SehenswertThüringen: Fünf wertvolle Schätze im Museum
Von kostbarem Schmuck in Erfurt über eines der größten Tafelbilder der Welt in Bad Frankenhausen bis hin zu Luthers Bibel auf der Wartburg Eisenach: Unzählige Schätze aus vielen Jahrtausenden Kunst und Kultur sind in Thüringens Museen zu Hause. Wir stellen Ihnen die fünf wertvollsten Exponate vor, die Sie bei einem Ausflug entdecken können – inklusive Informationen zu Öffnungszeiten, Adressen und Barrierefreiheit in den jeweiligen Museen.
Inhalt des Artikels:
- Gotha: "Gothaer Liebespaar" – das erste Doppelporträt einer realen Beziehung
- Erfurt: Jüdischer Hochzeitsring – das bedeutendste Juwel des jüdischen Schatzes
- Erfurt: Dodo – das weltweit einzige Präparat des ausgestorbenen Vogels
- Bad Frankenhausen: "Bauernkriegspanorama" – eines der größten Tafelbilder weltweit
- Eisenach: Wartburg-Bibel von Martin Luther – erste Ausgabe von 1541
Gotha: "Gothaer Liebespaar" – das erste Doppelporträt einer realen Beziehung
Das Gemälde gilt als Glanzstück der Gothaer Kunstsammlungen und wurde vermutlich 1480 vom Meister des Amsterdamer Kabinetts geschaffen. Das "Gothaer Liebespaar" ist neben seiner künstlerischen Vollkommenheit auch aus zwei inhaltlichen Gründen bemerkenswert: Zum Ersten handelt es sich um das erste Doppelporträt der deutschen Tafelmalerei, das kein biblisches Thema behandelt. Vielmehr beruht es auf einer realen Beziehung. Denn das Bildnis ist zum Zweiten ein Nachweis, dass im Mittelalter Menschen ohne Heirat zusammenleben konnten.
Die Wappen weisen darauf hin, dass es sich bei dem Mann um Graf Philipp d. J. von Hanau-Münzenberg handelt. Nach dem Tod seiner Gattin ging er eine Beziehung mit der Bürgerlichen Margarethe Weißkircher aus Hanau ein. Das "Gothaer Liebespaar" steht damit in der Minnetradition des ungleichen, aber verliebten Paares und wurde selbst zum Inbegriff zeitloser Liebe.
Werner Tübke, einer der bedeutendsten Maler der DDR, wurde sogar gefragt, ob er das Gemälde kopieren würde. Vermutlich wollte der Staat mit dem Gemälde handeln, um Devisen zu erwirtschaften. Dokumente legen nahe, dass der Künstler durchaus bereit gewesen wäre. Ob er es wirklich getan hat, ist allerdings unklar. Eine jüngere Prüfung ergab jedoch, dass das Original noch in Gotha hängt.
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Das Gemälde "Gothaer Liebespaar" ist auf Schloss Friedenstein ausgestellt.
Adresse:
Schlossplatz 1
99867 Gotha
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
November bis März: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 16 Uhr
Montag geschlossen
Eintritt:
12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Barrierefreiheit:
Das Schlossmuseum ist über einen Fahrstuhl erreichbar. Museumsführer in Leichter Sprache können ausgeliehen oder heruntergeladen werden.
Erfurt: Jüdischer Hochzeitsring – das bedeutendste Juwel des jüdischen Schatzes
Der jüdische Hochzeitsring ist der bedeutendste Teil des Jüdischen Schatzes von Erfurt, der ungefähr 600 Objekte umfasst, und gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Er stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Aufgrund seiner Größe und seines Wertes wird angenommen, dass er nicht einer einzelnen Familie, sondern der ganzen Gemeinde gehörte und bei Vermählungszeremonien genutzt wurde.
Der Ring besteht komplett aus Gold, das meisterlich verarbeitet wurde. Zwei ineinander gelegte Hände auf der Unterseite symbolisieren die Treue. Von dort erheben sich zwei geflügelte Drachen oder Greife, die den Tempel auf der Oberseite tragen. Die Grundfläche ist sechseckig und verweist auf den Hohetempel in Jerusalem. Die Architektur trägt jedoch gotische Merkmale. Auf den sechs glatten Dachflächen sind hebräische Buchstaben eingeprägt: "מזלטוב" – "Masal Tov". Das bedeutet so viel wie "Viel Glück" und ist der traditionelle Ausruf bei aschkenasischen Hochzeiten. Weltweit sind nur zwei Hochzeitsringe dieser Art bekannt.
