Frau steht vor leuchtenden Infotafeln einer Ausstellung
Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar: Die KZ-Ausstellung widmet sich der Geschichte des Konzentrationslagers und dem Umgang mit dem Nationalsozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg Bildrechte: Gedenkstätte Buchenwald/Lukas Severin Damm

Gedenkstätten Erinnerungskultur in Thüringen: An diesen Orten der Opfer des NS gedenken

08. Mai 2025, 04:00 Uhr

Zahlreiche Gedenkorte erinnern auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an die Opfer des Nationalsozialismus. Besonders in Thüringen stehen diese häufig im Zusammenhang mit tausendfacher Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion für den Zweiten Weltkrieg. Neben großen Gedenkstätten wie Buchenwald und Mittelbau-Dora gibt es kleine Vereine und Initiativen, etwa in Apolda oder Kahla, die am Ort des Verbrechens der Opfer gedenken. Wir stellen eine Auswahl der Lern- und Erinnerungsorte in Thüringen vor.

Gedenkstätte Buchenwald

Das KZ Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Von Juli 1937 bis April 1945 waren hier über 250.000 Menschen aus allen Ländern Europas inhaftiert, darunter Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle sowie politische Gegner. Zehntausende Menschen wurden im KZ Buchenwald systematisch ermordet. Die Gedenkstätte Buchenwald ist heute ein zentraler Ort der Erinnerungskultur in Deutschland, der die Geschichte des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit aufarbeitet und vermittelt.

Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald
Das Torgebäude des früheren KZ Buchenwald mit der Inschrift "Jedem das Seine" Bildrechte: picture alliance / Andreas Franke | Andreas Franke

Besucher auf dem Ettersberg bei Weimar erwartet ein eindrucksvoller und zugleich bedrückender Ort. Das Lagergelände mit historischen Gebäuden, wie den ehemaligen Arrestzellen oder dem ehemaligen Krematorium sind frei zu besichtigen. Man kann sich das Gelände mit Hilfe einer App entweder selbst erschließen oder sich einer der öffentlichen Rundgänge anschließen. Für Kindern unter zwölf Jahren wird ein Besuch der Arrestzellen, des Krematoriums und der Museen nicht empfohlen.

Darüber hinaus widmet sich eine Fotoausstellung auf dem Gelände der Befreiung des Lagers: Als am 11. April 1945 US-amerikanische Truppen das Lager Buchenwald erreichten, fanden sie rund 21.000 entkräftete Häftlinge sowie Berge von Leichen vor. Die Bilder zeugen von Schock, Erleichterung und dem verzweifelten Bemühen, tausende ausgezehrte Menschen zu retten.

Im Gebäude der ehemaligen Kleiderkammer ist die sehr umfangreiche Ausstellung zur Geschichte des Lagers zu sehen. Hunderte Objekte, Dokumente und mehr als 1.000 Fotografien, dazu Video- und Audiostationen, Biografien und Zeitzeugenberichte vermitteln ein Bild der Geschehnisse im Konzentrationslager und der schweren Schicksale der Menschen. Zudem wird der Bezug zur Gesellschaft in Deutschland während der NS-Zeit hergestellt und gezeigt, dass Buchenwald kein isolierter Ort war.

Frau steht an einem Schaukasten in einer Ausstellung
Die Gedenkstätte Buchenwald hat zwei umfassende Dauerausstellungen zur Geschichte des Konzentrationslagers sowie des Sowjetischen Speziallagers. Bildrechte: Gedenkstätte Buchenwald/Claus Bach

Eine weitere Dauerausstellung widmet sich den Folgejahren – denn nach der Befreiung wurde das Lager längst nicht aufgelöst. Vielmehr diente das Gelände von 1945 bis 1950 als sowjetisches Internierungslager. Es sollten dort vor allem Nazi-Funktionäre bestraft werden. Laut der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora kamen jedoch auch Menschen durch Denunziationen oder Willkür ins Lager. In dieser Zeit starben hier mehr als 7.000 Menschen durch Unterernährung und Krankheiten.

Buchenwald-Mahnmal
Im Mittelpunkt der Gedenkstätte stehen der riesige Glockenturm sowie die berühmte Figurengruppe des Bildhauers Fritz Cremer. Bildrechte: imago images/Joerg Boethling

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte Buchenwald
99427 Weimar-Buchenwald

Öffnungszeiten:
Das Gelände kann täglich bis zum Einbruch der Dunkelheit besichtigt werden.

