LunzenauAusstellung auf Schloss Rochsburg: Wie Katze und Mensch zueinander fanden
Einst hat die Katze sich an die Fersen des Menschen geheftet, denn in seinen Vorratsspeichern gab es Nagetiere. Im alten Ägypten wurde sie als Gottheit verehrt. Von hier aus trat sie ihren Siegeszug an und ist heute der Star im Wohnzimmer. Der Hund muss sich in der Beliebtheitsskala mit Platz 2 begnügen. Die Sonderausstellung "Diese Katze ist die Sonne selbst – am Anfang gegenseitiger Begegnung" auf Schloss Rochsburg im Landkreis Mittelsachsen beleuchtet eine einzigartige Freundschaft.
Die Katze ist ein Sinnbild an Gelassenheit, Ruhe und Geschmeidigkeit. Auf samtenen Pfoten pirscht sie durch das Leben des Menschen und schenkt ihm innige Momente. Doch ihrem Wesen nach bleibt sie eine Wildkatze und zeigt ihre Krallen. "Das Interessante ist: Die Katzen haben sich die Menschen selbst ausgesucht", weiß Andreas Quermann, Kunsthistoriker und Museumsleiter.
"Es war nicht so, dass der Mensch die Katzen eingefangen hat und gesagt hat: Wir domestizieren dich jetzt! Sondern es war so: Mit dem Sesshaftwerden der Menschen wurde Korn gespeichert. Und diese Kornspeicher wurden angefallen von Nagern, von Mäusen, von Ratten." Die Katzen seien damals schon so schlau gewesen, dass sie gemerkt hätten: Wo Menschen sind, sind Kornspeicher, erklärt Quermann: "So sind die Katzen den Menschen gefolgt, und so haben sich Mensch und Katze über Jahrtausende aneinander gewöhnt."
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So kamen die einst wilden Falbkatzen zunächst als Nutztiere zum Menschen. Aus dem Nahen Osten breiteten sie sich bis in den Mittelmeerraum aus. In einem etwa 9.500 Jahre alten Grab fand man eine Falbkatze, die dicht neben einem Menschen bestattet worden war. Seither hat die Katze in der menschlichen Kultur vielfältige Spuren hinterlassen, die man in der Ausstellung anhand von Exponaten und Texttafeln nachvollziehen kann.
Sie sind sehr schön, weil sie ein bisschen mystisch sind.
Museumsleiter Andreas Quermann über altägyptische Katzenbildnisse in der Ausstellung
Im Alten Ägypten verkörperten Löwen und Katzen den Sonnengott. Kleine Statuetten zeugen vom Katzenkult, so etwa die Göttin Bastet, Tochter des Sonnengottes Re, die auf ihrem schlanken Körper einen Katzenkopf trägt. Museumsleiter Andreas Quermann hat die Bronzenachgüsse ins Zentrum des Ausstellungsraumes gestellt.
"Sie sind sehr schön, weil sie ein bisschen mystisch sind, weil sie natürlich eine längst vergangene und untergegangene Kulturepoche und Religionswelt nochmal aufscheinen lassen und die damalige Verehrung und Vergöttlichung von Katzen zum Ausdruck bringen."
Hexenwahn und Katzendämonen im Mittelalter
Mit der Seefahrt kam die Katze nach Europa. Nachdem sie sich das Herz der Menschen erobert hatte, wurde ihr im Zuge der mittelalterlichen Hexenverfolgung allerdings übel mitgespielt. Von der Kirche dämonisiert, sah man sie als Verkörperung von Sinnlichkeit, List und Unbeugsamkeit. Gemeinsam mit den "Hexen" verbrannte man unzählige Katzen auf dem Scheiterhaufen.
Im Islam hingegen galt die Katze als verehrungswürdiges Tier, ebenso im Alten China. Bis heute leben in der verbotenen Stadt in Peking hunderte Katzen und spazieren über die Dächer des Palastes. Viele davon sind Internetstars und hier auf Fotos zu sehen.
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Schloss Rochsburg zeigt auch die Katze in der Kunst
Das Museum hat neben den Leihgaben aus dem Liechtensteinischen Landesmuseum Vaduz auch Werke aus den Beständen der Rochsburg mit in die Ausstellung aufgenommen – so ein Bildnis einer adeligen Dame aus dem Barock, die aus Liebe einen Bürgerlichen heiratete und damit einen Skandal provozierte. Das Porträt zeigt sie nicht mit einem braven Schoßhündchen, sondern mit einer eigenwilligen Katze. Durch die Ausstellung pirscht ein hüfthoher Blechkater, ein Werk des Leipziger Künstlers Matthias Garff.
Sehr schön lassen sich die überraschend vielfältigen Einflüsse der Samtpfoten auf Kunst, Literatur oder Film nachvollziehen. Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner und Franz Marc entwickelten eine wahre Leidenschaft für die Tiere. Bildnisse wie "Die weiße Katze" von Franz Marc zeugen davon. Die Ausstellung präsentiert auch drei Originalzeichnungen des chinesischen Künstlers Han Meilin, in flinken Strichen hingeworfen aufs Papier.
Star auf Schloss Rochsburg: Kater Arthur
Der heimliche Star der Ausstellung ist freilich ein Kater aus Fleisch und Blut. Schlosskater Arthur streift seit 16 Jahren durch die herrschaftlichen Räume und hat in den sozialen Medien viele Fans. Er zeigt anschaulich, wie diese sanften Wesen sich tief in die Seelen der Menschen geschlichen haben und soll mit der Katzenausstellung noch einmal gebührend gewürdigt werden.
Angaben zur Ausstellung
"Diese Katze ist die Sonne selbst – Am Anfang gegenseitiger Begegnung"
Sonderausstellung auf Schloss Rochsburg
Schloßstraße 1
09328 Lunzenau
2. Februar bis 30. April 2023
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 16 Uhr
Eintritt:
Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
Redaktionelle Bearbeitung: Hendrik Kirchhof
Die Katze in der Kultur
Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 02. Februar 2023 | 12:40 Uhr