Wertvoll und geheimnisvoll Verborgene Museumsschätze: Kunstwerke, Zaubersprüche, Skelette

26. Mai 2021, 13:38 Uhr

In den Museen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schlummern viele Objekte, die Besucherinnen und Besucher selten oder nie zu sehen bekommen. MDR KULTUR haben die Museen Einblick in ihre Depots gewährt. Wir zeigen Ihnen die wertvollsten Schätze und überraschendsten Funde aus den Depots, darunter ein Werk von Wassily Kandinsky, Skelette von Dinosauriern, Zaubersprüche, ein Fernglas von Napoleon oder ungewöhnliche Hygieneapparate.

Deutsches Optisches Museum Jena: Napoleons Schmuckfernglas

Seit 100 Jahren liegt ein prunkvolles Schmuckfernrohr, das einst Kaiser Napoleon gehörte, im Depot des Deutschen Optischen Museums in Jena. Eigentlich ist es gar nicht dafür gedacht, in die Ferne zu schauen – Napoleon war kurzsichtig und verwendete es als Ersatz für eine Brille. Es wurde laut Inventarliste des Museums am Tag der Schlacht von Waterloo im Jahr 1815 aus Napoleons Wagen erbeutet.

Die Außenhülle besteht wahrscheinlich aus Hornschuppen der Meeresschildkröte, sie ist mit Sternen aus Goldblech besetzt – damals eine teure Rarität. Derzeit ist das Museum geschlossen. Nach der Wiedereröffnung Mitte 2023 soll aber auch Napoleons Fernglas der Öffentlichkeit präsentiert werden.


Kunstmuseum Moritzburg Halle: Ein Aquarell von Wassily Kandinsky

Mehr als 35.000 Kunstwerke lagern im Depot des Kunstmuseums Moritzburg. Eines davon: Das Aquarell "Abstieg" von Wassily Kandinsky aus dem Jahr 1925. Das hallesche Kunstmuseum erwarb das Bild 1929. Vor dem Krieg zogen die Nazis es aber aus dem Verkehr und rechneten es zur "Entarteten Kunst". In den folgenden Jahrzehnten wanderte es über die USA nach Japan und schließlich ins Londoner Auktionshaus Christie's.

Dort kaufte es 2016 die Moritzburg – ein zweites Mal, für eine "kleinere siebenstellige Summe", wie Direktor Thomas Bauer-Friedrich sagt. Seitdem wurde es trotzdem nur kurz gezeigt – das Papier ist einfach zu empfindlich.

Wassily Kandinskys Abstieg 5 min
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5 min

In mitteldeutschen Museen schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten oder gar nicht zu sehen bekommen. Das Werk "Abstieg" von Wassily Kandinsky im Kunstmuseum Moritzburg Halle ist so ein geheimnisvolles Objekt.

Mo 23.12.2019 14:17Uhr 05:20 min

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Lutherhaus Eisenach: Thea Schleusner und die verschollene Generation

Seit über 70 Jahren hängen zwei großformatige Bilder der Wittenberger Expressionistin Thea Schleusner (1879–1964) im Depot des Lutherhauses Eisenach. Sie zeigen Passionsszenen, das Leiden Christi. Bilder, die aus Sicht der Eisenacher Museologin Cornelia Breitsprecher in ihrer Aussage tief berühren. Schleusners Werke wurden Mitte der 30er-Jahre von den Nationalsozialisten zur "entarteten Kunst" erklärt. Vielleicht auch deshalb ist das Werk der Malerin heute fast völlig in Vergessenheit geraten.

Das Leiden Christi von Thea Schleusner 6 min
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In den Museen Mitteldeutschlands schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten oder sogar nie zu sehen bekommen. Zum Beispiel zwei Gemälde von Thea Schleusner im Lutherhaus Eisenach.

Fr 27.12.2019 15:26Uhr 05:40 min

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Schloss Friedenstein Gotha: Das Pilgergewand von Maximilian I.

Vor über 500 Jahren pilgerte der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I., ein Habsburger, ins Kloster Echternach in Luxemburg. Dafür wurde ihm ein Kleid auf den Leib geschneidert, das er nach der Reise den dortigen Mönchen schenkte. Diese bewahrten es bis Ende des 18. Jahrhunderts als Reliquie auf. Das Gewand ist mit feinster Seide bestickt – so aufwändig, dass vermutlich etwa zehn Frauen ein Jahr lang daran gearbeitet haben müssen. Seit mehr als 140 Jahren gehört es zum Bestand des Herzoglichen Museums auf Schloss Friedenstein in Gotha. In dieser Zeit wurde es kaum öffentlich gezeigt, denn Textilien sind besonders empfindlich.

Das Pilgergewand Kaiser Maximilians I. 5 min
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In den Museen Mitteldeutschlands schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten oder gar nie zu sehen bekommen. Wie das Pilgergewand Kaiser Maximilians I., das im Depot von Schloss Friedenstein Gotha entdeckt wurde.