Es wird empfohlen, die ehemaligen Arrestzellen, das ehemalige Krematorium und die Ausstellungen nicht mit Kindern unter 12 Jahren zu besuchen.

Ausstellungen:
Dauerausstellung "Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945"
Dauerausstellung "Sowjetisches Speziallager Nr. 2 (1945 bis 1950)"
Kunstausstellung "Überlebensmittel – Zeugnis – Kunstwerk – Bildgedächtnis"
Outdoor-Fotoausstellung "Buchenwald 1945. Szenen aus dem befreiten Lager" (bis 1. September 2025)

Öffnungszeiten der Ausstellungen:
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag und Feiertage, 10 bis 18 Uhr

November bis März: Dienstag bis Sonntag und Feiertage, 10 bis 16 Uhr

Montags sowie 24. bis 26. Dezember, 31. Dezember und 1. Januar geschlossen.
Geöffnet an Feiertagen, die auf einen Montag fallen.

Führungen:
Öffentliche Rundgänge Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen
April bis Oktober: 10:30, 11:30, 12:30, 13:30, 14:30 Uhr
November und März: 10:30, 11:30, 13:30 Uhr
Dezember bis Februar: 11:30, 13:30 Uhr
(ca. 2 Stunden, 7 Euro, ab 15 Jahren)

Eintritt: frei

Gedenkstätte KZ-Außenlager Laura

KZ-Häftlinge wurden im Verlauf des Zweiten Weltkriegs verstärkt als Zwangsarbeiter in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Dabei spielten die sogenannten Außenlager eine wichtige Rolle, so wie das Lager "Laura" bei Schmiedebach im thüringischen Schiefergebirge. 1943 als Außenlager des KZ Buchenwald errichtet, sollten Häftlinge einen Schieferstollen zu einem unterirdischen Rüstungswerk ausbauen. Dort wurden dann Triebwerke für V2-Raketen getestet und deren Treibstoffe produziert. 

Feldscheune, 1929, Unterkunft für 800 Häftlinge im KZ Laura
Die Feldscheune diente im KZ Laura als Unterkunft für rund 800 Häftlinge. Bildrechte: imago images / imagebroker

Die mehr als 2.600 Zwangsarbeiter stammten vor allem aus dem Ausland, zu großen Teilen aus Frankreich, Polen, der Sowjetunion, Italien und Belgien. Durch Arbeit bis zur Erschöpfung und Misshandlungen starben im Lager Laura mindestens 560 Menschen. Bei der "Evakuierung" des Lagers im April 1945 wurden zudem fast alle Häftlinge in das KZ Dachau abtransportiert.

Der Schieferbruch, in dem viele Häftlinge des KZ-Außenlagers Laura Zwangsarbeit leisten mussten
Der Oertelsbruch: In diesem Schieferbruch mussten Häftlinge des KZ-Außenlagers Laura Zwangsarbeit leisten. Bildrechte: MDR/Franziska Hentsch

Die Rüstungsanlagen haben die Alliierten nach dem Krieg gesprengt, jedoch sind die Gebäude des Lagers weitestgehend erhalten. In der Gedenkstätte können Besucher vor allem die große Scheune besichtigen, in der die Zwangsarbeiter größtenteils untergebracht waren. Besonders eindrucksvoll sind hier die Wandzeichnungen, die Häftlinge hinterlassen haben.

Kapo-Raum
Einen dieser Räume bewohnten privilegierte Funktionshäftlinge, sogenannte Kapos. Bildrechte: imago/Bild13

Die Ausstellung informiert über Deportation, Zwangsarbeit und den Lageralltag. Aus den Schilderungen ehemaliger Häftlinge entsteht so ein Bild der katastrophalen Zustände, unter denen die Menschen hier leben und sterben mussten. Es gibt wenige Exponate zu sehen, darunter einige persönliche Gegenstände von Häftlingen sowie das Triebwerk einer Rakete.

Informationstafeln ermöglichen es, das Gelände auf eigene Faust zu erkunden. In der Besucherinformation kann man auch einen Audio-Guide ausleihen oder bei einer Führung mehr über die Geschichte des Lagers erfahren.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte KZ-Außenlager Laura
Fröhliches Tal
07349 Lehesten (OT Schmiedebach)

Öffnungszeiten:
April bis Oktober:
Mittwoch bis Freitag, 14 bis 17:30 Uhr 
Samstag, Sonntag, Feiertag, 10 bis 17:30 Uhr
Montag und Dienstag geschlossen

Führungen:
Führungen beginnen an der Besucherinformation und sind kostenfrei. Zudem kann ein Audioguide ausgeliehen werden.