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Der Ring ist als Dauerleihgabe in der Alten Synagoge Erfurt zu sehen.
Adresse:
Waagegasse 8
99084 Erfurt
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
Montag geschlossen
Eintrittspreise:
8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Barrierefreiheit:
Die Ausstellungsflächen sind über einen Aufzug erreichbar. Ein Video-Guide ist auch für Hörgeschädigte über Hörschleife nutzbar.
Erfurt: Dodo – das weltweit einzige Präparat des ausgestorbenen Vogels
Der Dodo steht symbolisch für das vom Menschen verursachte Artensterben: Jahrhundertelang lebte der etwa einen Meter große, flugunfähige Vogel ohne Feinde auf Mauritius, bis der Mensch auf die Insel kam. Ratten und Nutztiere zerstörten die Eier des Tieres, und für Menschen war es wegen seiner Zutraulichkeit leichte Beute. 1690, etwa 100 Jahre nach seiner Entdeckung, wurde zum letzten Mal ein Dodo gesichtet.
Für die Menschheit hatte sein Aussterben wenig Bedeutung. Erst als Lewis Carroll den verschwundenen Vogel in seinem Kinderbuchklassiker "Alice in Wonderland" auftreten ließ, erlangte das Tier seine hohe Popularität.
Was vom Dodo noch blieb, waren Skelettteile und Zeichnungen. Anhand dieser Quellen hat der Erfurter Restaurator Marco Fischer das bis heute weltweit einzige Präparat eines Dodos erstellt. Dabei stand Fischer in ständigem Austausch mit anderen Naturkundemuseen und bezog neueste Forschungsergebnisse ein. So wurde das graubraune Gefieder aus Ohrfasanenfedern erstellt, das näher an das des Dodos heranreicht. Ein Jahr dauerten die Arbeiten, um ein wissenschaftlich möglichst exaktes Präparat zu erstellen, das stellvertretend für zahllose ausgerottete Tierarten steht.
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Die Rekonstruktion des Dodos ist im Erfurter Naturkundemuseum zu sehen.
Adresse:
Große Arche 14
99084 Erfurt
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
Montag geschlossen
Eintritt:
6 Euro, ermäßigt 4 Euro
Kinder unter sechs Jahren frei
Barrierefreiheit:
Behindertenparkplätze befinden sich etwa 400 Meter entfernt. Zugang ist über eine Rampe möglich, einen Aufzug gibt es nur bis zur 2. Etage, die 3. Etage und Keller sind für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar.
Bad Frankenhausen: "Bauernkriegspanorama" – eines der größten Tafelbilder weltweit
Das Rundbild ist 123 Meter lang, 14 Meter breit und mit einer Fläche von 1.722 Quadratmetern eines der größten Tafelbilder der Welt. Im Zentrum steht eine Schlacht des Bauernkrieges bei Bad Frankenhausen im Kyffhäuser: Ab 1524 kam es an mehreren Orten in Deutschland zu Aufständen von Bauern, Bergarbeitern und Stadtbewohnern, die sich gegen religiöse und gesellschaftliche Normen auflehnten. In Thüringen gilt der Theologe und Reformator Thomas Müntzer als wichtigste Figur der Bewegung. In der DDR wurde er als Frührevolutionär gesehen und als eine Art Vorreiter des Arbeiter-und-Bauern-Staates beziehungsweise der sozialistischen Philosophie geehrt.
So entstand im Kulturministerium in den 70er-Jahren die Idee zu einem Panoramabild, das die Ereignisse das Bauernkrieges zeigen sollte. 1975 wurde ein Rundbau, das Panoramamuseum, auf dem Schlachtberg fertiggestellt. Für das Gemälde wurde Werner Tübke angefragt. Der Malerei-Professor sagte nach einiger Bedenkzeit und unter der Bedingung zu, kein historisch korrektes Bild zu malen.