Fr 27.12.2019 14:06Uhr 04:57 min

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Alfred-Brehm-Gedenkstätte Renthendorf: Postkarten aus Sibirien

Der Thüringer Zoologe und Schriftsteller Alfred Brehm reiste 1876 nach Westsibirien. Von dort schrieb er regelmäßig Karten an seine Frau Mathilde. Brehm schrieb über seine täglichen Erlebnisse, über Land und Leute und natürlich die Tierwelt, die er auf der Reise entdeckte. 74 dieser Karten sind in der Brehm-Gedenkstätte in seinem Geburtsort Renthendorf (Saale-Holzland-Kreis) erhalten, doch die Öffentlichkeit konnte sie bisher nicht sehen – zu empfindlich ist das Papier. Außerdem ist der Inhalt der Karten, verfasst in Gabelsberger-Kurzschrift, kaum erforscht. Erst seit August 2020 sind die Karten in der sanierten und neu eröffneten Brehm-Gedenkstätte zu sehen.

Versteckte Museumsschätze: Postkarten von Alfred Brehm 5 min
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In mitteldeutschen Museen schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten zu sehen bekommen. So wie die Postkarten in der Gedenkstätte Renthendorf, die der Zoologe während seiner Expeditionen an seine Frau schrieb.

Mo 23.12.2019 14:28Uhr 05:16 min

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Lutherhaus Wittenberg: Ein Schreizettel aus dem 16. Jahrhundert

Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen bis zum seinem Tod 1525, hatte eine riesige Sammlung von Reliquien – etwa 19.000 Objekte. Zweimal im Jahr präsentierte er die Stücke auf dem Platz vor der Wittenberger Schlosskirche vor Tausenden Gläubigen. Dabei wurde ein sogenannter Schreizettel benötigt: Eine Art Inventarliste. Der 62-seitige Schreizettel wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im Archiv gefunden und ist bislang kaum erforscht. Das soll in den nächsten Jahren nachgeholt werden. Ab etwa 2025 könnte er dann in einer Sonderausstellung gezeigt werden.

Schreizettel 6 min
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In den Museen Mitteldeutschlands schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten zu sehen bekommen. Der Schreizettel im Depot des Lutherhauses Wittenberg, ein Verzeichnis der Wittenberger Reliquien, ist so ein Objekt.

Mo 23.12.2019 13:49Uhr 06:02 min

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Deutsches Hygienemuseum Dresden: Scheidenspülapparat "Experator"

Das Deutsche Hygienemuseum besitzt eine Reihe sogenannter "Frauenduschen" oder "Scheidenspülapparate", doch intensiver erforscht hat sie bislang niemand. Das Modell "Experator" nutzten Frauen in den 1920er-Jahren – aus hygienischen Gründen, zur Empfängnisverhütung oder auch zu einem Schwangerschaftsabbruch, der damals allerdings verboten war. Ein riskantes Unterfangen also, rechtlich wie gesundheitlich. Ab November 2020 soll der "Experator" in einem dann neu gestalteten Ausstellungsraum "Sexualitäten" gezeigt werden.

Scheidenspülapparat "Experator" 5 min
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In den Museen Mitteldeutschlands schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten zu sehen bekommen. So wie den Scheidenspülapparat "Experator" des Deutschen Hygienemuseums in Dresden, der in den 1920ern genutzt wurde.

Mo 23.12.2019 13:56Uhr 05:02 min

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Museum für Naturkunde Chemnitz: Skelette von Ur-Dinosauriern

2008 entdeckten Wissenschaftler bei Ausgrabungen in Chemnitz-Hilbersdorf zufällig die Abdrücke von fünf kleinen Ur-Sauriern. Sie starben, als vor etwa 291 Millionen Jahren ein Vulkan ausbrach. In den Fossilien sind ihre Skelette zu erkennen, vom langgestreckten Kopf bis zum Schwanz. Sie waren maximal 35 Zentimeter lang, vermutlich Insektenfresser – und sie konnten gut klettern. Noch immer werden die Funde untersucht, um weitere Details herauszufinden, etwa die Farbe der Tiere. Deshalb liegen die Fossilien bislang im Depot. Doch 2025 könnten die Untersuchungen abgeschlossen sein und die Saurier endlich öffentlich gezeigt werden.

Dinosaurierskelett 5 min
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In den Museen Mitteldeutschlands schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten oder nie zu sehen bekommen. Zum Beispiel diese fünf Dinosaurierskelette, die im Naturkundemuseum Chemnitz untersucht werden.

Mo 23.12.2019 14:02Uhr 04:54 min

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Museum für Archäologie Chemnitz: Ein Brunnen aus der Jungsteinzeit

In einer Werkhalle zwischen Leipzig und Chemnitz wird derzeit ein uralter Brunnen untersucht. Er wurde 2014 in einem sächsischen Braunkohle-Tagebau entdeckt und in einem 32 Tonnen schweren Block geborgen. Er ist rund 7.000 Jahre alt und stammt aus der sogenannten Linienbandkeramischen Kultur, der Kultur der ersten Ackerbauern und Viehzüchter. Einige der im Brunnen gefundenen Gegenstände waren eine archäologische Sensation, weil sie die ersten Funde dieser Art in Europa waren. Später sollen sie im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz ausgestellt werden.