Ausstellungen:
Eine Dauerausstellung beleuchtet die Themen Deportation, Zwangsarbeit und Lageralltag

Eintritt: frei

Gedenkort Prager Haus Apolda

Auf dem Klingelschild an der grünen Haustür steht "Bernhard Prager": Es ist der Name eines Apoldaer Fellhändlers, der 1944 im KZ Theresienstadt ermordet wurde. Sein ehemaliges Geschäftshaus ist heute ein Gedenkort, der an die jüdische Familie Prager und an andere Opfer des Nationalsozialismus in Apolda erinnert. Ein Verein kaufte das verfallene Haus, baute es über Jahre selbst wieder auf und eröffnete es 2018 als Museum und Lernort.

Infotafeln und Schaukästen im Museum
Der Ausstellungsraum im Prager Haus erzählt die Geschichte der Familie Prager und anderer jüdischer Familien in Apolda. Bildrechte: MDR/Mandy Schalast-Peitz

In ehrenamtlichem Engagement wurden hier Informationen und Exponate zusammengetragen sowie Kontakt zu Zeitzeugen und Nachkommen der jüdischen Familien hergestellt, um deren Geschichten zu rekonstruieren und an sie zu erinnern. In einer kleinen Ausstellung können Besucherinnen und Besucher anhand von Dokumenten, Fotos und einigen persönlichen Gegenständen diese Familienschicksale nachvollziehen. Bewegend ist beispielsweise der Brief einer Mutter, die verzweifelt versuchte, ihre Kinder vor der Deportation zu bewahren.

Das Geschäftshaus des jüdischen Kaufmanns Bernhard Prager.
Das Geschäftshaus des jüdischen Händlers Bernhard Prager in Apolda ist heute ein Gedenk- und Lernort. Bildrechte: picture alliance/dpa | Britta Pedersen

Die ehemalige Fellküche im Hinterhof des Hauses ist heute ein Vereinsraum sowie ein Lernort für Schulklassen. Das Prager Haus kann in den Sommermonaten am Samstagnachmittag besucht werden, und in Zukunft führen vom Verein ausgebildete Schülerinnen und Schüler als Museumsguides durch die Räume.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Lern- und Gedenkort Prager-Haus Apolda
Bernhard-Prager-Gasse 8
99510 Apolda

Öffnungszeiten:
April bis Oktober, samstags 14 bis 16 Uhr

Veranstaltungen (Auswahl):
10. Mai 2025: Lange Nacht der Museen, geöffnet von 16 bis 22 Uhr

Eintritt:
frei

Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt

Die Firma Topf & Söhne aus Erfurt lieferte den Nationalsozialisten die Technologie für ihre Massenvernichtung. Das Unternehmen war auf die Herstellung von Öfen für städtische Krematorien spezialisiert und begann dann 1939 eine Zusammenarbeit mit der SS. Für sie sollten spezielle Öfen konzipiert werden, die den Einäscherungsvorgang beschleunigen. Angestachelt durch Umsatzbeteiligungen, arbeiteten die Ingenieure des Unternehmens ehrgeizig an den wachsenden Herausforderungen der SS. Ab 1941 entwickelte man bei Topf & Söhne eine Anlage für Auschwitz-Birkenau, mit einer Verbrennungskapazität von täglich bis zu 8.000 Leichen.

Zudem baute die Firma die Lüftungstechnik für die Gaskammern in Auschwitz. Diese Anlagen haben sie vor Ort getestet, Probevergasungen und Probeverbrennungen durchgeführt. Das Unternehmen beteiligte sich – wissentlich – am nationalsozialistischen Massenmord.

Erinnerungsort Topf und Söhne,
Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt: Vom Zeichnungsraum aus konnten die Ingenieure in der Ferne das KZ Buchenwald sehen. Auch dort waren ihre Verbrennungsöfen verbaut. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Den Erinnerungsort in Erfurt gibt es erst seit 2011, auch weil die Aufarbeitung der Geschichte erst ab Ende der 90er-Jahre begann. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Firma befindet sich heute eine Ausstellung: Dokumente wie Akten oder Verhörprotokolle belegen und rekonstruieren die Zusammenarbeit von Topf & Söhne mit der SS im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Großflächige Fotos zeigen den Firmenalltag in der damaligen Zeit. In den ehemaligen Zeichnungsräumen sind die Arbeitsplätze der damaligen Ingenieure nachgebaut und sogar Konstruktionspläne darauf projiziert. Von dort aus kann man durch die Fenster den Ettersberg sehen, auf dem sich das KZ Buchenwald befand. Die Ausstellung widmet sich auch dem Aufarbeitungsprozess oder vielmehr dem langen Schweigen nach Kriegsende. Berührende Exponate sind einige in Buchenwald geborgene Urnen, ebenfalls hergestellt von Topf & Söhne. Sie schlagen die Brücke zu den Opfern und verdeutlichen, was dahinter stand: die massenhafte, industrielle Vernichtung von Menschen.

