Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
MDR KULTUR im RadioMDR KULTUR im FernsehenÜber unsKontaktSuche

Wunderkammer auf Zeit"Spiegel der Welt": Dresdner Kunstschätze jetzt in Paris zu sehen

Stand: 14. September 2022, 11:28 Uhr

Gemälde und Porzellane, ein Pulverhörnchen aus Elfenbein, ein mit 193 Diamanten besetzter kostbarer Hutschmuck oder Prunkwaffen aus dem osmanischen Reich – all diese Schätze der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind jetzt in Paris zu sehen. 120 Meisterwerke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert machen das Musée du Luxembourg bis 15. Januar 2023 so zu einer Wunderkammer auf Zeit, die staunen lässt, aber auch zur Diskussion anregen soll.

Rund 120 Meisterwerke der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) sind seit Mittwoch in Paris zu sehen. Die Ausstellung unter dem Titel "Spiegel der Welt" zeigt Bilder und Objekte aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sowie zeitgenössische Kunst als Reflexion auf diese Schätze aus der Kunstkammer der sächsischen Kurfürsten.

Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Paris

Die Idee dazu entstand bereits vor einigen Jahren in einem Gespräch mit Chris Dercon, dem Präsidenten der Réunion des musées nationaux, wie SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann erklärte. Im Zentrum der Schau stehe die Frage, welche Rolle die Kunstkammer in der Diskussion um die koloniale Vergangenheit europäischer Sammlungen spiele. Sie freue sich, dass die SKD mit der Schau einen Beitrag dazu leisten könne, so Ackermann. Dercon erklärte, sein Haus sei dankbar, dass die SKD bedeutende Werke ihrer Sammlungen für einige Monate zur Verfügung stelle, um sie in Paris wie in einer Wunderkammer auf Zeit zusammenzuführen.

Debatte um koloniale Vergangenheit von Kunstschätzen

Mit den fürstlichen Kunstkammern beginnt die Geschichte des modernen Museums. Die in Dresden blickt auf eine mehr als 450-jährige Geschichte zurück, sie gehört somit zu den ältesten ihrer Art und war zugleich die erste, die für das allgemeine Publikum öffnete. Heute repräsentiert sie die Sammelleidenschaft der sächsischen Kurfürsten. Gesammelt wurden nicht nur Kunstwerke, sondern auch Raritäten und Objekte außereuropäischer Herkunft. So sind im Pariser Musée du Luxembourg bis 15. Januar neben Gemälden auch Porzellane, ein Pulverhörnchen aus Elfenbein, ein mit 193 Diamanten besetzter kostbarer Hutschmuck, wissenschaftliche Instrumente und Globen oder ausgewählte Prunkwaffen aus dem osmanischen Reich zu sehen.

Kunstrundgang als Spurensuche

Der Rundgang orientiert sich den SKD zufolge an der Geschichte der Dresdner Sammlungen seit ihrer Gründung und zeichnet ihre Entwicklung bis zur Zeit Augusts des Starken in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach. Die Aufmerksamkeit gelte der künstlerischen Qualität und Provenienz der Werke ebenso wie den eurozentrisch geprägten Weltbildern, die in ihnen zum Ausdruck kommen. Dercon zufolge soll das Publikum so "die Weltanschauungen und politischen Ziele, die diese Objekte vermittelten, ebenso wie ihre Resonanz in der heutigen Zeit" entdecken.

Zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehören heute 15 Museen. In der Ausstellung in Paris sind Werke unter anderem aus dem Grünen Gewölbe, der Porzellansammlung, der Rüstkammer und dem Mathematisch-Physikalischen Salon zu sehen sowie aus der Gemäldegalerie Alte Meister und dem sächsischen Kunstfonds.

Aktuelle Ausstellungen der SKD in Dresden

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 14. September 2022 | 08:30 Uhr