Die Sixtinische Madonna.
Bildrechte: SKD/Estel/Klut

Gemäldegalerie Alte Meister Neun weltberühmte Gemälde, die in Dresden ihre Heimat haben

20. Januar 2024, 00:01 Uhr

In Dresden können Sie eine Reise durch die Geschichte der Malerei und Kunst in Europa unternehmen. Die Gemäldegalerie Alte Meister ist mit ihrer Sammlung gleichauf mit internationalen Kunstzentren wie Rom, London oder Amsterdam. 700 Gemälde und 450 Skulpturen gibt es hier zu sehen, darunter Raffaels "Sixtinische Madonna" oder die "Schlummernde Venus". Das sind neun Highlights, die Sie bei Ihrem Besuch auf keinen Fall verpassen sollten.


Andrea Mantegna: "Die Heilige Familie", um 1495-1500

Besucher fotografieren das Gemälde "Die heilige Familie"
"Die heilige Familie" von Andrea Mantegna wurde mit Eitempera und Leinöl auf Leinwand gemalt. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Tass Kubedinov Igor

Mantegna gilt heute als einer der bedeutendsten oberitalienischen Maler der Frührenaissance. Er war Vorreiter einer Wiederentdeckung der Antike, ein früher Meister in der Darstellung von beherrschter Emotionalität und illusionistischer Perspektive.

Das Gemälde, das Maria mit dem Jesusknaben, neben ihr Josef und die betagte Elisabeth mit ihrem Sohn Johannes zeigt, ist ein Spätwerk. Das Andachtsbild hat eine ungewöhnliche Komposition, zeigt alle Figuren in gleicher Position und auf gleicher Höhe in frontaler Ansicht vor einem dunklen Hintergrund. Mantegna modelliert seine Figuren wie Skulpturen. Für diese ungewöhnliche Komposition ließ er sich von antiken Grabreliefs und mittelalterlichen Bildvorstellungen inspirieren. Jeder erzählerische Duktus wird vermieden, die unterschiedlichen Blickrichtungen der Augen erzeugen die Spannung im Bild.


Giorgione: "Schlummernde Venus", um 1508-1510

Das Gemälde "Schlummernde Venus", eine nackte Frau liegt auf Stoffbahnen vor einer Landschaft
Giorgiones "Schlummernde Venus" zeigt die Göttin der Liebe und Schönheit ganz unschuldig schlafend. Bildrechte: SKD/Hans-Peter Klut

Die vollkommen nackt und schlafend dargestellte Venus, diagonal ins Bild gesetzt in einer arkadischen Landschaft, verkörpert frei von aller Koketterie und ohne göttliche Attribute das Schönheitsideal der Hochrenaissance. Sie scheint völlig im Einklang mit der sie umgebenden Natur. Kein Geringerer als Tizian soll das Bild nach dem frühen Pesttod Giorgiones fertiggestellt und die Landschaft hinzugefügt haben. Auf dem Röntgenbild des Gemäldes zeichnet sich zu Füßen der Göttin die Gestalt eines kleinen Amors ab, die später übermalt wurde.


Raffael: "Die Sixtinische Madonna", 1512/13

Raffaels Madonna ist das wohl berühmteste Bild der Galerie und eines der weltweit bekanntesten Meisterwerke der Hochrenaissance. Entstanden ist es vor über 500 Jahren für den Hochaltar der Klosterkirche in Piacenza. Umgeben von einer Engelsglorie erscheint Maria mit dem Kind auf dem Arm in den Wolken. Da Raffael fast völlig auf die Konstruktion eines Bildraumes verzichtet, wirkt das Gemälde wie eine Vision, die sich zum Betrachter hin öffnet.

Die Sixtinische Madonna, eine Frau in Gewändern und auf Wolken stehend hält ein kleinkindgroßes Baby, um sie herum ein Mann und eine Frau, vor ihr zwei Engel
Raffaels "Sixtinische Madonna". Was im Hintergrund wie Wolken erscheint, sind die Köpfe zahlreicher Engel. Bildrechte: SKD/Estel/Klut

1754 erwarb sie August III., sächsischer Kurfürst und König von Polen, für seine Sammlung, es waren lange Verhandlungen und eine teure Erwerbung. Getragen vor allem durch die Begeisterung der Romantiker wurde die Madonna zum Objekt geradezu kultischer Verehrung. Früh entdeckte die Andenken- und die Werbeindustrie die beiden Engel am unteren Bildrand für ihre Zwecke.