Der Erinnerungsort Topf & Söhne. Die Ausstellung «Wohin bringt ihr uns? »Euthanasie« - Verbrechen im Nationalsozialismus»
Am Gebäude steht das Zitat: "Stets gern für Sie beschäftigt." So war ein Schreiben der Firma an die SS-Bauleitung in Auschwitz 1943 unterzeichnet worden. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte
Sorbenweg 7
99099 Erfurt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr

Ausstellungen:
Dauerausstellung "Endlösung. Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz"
Im Außenbereich: "Mitten in der Gesellschaft. J. A. Topf & Söhne und der Holocaust"
Sonderausstellung "Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung" (bis 1. November 2026)

Führungen:
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung: jeden letzten Sonntag im Monat, 15 Uhr
(Dauer: 2 Stunden, kostenlos, für Jugendliche ab 9. Klasse und Erwachsene)

Weitere Führungen zu verschiedenen Themen sind nach Voranmeldung möglich. Im Filmraum kann man eine dreißigminütige Dokumentation anschauen.

Veranstaltungen:

  • 8. Mai 2025, 16:30 Uhr: Ausstellungseröffnung und Podiumsdiskussion "80 Jahre Befreiung – 30 Jahre Deserteursdenkmal"
  • 9. Mai 2025, 19 Uhr: Buchpräsentation "Buchenwald"
  • 11. Mai 2025, 15 Uhr: Führung durch die Sonderausstellung


Eintritt: frei

KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Das "Arbeitslager Dora" wurde 1943 als Außenlager des KZ Buchenwald im thüringischen Kohnstein gegründet. Rund 60.000 Häftlinge mussten in einem Stollensystem Raketen und Rüstungsgüter herstellen, darunter die "Vergeltungswaffe" V2, die den "Endsieg" bringen sollte. 1944 wurde das Lager um mehrere Außenlager erweitert und bestand dann als eigenständiges Konzentrationslager Mittelbau-Dora – das Letzte, das die Nazis errichteten.

KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Der ehemalige Appell-Platz auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Bildrechte: IMAGO / Bruno Press

Die Gefangenen kamen aus fast allen Ländern Europas, vor allem aus der Sowjetunion, Polen und Frankreich, später kamen auch jüdische Häftlinge dazu. Etwa 20.000 Menschen starben in Folge von Zwangsarbeit, Misshandlungen, Hunger und Krankheiten. Bevor Truppen der US-Armee das Lager am 1. April 1945 befreiten, kamen weitere 8.000 Menschen auf den sogenannten Todesmärschen ums Leben. Einer der wenigen Überlebenden unter den Häftlingen von Mittelbau-Dora ist der heute hundertjährige Albrecht Weinberg.

Eine Ausstellung informiert heute über die Geschichte des Lagers und beleuchtet sie im Hinblick auf die Kriegsniederlage für Deutschland, die sich damals bereits abzeichnete. Das Gelände kann frei besichtigt werden. Mit einer App oder einem Multimedia-Guide erfährt man mehr über die historischen Stätten, zum Beispiel den Apellplatz des ehemaligen Lagers, eine rekonstruierte Unterkunftsbaracke oder das Krematorium, in dem tausende Opfer verbrannt wurden.

Ein Teil der unterirdischen Stollen, in denen Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten, ist ebenfalls zugänglich und kann bei einer Führung besichtigt werden. Die Vorstellung, dass die Häftlinge zu Beginn auch unter Tage untergebracht waren, ist hier besonders beklemmend.