1976 ließ er sich von seinen Lehrtätigkeiten beurlauben, begann mit der Recherche und fertigte erste Skizzen an. Bis 1979 malte er eine Modellversion. Die Leinwand wurde in einem Stück in der damaligen Sowjetunion hergestellt und 1978 in der Rotunde angebracht. Gehilfen übertrugen Skizzen des Modells mithilfe von Projektionen auf die Leinwand. 15 Assistenten lernten in der Zwischenzeit, Tübkes Stil zu kopieren – fünf von ihnen unterstützten den Meister später und malten in Schichten. Tübke selbst musste seine Arbeit zwischenzeitlich unterbrechen, weil er sich durch den Aufwand einen Muskelriss im Daumen zuzog. 1989 wurde das Bild offiziell eingeweiht.
Wie angekündigt und anders als vom DDR-Kulturministerium angedacht, schuf Tübke kein historisch-korrektes Abbild der Schlacht, sondern versuchte eher die Stimmung einer Epoche einzufangen und mit überzeitlichen Elementen zu verbinden.
Insgesamt gibt es ungefähr 75 Szenen und 300 Figuren auf dem Gemälde, darunter auch historische Persönlichkeiten wie Müntzers Gegenspieler Luther (der den Aufstand für gotteslästerlich erachtete) und allegorische Figuren wie den Tod, der auf Müntzer zugeht. Denn das Bild fängt keinen Helden ein, sondern zeigt Müntzer im Moment der Niederlage, der das Banner der Revolution gerade sinken lässt.
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Das "Bauernkriegspanorama" von Werner Tübke ist das zentrale Werk im Panoramamuseum in Bad Frankenhausen.
Adresse:
Am Schlachtberg 9
06567 Bad Frankenhausen
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr
Am 31. Dezember: 10 bis 15 Uhr
Montags und am 24. Dezember geschlossen
Eintrittspreise:
9,50 Euro, ermäßigt 8,50 Euro
Kinder von 6 bis 16 Jahren 4 Euro
Für die Besitzer von Hunden gibt es im Außenbereich eine begrenzte Anzahl an Hütten, in denen die Vierbeiner für die Dauer des Besuchs untergebracht werden können.
Barrierefreiheit:
Ein barrierefreier Zugang ist vorhanden, ein Rollstuhl kann geliehen werden. Es gibt einen barrierefreien Audio-Guide in Leichter Sprache und einen Guide in Gebärdensprache.
Eisenach: Wartburg-Bibel von Martin Luther – erste Ausgabe von 1541
Übersetzung ist ein dynamischer Prozess. Das wusste bereits der vielleicht berühmteste Übersetzer Deutschlands, Martin Luther, und davon zeugt auch die Wartburg-Bibel. Auf der Wartburg in Eisenach übersetzte Luther die Heilige Schrift, um sie auch Menschen abseits des Klerus zugänglich zu machen. Die erste Ausgabe wurde gedruckt von Hans Lufft, der auch für diese Ausgabe verantwortlich ist. Das Buch stammt aus dem Jahr 1541. Das Titelblatt ist von Lucas Cranach gestaltet, die Holzschnitte im Innenteil stammen jedoch aus anderen Werkstätten.
Bedeutender als die Ausstattung ist das einzigartige Innenleben: Luther schrieb auf die Innenseite des Buchdeckels eine Widmung. Im gesamten Buch finden sich Anmerkungen des Reformators und seiner Mitstreiter wie Melanchton, Johannes Bugenhagen, Justus Jonas, Caspar Cruciger und Johann Forster. Es ist bekannt, dass Luther seine Übersetzung nach dem ersten Druck immer weiter überarbeitete und verbesserte. Die Wartburg-Bibel gibt einen Einblick in diesen Prozess.
Mehr Informationen zu Adresse, Öffnungszeiten und Eintritt (zum Ausklappen)
Luthers Bibel ist auf der Wartburg in Eisenach zu sehen.
Adresse:
Auf der Wartburg 1
99817 Eisenach
Öffnungszeiten:
Täglich von 9:30 Uhr bis 17 Uhr
Eintritt:
13 Euro, ermäßigt 9 Euro
Schüler*innen bis 18 Jahre 5 Euro
Kinder bis 6 Jahre frei
Barrierefreiheit:
Die Wartburg ist in weiten Teilen nicht barrierefrei zugänglich. Über Einzelheiten informiert der Besucherservice telefonisch oder per E-Mail.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 30. Juli 2024 | 06:30 Uhr