romantik ist nach dem Maler Gerhard von Kügelgen (1772-1820) benannt, der hier von 1808 an bis zu seinem Tode lebte. Der Lehrer und Freund Caspar David Friedrichs machte dabei sein Haus zu einem Künstler-Treffpunkt, einem Salon, in dem viele Geistesgrößen der damaligen Zeit zu Gast waren. Bis hin zu Goethe, der hier am 24. April 1813 vom Fenster aus den Einzug Zar Alexander I. und König Friedrich Wilhelm III. und ihrer Truppen beobachtete. Wenig später, im Oktober, sollten diese bei der Leipziger Völkerschlacht Napoleon vernichtend schlagen.

Geschichte, Alltag und natürlich auch Kunst aus der Zeit der Romantik – all das verknüpft sich im Kügelgenhaus im entsprechenden historischen Ambiente zu einer Ausstellung, in deren Räumen spürbar der Geist der Romantik umgeht.

Mehr InformationenKügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik
Alte Hauptstraße 13
01097 Dresden

Dresden: Leonhardi-Museum

Eduard Leonhardi Bildrechte: Leonhardi-Museum Dresden

Vom Geist der Romantik durchwirkt sind auch die Gemälde Eduard Leonhardis (1828-1905), die im nach ihm benannten Leonhardi-Museum in Dresden-Loschwitz zu sehen sind. Ein besonderes Kleinod unter den Künstlermuseen ist dieser malerisch verwinkelte Fachwerkkomplex der ehemaligen Hentschelmühle, die Leonhardi 1879 erwarb, zum Ateliergebäude umbauen und zudem 1880 vom Landschafts- und Stilllebenmaler Charles Johann Palmié mit einer ungewöhnlichen Fassadenbemalung verzieren ließ.

Im Inneren des Hauses erwarten einen dann jene wuchtigen Landschaftsbilder Leonhardis, die ihm zu Recht den Ruf "Maler des deutschen Waldes" einbrachten. Oft düster romantizierende, mächtige Landschaftsansichten, die wunderbar dazu verlocken, sich darin zu verlieren. Zugleich bieten wechselnde Ausstellungen an Gegenwartskunst spannende Kontraste. Es ist – und das ganz im Sinne Leonhardis – die Fortführung eines künstlerischen Dialogs, der hier über die Zeiten hinweg versucht wird. An einem Ort, der dafür bestens geeignet ist, weil er gleichsam selbst ein wenig wie aus der Zeit gefallenen scheint.

Bildergalerie Das Leonhardi Museum in Dresden

Das Leonhardi-Museum in der Grundstraße im Dresdner Stadtteil Loschwitz. Bildrechte: imago images / Hohlfeld
Hier lebte und arbeitete Leonhardi. 1879 erwarb er das Gebäude. Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Das Äußere des Hauses ist kunstvoll und filigran verziert. Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Das Leonhardi-Museum zeigt nicht nur Werke des Künstlers, sondern auch Gegenwartskunst. Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Blick ins Innere des Leonhardi-Museums Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Blick in die Ausstellungsräume Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Blick in die Ausstellungsräume Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Leonhardi gilt wegen seiner Landschaftsbilder als "Maler des deutschen Waldes". Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Blick in die Ausstellungsräume Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Blick in die Ausstellungsräume Bildrechte: Steffen Georgi/MDR
Das Leonhardi-Museum wird im Volksmund "Rote Amsel" genannt. Bildrechte: Steffen Georgi/MDR

Mehr InformationenLeonhardi-Museum
Grundstraße 26
01362 Dresden

Dresden: Josef-Hegenbarth-Archiv

Ebenfalls in Dresden-Loschwitz befindet sich am Elbufer das Josef-Hegenbarth-Archiv. Ab 1921 lebte der vor allem als Grafiker, Zeichner und Illustrator bekannte Josef Hegenbarth (1884-1962) in dem vormaligen Winzerhaus. Heute zeigen dort Sonderausstellungen Facetten seines umfangreichen Schaffens, das sich bei aller Offenheit jedweden künstlerischen Zeitgeistmoden fernhielt. Und einiges an Entdeckungen bereit hält.