Lucas Cranach d. Ä.: "Herzog Heinrich der Fromme" und "Herzogin Katharina von Mecklenburg",1514

Eine junge Frau steht zwischen den Bildern "Herzog Heinrich der Fromme" und "Herzogin Katharina von Mecklenburg" und bertrachtet die Frau
"Herzog Heinrich der Fromme" und "Herzogin Katharina von Mecklenburg" von Lucas Cranach d. Ä. – beide haben zu ihren Füßen jeweils einen Hund. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Wolfgang Thieme

Die beiden Bildnisse bestechen durch die feine Ausführung der Malerei, sowohl in den Porträts des Paares, vor allem aber auch in der artifiziellen Darstellung der dekorativen und repräsentativen Gewänder.

Wahrscheinlich wurde die Doppeltafel aus Anlass der Eheschließung in Auftrag gegeben. Es sind die ersten ganzfigurigen weltlichen Bildnisse in der europäischen Malerei, sie markieren eine neue Sicht auf das Individuum, seinen Stand, seine Haltung, seinen Charakter. Links neben dem Rock der Fürstin ist deutlich neben der Jahreszahl die geflügelte Schlange, das Werkstattzeichen der Cranachs, zu erkennen. Cranach d. Ä. war als Hofmaler den Wettinern eng verbunden, nahm aber auch Aufträge aus dem katholischen Lager an. Die Dresdner Galerie besitzt den weltweit größten Bestand an Gemälden der Malerfamilie und ihrer Werkstatt.


Rembrandt Harmensz van Rijn: "Ganymed in den Fängen des Adlers", 1635

"Ganymed in den Fängen des Adlers", daneben eine Porträtbüste auf einem Sockel
Rembrandt Harmensz van Rijns "Ganymed in den Fängen des Adlers" – der entführte Knabe uriniert vor Angst und Unwillen. Bildrechte: SKD/David Pinzer

Das 1635 gemalte, großformatige Historienbild nimmt einen besonderen Platz im Rembrandt-Bestand der Dresdner Galerie ein: Es ist das vielleicht kurioseste und auffälligste. Ein Bild, das viele Rätsel aufgibt und Deutungen zulässt, obwohl das Motiv schnell zu überschauen und die mythologische Vorlage seit Homer, Vergil, Ovid bekannt ist.

Ganymed war ein schöner Jüngling, den die Götter als Mundschenk begehrten. Jupiter selbst, die Gestalt eines Adlers annehmend, hat ihn entführt. Diese Entführung in himmlisch-göttliche Sphären malt Rembrandt. Aber was macht er aus dem schönen Götterliebling? Einen garstig-schreienden, speckigen, vor Angst pinkelnden Knaben in den Fängen des riesigen Adlers. Rembrandt unterläuft den Mythos auf frappierende Weise. Er macht aus ihm eine Gegenwartsszene, wie er überhaupt keine Skrupel hat, in ein und demselben Werk das Niedere und das Erhabene zu vermischen.


Jean-Etienne Liotard: "Das Schokoladenmädchen", um 1744/45

Das "Schokoladenmädchen"-Gemälde zusammen mit anderen Bildern in einem Ausstellungsraum.
"Das Schokoladenmädchen" hat trotz der Schlichtheit seiner Darstellung eine geradezu soghafte Wirkung. Bildrechte: IMAGO

Ein Dienstmädchen serviert auf einem Tablett das damalige Modegetränk Schokolade und ein Glas Wasser. Die Feinheit der Ausführung, die konzentrierte Reglosigkeit des Mädchens und die nur von feinen Schatten konturierte Helligkeit des Bildes wurden schon im 18. Jahrhundert bewundert. Nach dem Urteil der berühmten Malerin Rosalba Carriera ist es "das schönste Pastell, das man je gesehen hat".

Pastellmalerei war im Rokoko "en vogue". Mit Pastellstiften, die auf rauen Untergrund trocken und kreideartig aufgetragen werden und einen locker haftenden Farbstaub erzeugen, können zarte und hochdifferenzierte Tönungen erreicht werden. Die Dresdner Galerie besitzt ein ganzes Kabinett mit Pastellmalerei. Das Bild wurde immer wieder für Schokolade- und Kakaowerbung benutzt und ist deshalb weithin bekannt.