Blick in einen Stollen
Ein Teil der historischen Stollenanlage in der Gedenkstätte KZ Mittelbau-Dora. Bildrechte: Michel Ifflände/ GfG Gruppe für Gestaltung

An der ehemaligen Bahnhofsrampe auf dem Gedenkstättengelände erinnern Tafeln an die 39 Außenlager des KZ-Komplexes Mittelbau. Über einen QR-Code bekommen Besucher Informationen zu diesen Lagern, die rund um Nordhausen und in der ganzen Region Südharz verteilt waren. Die Häftlinge wurden an diesen Orten überwiegend zum Bau unterirdischer Stollen gezwungen, in denen zum Beispiel Flugzeuge des Junkers-Konzerns produziert werden sollten.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Kohnsteinweg 20
99734 Nordhausen

Öffnungszeiten:
November-März: Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 16 Uhr

April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr

Die Außenanlagen können täglich bis zum Einbruch der Dunkelheit besichtigt werden. Die Stollenanlage ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen.

Führungen:
Öffentliche Führung täglich 11 und 14 Uhr (7 Euro, ermäßigt 3 Euro)

Ausstellungen:
Dauerausstellung: "KZ Mittelbau-Dora 1943 - 1945"
Sonderausstellung: "Flucht"
Outdoor-Ausstellung: "Nach der Befreiung" in Nordhausen und Ellrich

Eintritt: frei

Gedenkstätte KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte

Eines der Außenlager des KZ-Komplexes Mittelbau war das Lager Ellrich-Juliushütte. Im Mai 1944 gegründet, war es mit durchschnittlich etwa 8.000 Häftlingen belegt. In dieses Lager kam, wer für die Arbeit in Mittelbau-Dora zu schwach war. In Ellrich-Juliushütte sollten sich diese Häftlinge buchstäblich zu Tode arbeiten. Tatsächlich war die Sterblichkeit unter den Häftlingen hier besonders hoch und die hygienischen Bedingungen besonders katastrophal.

Gesteinsmauern, überwachsene Ruinen
Die Ruinen des KZ-Außenlagers Ellrich-Juliushütte – hier ist kein Gebäude mehr erhalten. Bildrechte: Jens-Christian Wagner

Trotzdem war das Lager lange Zeit in Vergessenheit geraten, was auch mit seiner Lage auf der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zwischen Thüringen und Niedersachsen zu tun hat. Auf DDR-Seite wurde das Lager schon in den fünfziger Jahren abgetragen, im Westen sprengte der Bundesgrenzschutz 1964 alle Gebäude. Erst nach der Wiedervereinigung sorgten private Initiativen, auch aus dem Ausland, für eine Aufarbeitung vor Ort.

Gesteinsmauern, überwachsene Fundamentreste
Überwachsene Fundamente des ehemaligen Lagers Ellrich-Juliushütte: Auf einem Rundweg informieren Tafeln über diesen Ort. Bildrechte: Jens-Christian Wagner

Auf dem verwachsenen Gelände des ehemaligen Lagers Ellrich-Juliushütte gibt es heute einen Rundweg mit Infotafeln. Über die Gedenkstätte KZ Mittelbau-Dora können auch geführte Rundgänge organisiert werden. Eine weitere Ausgestaltung als Erinnerungsort ist in Planung.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte
Pontelstraße
99755 Ellrich

Öffnungszeiten: jederzeit frei zugänglich

Führung: nach Voranmeldung über die Gedenkstätte KZ Mittelbau-Dora

Eintritt: frei

Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Weimar

Am 8. Mai 2024 eröffnete im ehemaligen Gauforum in Weimar das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Der Thüringer Reichsstatthalter und Gauleiter Fritz Sauckel ließ das Gauforum einst errichten, er war einer der Hauptverantwortlichen für die Zwangsarbeit ab 1942. Sauckels ehemaliger Amtssitz ist sozusagen Ursprungsort der Verbrechen. Genau hier widmet sich das Museum heute dem Kapitel Zwangsarbeit in der NS-Geschichte.

Besucher an einer Schautafel im Museum
Ausstellung zur NS-Zwangsarbeit im Gauforum in Weimar – am Ursprungsort des Verbrechens Bildrechte: Thomas Müller, Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Im einstigen Festsaal des Gauforums befindet sich die Dauerausstellung mit Fotos, Dokumenten und Aufzeichnungen. Insgesamt werden mehr als 60 Fallgeschichten dargestellt. So lassen sich die individuellen Schicksale der Zwangsarbeiter sehr persönlich und nahbar nachvollziehen. Besucherinnen und Besuchern wird dadurch auch die Bandbreite und die gesamteuropäische Dimension der NS-Zwangsarbeit vor Augen geführt: 13 Millionen Menschen wurden aus besetzten Gebieten ins Deutsche Reich deportiert, davon 500.000 nach Thüringen.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus Weimar Gauforum
Jorge-Semprún-Platz 2
99423 Weimar

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen, 10 bis 18 Uhr
24. bis 26. sowie 31. Dezember und 1. Januar geschlossen.