Ein Blick ins Wohnhaus von Josef Hegenbarth Bildrechte: Staatliche Kunstsammlungen/Herbert Boswank

Mehr InformationenHegenbarth-Archiv
Calberlastraße 2
01326 Dresden

Moritzburg: Käthe-Kollwitz-Haus

Käthe Kollwitz Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Arbeiten auch, von denen aus sich gut ein Bogen zu einer Künstlerin schlagen lässt, die sich wie Hegenbarth vor allem mit Grafiken und Zeichnungen einen Namen machte und ihre Kunst zeitlebens als Teil gesellschaftlichen Engagements begriff: Käthe Kollwitz.

In Moritzburg, in der Nähe Dresdens, steht am Rande des Moritzburger Schlossteichs das Käthe-Kollwitz-Haus. Es war die letzte Lebensstation der Künstlerin (1867-1945); nur ein Eckzimmer bewohnte sie hier, für eine letzte kurze Zeit, vom Juli 1944 bis zu ihrem Tod im April 1945. Heute erinnert das gesamte Haus mit zahlreichen Werken und persönlichen Gegenständen an Kollwitz. Dokumentiert Leben und Schaffen der Künstlerin – und darin auch das Bild einer Zeit politischer und sozialer Verwerfungen, die Kollwitz und ihre eben dezidiert der Wirklichkeit verpflichteten Arbeit prägten.

Das Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg Bildrechte: imago/Christian Schroedter

Mehr InformationenKäthe-Kollwitz-Haus
Meißner Straße 7
01468 Moritzburg

Struppen: Robert-Sterl-Haus

Ist man erst einmal auf den Künstlermuseen-Geschmack gekommen, kann man in Sachsen seine Besuchstouren natürlich auch noch ein wenig weiter ausdehnen. Etwa mit einem Ausflug ins Robert-Sterl-Haus Neuendorf. Auf den ersten Blick ein eher unscheinbares Wohnhaus, in dem Robert Sterl (1867-1932) – neben Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt der bedeutendste Vertreter des deutschen Impressionismus – lebte und arbeitete.

Der Reiz hier ist die Privatheit, die in diesen Räumen geradezu konserviert scheint. Die original erhaltene Wohnung, das Atelier, die ausgestellten Werke, lassen den einnehmend eigenartigen Eindruck erstehen, der Künstler sei eben nur mal kurz aus dem Haus gegangen. In das er dann allerdings über die Wintermonate wiederum keinen rein lässt: Das Sterl-Haus hat nur von Mai bis Oktober geöffnet.

Mehr InformationenRobert-Sterl-Haus Neuendorf
Robert-Sterl-Straße 30
01796 Struppen

Bischofswerda: Carl-Lohse-Galerie

Eine Alternative zum Impressionisten Sterl wäre der Expressionist Carl Lohse (1895-1965) in der Carl-Lohse-Galerie Bischofswerda. Allein schon, weil in dieses Jahr sowohl der 125. Geburts-, wie auch der 55. Todestag des vor allem mit seinen Lausitzer Landschaftsansichten bekannt gewordenen Malers fällt.

Die Carl-Lohse-Galerie in Bischofswerda Bildrechte: imago images/Steffen Unger

Mehr InformationenCarl-Lohse-Galerie
Dresdener Straße 1
01877 Bischofswerda

Leipzig: Mattheuer-Stiftung und Galerie Schwind

In Leipzig lohnt dann schließlich noch ein Besuch der Mattheuer-Stiftung und der Galerie Schwind. Erstere befindet sich im ehemaligen Wohn- und Arbeitshaus des Künstlerpaares Wolfgang Mattheuer (1927-2004) und seiner Frau Ursula Mattheuer-Neustädt (geb. 1926). Ein Archiv, das sich dem künstlerischen Lebenswerk der beiden verpflichtet hat, während die in der ehemaligen Villa Werner Tübkes (1924-2004) ansässige Galerie Schwind über die Werke Tübkes hinaus eine Reihe Vertreter der Leipziger Schule bis hin zu neuesten Arbeiten zeitgenössischer Kunst zeigt.

Mehr InformationenUrsula Mattheuer-Neustädt und Wofgang Mattheuer Stiftung
Hauptmannstr. 1
04109 Leipzig

Galerie Schwind
Springerstraße 5
04105 Leipzig

Kunst, Kreative und ihre Ateliers

Museumstipps

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Spezial "Genius loci - Wo Kunst entsteht" | 27. November 2020 | 18:05 Uhr