Jahres-Pressekonferenz Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha: Jugendrat, Freimaurer und hausinterne Probleme

Bei einer Pressekonferenz hat die Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha ihre Perspektiven für das Jahr 2023 vorgestellt. Vor dem Hintergrund interner Probleme war das mit Spannung erwartet worden. Es gab gute Meldungen zu den Besucherzahlen, die dem allgemeinen Trend trotzen. Eine Freimaurer-Ausstellung soll die einzige große Sonderschau in diesem Jahr sein. Und es gab auch Überraschendes zu vermelden.

Schloss Friedenstein in Gotha von der Wasserkunst aus gesehen
Schloss Friedenstein ist ein einzigartiger Ort der Kultur in Thüringen. Bildrechte: MDR/Michael Frömmert

Die Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha hat im vergangenen Herbst einige Negativ-Schlagzeilen gemacht. Mitarbeiter warfen Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke schlechtes Management vor, beschwerten sich über eine zu hohe Arbeitslast und ungesunde Machtstrukturen. Zwei wichtige Mitarbeiterinnen kündigten. Nun lud die Stiftung zur Jahres-Pressekonferenz ein.

Mehr Besucher trotz Pandemie

Auf dieser wurden zunächst sehr positive Zahlen vermeldet: Laut Pfeifer-Helke haben über 140.000 Menschen im vergangenen Jahr den Friedenstein besucht, das waren doppelt so viele wie im Vorjahr, und auch mehr als in den Jahren vor der Pandemie. Damit widersetzt man sich selbstbewusst dem Bundestrend, wenn auch innerhalb der Stiftung nicht ganz klar ist, was die Gründe für den Ansturm waren.

Womöglich habe die Schau "Wieder zurück in Gotha" viel Publikum angezogen, so Pfeifer-Helke. In der Ausstellung waren die Bilder aus dem Kunstraub von 1979 erstmals restauriert zu sehen: "Das hat hat natürlich dazu beigetragen, dass der Friedenstein im Zentrum der deutschlandweiten Berichterstattung stand. Und dass das natürlich auch Rückkopplungseffekte auf den Standort gegeben hat, davon bin ich felsenfest überzeugt."

Freimaurer-Schau ist einzige große Ausstellung

In diesem Jahr wird das Ausstellungsprogramm allerdings weniger üppig ausfallen als zuletzt. Eine Freimaurer-Schau soll im April eröffnen, weitere große Ausstellungen sind nicht geplant, da man Ressourcen für zwei millionenschwere Sonderprojekte benötigt, die von Bund und Freistaat gefördert werden: das Digitalisierungsprojekt "Gotha transdigital" und das Vermittlungs- und Marketingprojekt "Open Friedenstein". Letzteres soll in diesem Jahr richtig an Fahrt aufnehmen.

Laut dem stellvertretenden Projektleiter Christoph Mauny soll in der Innenstadt von Gotha eine "Wunderkammer Lokal" entstehen, ein "Art and Media Lab", an dem Menschen aus der Stadt kreativ werden können: "Dort können Workshops stattfinden, vom Gemälde-Workshop bis hin zum Film-Workshop. Diese sollen sich an alle Generationen richten, nicht nur an Jugendliche. Hier geht es um einen sogenannten Open Space, oder einen Maker Space."

Jugendlichen Mitspracherecht geben

Die "Wunderkammer Lokal" soll auch Treffpunkt für einen angedachten Museums-Jugendrat werden. Dieser Rat, so die Hoffnung von Mauny, soll helfen, die Stiftung zu demokratisieren. Er wäre das erste Gremium dieser Art in ganz Thüringen. Doch noch wird das Projekt innerhalb der Stiftung selbst diskutiert. Es sei noch interne Kommunikation notwendig, so Mauny, denn es ginge natürlich auch darum, Macht abzugeben.

Wir wollen hier der Jugend einen Sitz im Stiftungsrat gönnen. Das ist zumindest die Einstiegsforderung. Mal sehen, was daraus wird.

Christoph Mauny über einen Museums-Jugendrat

Fördergelder drohen zu verfallen

Man hört aus diesen Worten: Es gibt große Pläne, aber es ruckelt etwas auf dem Weg. Beim Projekt "Open Friedenstein" kommt nun noch hinzu, dass es eine weitere Kündigung gibt: Der zuständige Direktor für Kommunikation und Bildung verlässt das Haus. Das ist ungünstig, denn die Zeit drängt, die Fördergelder von Bund und Land müssen bis 2027 ausgegeben werden, sonst verfallen sie.

Stiftungsdirektor Pfeifer-Helke betonte bei der Jahrespressekonferenz mehrfach, dass hier keine Gefahr bestehe. Sehr viel weniger konkret beantwortete er hingegen Fragen, die sich mit der Zukunft der Stiftung befassten.

Externe Beratung

Im vergangenen Jahr hat eine externe Beratungsfirma ein Gutachten über eine mögliche Umstrukturierung erstellt. Dieses wird nun überraschenderweise unter Verschluss gehalten. Und auch zum weiteren Einsatz von Beratungsfirmen auf dem Friedenstein äußerte sich Pfeifer-Helke nur vage. Seit den Negativschlagzeilen im vergangenen Jahr wird diese externe Hilfe in Anspruch genommen: "Es gab erste Gespräche auf Ebene des Stiftungsrates, der Betriebsrat war von Anfang an auch involviert. Und demnächst findet eine Online-Befragung der Mitarbeiter statt. Anschließend werden wir uns die Ergebnisse anschauen."

Pressekonferenz der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha (rechts Thomas Huck, kommissarischer Leiter Gotha Transdigital, 2.v.r. Tobias Pfeifer-Helke) 4 min
Bildrechte: MDR/Mareike Wiemann

Wie teuer diese Beratung ist, dazu will Pfeifer-Helke nichts sagen. Für ihn ist sie ein wichtiger Baustein in einer herausfordernden Zeit – auch wenn manch anderer auf dem Friedenstein den Sinn dieser vermutlich kostspieligen Maßnahme infrage stellt.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 23. Februar 2023 | 07:10 Uhr

Mehr MDR KULTUR