Führung:
Moderierter Rundgang: Dienstag, 16 Uhr und Samstag, 15:30 Uhr
(Dauer: 2 Stunden, 7 Euro, ermäßigt 3 Euro, ab 14 Jahren)

Durch die Ausstellung führt auch eine kostenlose App. Darüber hinaus gibt es Stadtrundgänge "Auf den Spuren der NS-Zwangsarbeit in Weimar".

Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro

Gedenkort Walpersberg bei Kahla

Zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit gehört auch das unterirdische Flugzeugwerk im Walpersberg bei Kahla. Die "Reimahg", eine Abkürzung für Reichsmarschall Hermann Göring, wurde ein Jahr vor Kriegsende gegründet, um gigantische unterirdische Anlagen in den Walpersberg zu bauen. Dort sollten Flugzeuge vom Typ Messerschmitt Me 262 gefertigt werden. Für die Produktion deportierten die Nazis rund 12.000 Zwangsarbeiter aus ganz Europa nach Kahla, die meisten stammten aus Italien. Etwa 2.000 von ihnen starben an den Torturen.

Nach Kriegsende wurde die unterirdische Fabrik gesprengt. Heute widmen sich in der Region zwei Vereine der Geschichte des ehemaligen NS-Rüstungswerks und dem Schicksal der Zwangsarbeiter: der "Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg" in Großeutersdorf und der Förderverein "Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg" in Kahla.

Infotafeln und Schaukästen im Museum
Die Ausstellung zur Reimahg im Dokumentationszentrum Großeutersdorf, zehn Gehminuten entfernt vom Walpersberg Bildrechte: MDR/Mandy Schalast-Peitz

In Großeutersdorf gibt es eine kleine Ausstellung, die anhand eines Modells, mit Infotafeln und Hördokumentationen, die Geschichte der Zwangsarbeiter vom Walpersberg erzählt. Darüber hinaus gibt es einige Fundstücke vom Gelände und aus den Stollen der ehemaligen Reimahg zu sehen, zum Beispiel Ausweise oder Schuhe. "Besonders schlimm sind Knöpfe", meint Franziska Lange vom Geschichts- und Forschungsverein im Gespräch mit MDR KULTUR: Persönliche Gegenstände wie diese würden einem das Schicksal der Menschen immer wieder vor Augen führen.

In erster Linie bietet der Verein Führungen am Walpersberg an. Zwar sind die unterirdischen Stollen zurzeit nicht zugänglich, in einer Halbtagestour kann aber das große Gelände mit Bunkerresten besichtigt werden. Dabei legt man nicht nur sieben Kilometer, sondern auch einige Höhenmeter zurück und erfährt vor allem interessante Details über die Geschichte der Reimahg – etwa dass die Nazis in Italien den Schichtwechsel großer Firmen wie Pirelli nutzten, um die Arbeiter ins Deutsche Reich zu verschleppen.

Es ist wichtig, solche regionalen Geschichten zu erzählen, viele wissen gar nicht, dass es hier tausende Zwangsarbeiter gab.

Franziska Lange, Vorstand Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg e.V.

Auch im Stadtmuseum in Kahla gibt es eine kleine Ausstellung mit Fundstücken aus dem Stollensystem und dem umliegenden Gelände.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Dokumentationszentrum Walpersberg
Dorfstraße 7
07768 Großeutersdorf

Öffnungszeiten Ausstellung:
Mittwoch, 17 bis 19 Uhr

Eintritt Ausstellung: frei

Das Gelände ist nur im Rahmen einer Führung zu betreten.

Führungen:
Termine: 19. Juli, 18. Oktober, 6. Dezember 2025
Dauer: 9 Uhr bis 14:30 Uhr
Preis: 10 Euro (ab 16 Jahren)
Anmeldungen über die Website des Vereins

Veranstaltungen (Auswahl):

  • 9. Mai 2025: Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung
  • 14. September 2025: geöffnet am Tag des offenen Denkmals


Ausstellung im Stadtmuseum Kahla
Margarethenstr.7/8
07768 Kahla

Öffnungszeiten:
Mittwoch, 8 bis 12 Uhr
Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr

Eintritt Stadtmuseum: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. Mai 2025 | 06:45 Uhr

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