Ein Brunnen aus der Jungsteinzeit 6 min
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6 min

In den Museen Mitteldeutschlands schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten zu sehen bekommen. Das SMAC Chemnitz zum Beispiel untersucht einen uralten Brunnen - er ist Zeuge des Lebens vor 7.000 Jahren in Sachsen.

Mo 23.12.2019 14:12Uhr 05:33 min

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Merseburger Dom: Die Merseburger Zaubersprüche

Die über 1.000 Jahre alten Merseburger Zaubersprüche sind zwei althochdeutsche Sprüche, mit denen man laut Überlieferung einen Zauber bewirken kann: Sie sollen Fesseln von Gefangenen lösen. Die Sprüche zeigen, wie heidnische vorchristliche Bräuche bis ins frühe Mittelalter wirkten. Aufgezeichnet wurden sie von gottgläubigen Mönchen im 10. Jahrhundert. Wiederentdeckt wurden sie aber erst 1841 in der Merseburger Domstiftsbibliothek. Dass sie überhaupt notiert wurden, zeigt, dass man damals noch an ihre wundersame Wirkung glaubte. Die Originale sind so empfindlich, dass sie nicht öffentlich gezeigt werden können. Stattdessen sind im Zauberspruchgewölbe des Merseburger Doms handschriftliche Kopien zu sehen. Wie Vertreter des Landes Sachsen-Anhalt und der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz am 26. Mai 2021 ankündigten, sollen die Zaubersprüche zum Unesco-Weltdokumentenerbe erklärt werden. Ein Antrag zur Aufnahme in das Memory-of-the-World-Register werde an die deutsche Unesco-Kommission übergeben. Bei einer erfolgreichen Bewerbung könnten die Merseburger Zaubersprüche 2024 oder 2025 Welterbe werden.

Merseburger Zaubersprüche 6 min
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6 min

In mitteldeutschen Museen schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten zu sehen bekommen. So, wie die Originale der althochdeutschen Merseburger Zaubersprüche, die die Stiftsbibliothek im Merseburger Dom beherbergt.

Mo 23.12.2019 14:22Uhr 05:43 min

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Völkerkundemuseum Herrnhut: Kalebassen-Schale aus Suriname

Die Schale aus einem Flaschenkürbis erzählt vom Schicksal einer Familie: 1844 reiste ein Ehepaar von Missionaren aus Neuwied nach Suriname aus und bekam dort einen Sohn. Der musste aber im Alter von sieben Jahren allein zurück nach Europa. Der Sohn sollte in der Oberlausitz eine ordentliche Schulausbildung erhalten. Vor seiner Abreise übergaben ihm die Eltern die Schale. Darauf steht auf Niederländisch: "Vergiss mich nicht." Nun schlummert das Objekt, das von der Missionsgeschichte erzählt, im Depot des Völkerkundemuseums Herrnhut. Wie lange schon genau, ist unklar. Ausgestellt wurde es aufgrund eines Risses bislang noch nicht.

Kalebasse aus Surinam 5 min
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5 min

In den Museen Mitteldeutschlands schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten zu sehen bekommen. Die Kalebasse aus Surinam im Völkerkundemuseum Herrnhut ist so ein Objekt und erzählt von der Missionsgeschichte.

Fr 27.12.2019 14:11Uhr 05:00 min

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Franckesche Stiftungen Halle: Handschriften-Fragment von Rudolf von Ems

Vor 300 Jahren gelangte ein Buch in die Sammlung der Franckeschen Stiftungen, das seitdem nur wenig beachtet wurde. Niemand ahnte etwas von dem Geheimnis, das im Einband des Buches schlummerte, bis zu seinem Fund: ein Handschriften-Fragment aus dem mittelhochdeutschen Versepos "Barlaam et Josaphat" des Rudolf von Ems. Der Legenden-Roman wurde 1225 geschrieben. In ihm wird ein Königssohn vom Eremiten Barlaam zum Christentum bekehrt. Das Fragment ist nur ein Teil einer viel größeren Handschrift, die über ganz Deutschland verteilt gefunden wurde. Das Buch aus dem Jahr 1542 und das darin enthaltene Fragment ist für Besucherinnen und Besucher in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen sogar einsehbar.

Digitales Depot Mitteldeutschland 6 min
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6 min

In den Museen Mitteldeutschlands schlummern viele Objekte, die Besucher nur selten oder sogar nie zu sehen bekommen. Zum Beispiel das Handschriften-Fragment "Barlaam et Josaphat" in den Franckeschen Stiftungen Halle.

Mi 26.02.2020 11:00Uhr 06:16 min

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Spezial "Museumsschätze in Mitteldeutschland" | 17. November 2020 | 18:05 Uhr

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