Bernardo Bellotto, genannt Canaletto: "Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke", 1748

Das Gemälde, ein Fluss, darüber eine Brücke und am anderen Ufer eine Stadtansicht
Canalettos "Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke" – von diesem als Canaletto-Blick bekannt gewordenen Gemälde gibt es mehrere Fassungen. Bildrechte: SKD/Estel/Klut

Kein anderes Bild hat den Mythos der Barockstadt Dresden so gefestigt wie dieses, kein Reiseführer kommt ohne den "Canalettoblick" aus. In detailreicher Darstellung hält der Maler die durch zahlreiche Barockbauten bereicherte sächsische Residenz fest: von der noch im Bau befindlichen Hofkirche über die Brühlsche Terrasse mit ihren Palais bis zur Kuppel der Frauenkirche.

Als Hofmaler Augusts III. schuf Bellotto zahlreiche Veduten von Dresden und Pirna. Seine Kunst spiegelt schon den Rationalismus der Aufklärung und bedeutete einen Schritt hin zur realistischen Landschaftsdarstellung. Das Gemälde wurde in den vergangenen Jahren aufwändig restauriert.


Antike Skulpturen, die Herkulanerinnen, römische Kopien griechischer Originale

Antike Skulpturen in weiß in einem Ausstellungsraum
Im Hintergrund: die Herkulanerinnen, es sind römische Kopien griechischer Originale Bildrechte: SKD/David Brandt

Um das Jahr 1711 wurde bei Neapel ein sensationeller Fund gemacht: drei römische Marmorstatuen bekleideter Frauen. Als die ersten bedeutenden Funde aus Herculaneum erlangten sie in Europa unter dem Namen Herkulanerinnen Berühmtheit. Die fast lebensgroßen Statuen kamen 1736 aus dem Nachlass des Prinzen Eugen aus Wien nach Dresden. Es waren die ersten Antiken, die Johann Joachim Winckelmann im Original studierte und die so zu Schlüsselwerken bei der theoretischen Begründung des Klassizismus wurden.

Wen sie darstellen, ist bis heute umstritten, möglicherweise handelt es sich um Frauen aus den Familien lokaler Würdenträger. Die sogenannten Herkulanerinnen sind die repräsentativsten Beispiele für die Darstellung der bekleideten Frau in der antiken Skulptur.


Giambologna: "Mars", vor 1587

Die Skulptur des Kriegsgottes Mars des Bildhauers Giambologna ist in einer Vitrine im Schloss Hartenfels ausgestellt.
Der sogenannte "Dresdner Mars" wirkt trotz seiner Filigranität kraftvoll. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Willnow

Die herausragende, ca. 30 cm hohe Bronzestatue des Renaissancebildhauers Giambologna zeigt den nackten Kriegsgott ohne Helm und Rüstung – voranschreitend, mit einer leichten Drehung des Kopfes, von allen Seiten schön und Herrschertugenden wie Kraft, Selbstbewusstsein, Selbstbeherrschung ausstrahlend. Giambologna war ein aus Flandern stammender, dann aber vor allem in Florenz am Hof der Medici wirkender Bildhauer.

Das Kunstwerk kam als Geschenk des Künstlers nach Dresden mit drei anderen Kleinbronzen. Als Sammlerstücke kamen sie in die Kunstkammer, dem Nukleus für die späteren Kunstsammlungen. Im Zuge der Fürstenabfindung ging der Mars in den Privatbesitz des Hauses Wettin über. Zuletzt gehörte er zur Firmensammlung der Bayer AG. Als diese ihn verauktionieren wollte, gelang es den Staatlichen Kunstsammlungen mit viel Unterstützung, das Werk für Dresden noch vor der Auktion zurückzukaufen.

Redaktionelle Bearbeitung: op

Angaben zur Ausstellung Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800
Semperbau am Zwinger, Dresden

Adresse:
Gemäldegalerie Alte Meister
Zwinger, Theaterplatz 1, 01067 Dresden

Öffnungszeiten:
täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen

Eintritt:
14 Euro, ermäßigt 10,50 Euro, Kinder unter 17 Jahren haben freien Eintritt

Die Tickets sind gültig für die Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800, den Mathematisch-Physikalischen Salon und die Porzellansammlung.

Barrierefreiheit:
Ein stufenloser Zugang ist über den Theaterplatz und über den Zwingerhof (Fahrstuhl neben dem Eingang der Museen) möglich.

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. Februar 2020 | 18:05 Uhr