Ausstellungen und Debatten Ausblick: Das bringt 2023 für die Kultur in Thüringen
Hauptinhalt
04. Januar 2023, 14:15 Uhr
Architektur- und Designfans werden 2023 in Thüringen wohl auf ihre Kosten kommen: Die Internationale Bauaustellung (IBA) geht in ihr letztes Jahr, und in Weimar wird 100 Jahre Haus am Horn gefeiert. Darüber hinaus locken Ausstellungen zur holländischen Avantgarde oder zu den Freimaurern. Aber es wird nicht nur gefeiert. Und die finanziellen Rahmenbedingungen für Theater und Museen dürften indes wegen der Energiekrise kompliziert bleiben.
Wohnst du noch oder lebst du schon? Dieser zum Klassiker gewordene Werbeslogan wird sich im Freistaat wohl durchs Jahr ziehen. Das gute Wohnen und die bessere Architektur werden im Fokus stehen, denn die Internationale Bauausstellung (IBA) in Thüringen ist nun in ihrem Abschlussjahr angekommen. Seit 2012 hat die IBA untersucht, wie vor allem ländliche Regionen aufgewertet werden können: Sie hat etwa die Einrichtung von Gesundheitskiosken im Thüringer Norden begleitet, hat mit den LeergutAgenten ein Netzwerk zur Leerstandsbelebung aufgebaut und hat das Projekt Sommerfrische zur touristischen Wiederbelebung des Schwarzatals unterstützt.
In den kommenden Monaten soll ausführlich Bilanz gezogen werden, etwa ab Mai mit einer großen Ausstellung im Eiermannbau von Apolda. IBA-Chefin Marta Doehler-Behzadi freut sich außerdem auf den Sommer. Es werde ein Debattenformat namens "Stadtlandforum" organisiert, dazu kämen Konferenzen und weitere Veranstaltungen: "Und natürlich wollen wir auch Exkursionsangebote für das ganz normale interessierte Publikum anbieten, dass die Besucherinnen und Besucher einfach mal mit uns in einen Bus steigen, um zu IBA-Standorten zu fahren."
Weimarer Haus am Horn wird 100
Fragen zum Wohnen stellt nicht nur die Internationale Bauaustellung (IBA), sondern auch die Klassik Stiftung Weimar. Sie nimmt das Bauhaus in den Fokus und blickt zurück auf die erste Bauhausausstellung, die 1923 – also vor genau hundert Jahren – in Weimar stattfand. Es war die erste öffentliche Präsentation der Kunstschule, und sie ging in die Geschichte ein: unter anderem mit dem Haus am Horn, dem Musterhaus zum Modernen Wohnen, das in nur vier Monaten extra für die Bauhausausstellung errichtet wurde.
Das Jubiläum soll unter anderem im Bauhaus Museum gewürdigt werden, erläutert Annette Ludwig, Direktorin der Museen in der Klassik Stiftung: "Dort werden wir über die Dauerausstellung eine sogenannte Layerausstellung legen: eine Art zweite Ebene, die verschiedene Aspekte nochmal auf eine sehr, sehr interessante Weise vertiefen wird." Man wolle dabei nicht nur zurückschauen, so Ludwig weiter, sondern gleichzeitig auch den Blick in die Zukunft richten: "Es geht vor allem auch um Fragen wie: Wie wollen wir künftig wohnen, wie wollen wir leben, wie wollen wir miteinander leben? Und diese Fragestellungen zwischen diesen beiden Polen werden vertieft untersucht."
Ausstellungen in Erfurt, Eisenach und Gotha
2023 wird es in Thüringen – vielleicht auch Corona geschuldet – keine ganz großen Ausstellungsprojekte geben, und doch gibt es natürlich Einiges zu entdecken. Die Wartburg hinterfragt in einer Sonderschau ab Juni den Mythos der "idealen Burg", das Erfurter Angermuseum widmet sich der Avantgarde in den Niederlanden, und das Goethestadtmuseum in Ilmenau blickt auf einen Sohn der Stadt, den Kinotechnik-Pionier Karl-August Geyer.
Im Herzoglichen Museum von Gotha widmet man sich ab April den Freimauerern. Die Geschichte des Geheimbunds ist laut Kuratorin Uta Wallenstein stark mit Schloss Friedenstein verknüpft: "Die Freimaurer haben schon im 18. Jahrhundert ihre Forschung hier betrieben, etwa im Bereich der Medizin. Sie waren auch Vorsteher des Münzkabinetts, wie etwa Schlichtegroll. Insgesamt gab es viele Persönlichkeiten, Angestellte des Hofes oder Beamte, die auch Freimaurer waren."
Debatten in Thüringen gehen weiter
Auf dem Friedenstein in Gotha werden in diesem Jahr wohl nicht nur Sonderausstellungen für Schlagzeilen sorgen. Im vergangenen Jahr hatten Mitarbeiter harte Kritik am Führungsstil von Direktor Tobias Pfeifer-Helke geäußert, an den Missständen hat sich nach Informationen von MDR KULTUR bislang nicht viel geändert. Auch wird mit Spannung ein Gutachten zur Weiterentwicklung der Stiftung erwartet. Klar ist jetzt schon, dass das Gutachten nicht vollständig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll – was wieder für Diskussionen sorgen dürfte.
Diskutiert werden wird wohl auch zu anderen Themen in diesem Jahr, etwa über die Theaterfinanzierung ab 2025, die Kulturminister Hoff bis Juni regeln will. Und es wird wohl auch ums schlichte Überleben der Theater und Museen in den kommenden Monaten gehen – konkrete Landeshilfen wegen der gestiegenen Energiepreise lassen im Kulturbereich weiter auf sich warten.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. Januar 2023 | 08:10 Uhr