Klanginstallation Hört Sachsen richtig zu: Die Ausstellung "Wie klingt Heimat?" in Dresden

Wie klingt Heimat, wie klingt Sachsen? Um das herauszufinden, startete der Dresdner Musiker, Komponist und Produzent Felix Räuber im Jahr 2018 eine Entdeckungsreise durch sein Heimatbundesland: von Dresden übers Erzgebirge, von Leipzig bis in die deutsch-polnische Grenzregion. Die Klänge, die er dabei gesammelt hat, waren bereits Stoff für einen Film, Performances, sogar für eine Sinfonie. Nun haben Felix Räuber und sein Team den "Klang der Heimat" als Installation im Museum für Sächsische Volkskunst umgesetzt.

Blechbläser im Tagebau
Dem Klang der sächsischen Heimat auf der Spur: Felix Räuber und sein Team Bildrechte: Siegfried Michael Wagner

Im zweiten Stock des Museums für Sächsische Volkskunst hat man zunächst die Wahl: entweder biegt man nach rechts oder nach links ab. Rechts geht es in einen Raum mit Videoleinwand, wo der Film gezeigt wird, der Felix Räuber auf seiner "Klangreise" durch Sachsen begleitet. Links geht es in einen Ausstellungsraum mit mehreren Stationen. Eine Werkbank mit Nussknacker verrät den Bezug zum Erzgebirge – eine Vitrine mit kunstvollen Ostereiern die Tradition der Sorben – und ein Bündel Bauarbeiter-Helme verweist auf den Lausitzer Tagebau.

All das gehört zu Sachsen, seiner Heimat, sagt der Musiker Felix Räuber, der sich seit fünf Jahren mit dem Thema beschäftigt und in vielfältiger Recherche zehn Kulturkreise herausgearbeitet hat: Sprachkultur und Arbeiterkultur etwa, aber auch Alltagsgeräusche.

Drei Männer machen Tonaufnahmen im Wald.
Das Team um Felix Räuber fängt Geräusche in der Natur ein. Bildrechte: Siegfried Michael Wagner

Inspiriert vom Klang Nordkoreas

In der Ausstellung im Dresdner Volksmuseum werden die Klänge der jeweiligen Region erlebbar, entweder mithilfe von Kopfhörern oder Lautsprechern. Dabei mischen sich Geräusche, Töne und Sprachfragmente im Raum – so, wie im echten Leben. Dass Heimat überhaupt eine bestimmte Klangfarbe hat, auf diesen Gedanken kamen Felix Räuber und sein Freund, der Journalist Marc Oliver Rühle, während einer gemeinsamen Reise nach Nordkorea. Dort waren überall über Lautsprecher Arbeiterlieder zu hören oder Glocken, die 6 Uhr zur Arbeit rufen.

Felix Räuber erinnert sich: "Wir saßen auf dem Rückflug im Flugzeug und waren ganz entwurzelt, und fragten uns, warum müssen wir so weit reisen, wenn wir doch gar nicht wissen wie es vor unserer Haustür aussieht und klingt." Deshalb wollten die beiden Freunde mehr daraus machen, und gingen wieder auf Tour: diesmal mit dem konkreten Ziel, ihre Heimat Sachsen akustisch zu entdecken.

Felix Räuber im Tagebau bei Dreharbeiten
Felix Räuber im Tagebau bei Dreharbeiten Bildrechte: Siegfried Michael Wagner

Wie klingt die Natur? Wie klingt der Glaube?

Der kreative Kopf des Projekts, Marc Oliver Rühle, beschreibt die Idee so: "Mit der Natur, unser aller Urheimat, als Ausgangspunkt – dann wurde klar, dass danach etwas kommen muss, wo die Natur am brutalsten auf Zivilisation trifft, das war ganz klar die Lausitz. Und dann ergab sich eins zum anderen: wir trafen die Sorben, da fragten wir uns, wie klingt Glaube? Und überall trafen wir auf Leute, auf Geschichten."

Den Menschen zuhören

Dieses Losziehen, Menschen und deren Gewohnheiten kennen zu lernen und diese dann zu dokumentieren, das faszinierte auch Kathi Loch, die Direktorin des Museums für Sächsische Volkskunst. Sie sei von dieser Idee wahnsinnig beeindruckt: "Wir konzentrieren uns in der Ausstellung auf einzelne Protagonisten, auf solche, die sonst vielleicht nicht so im Rampenlicht stehen."

Zwei Männer hören einem Bergmannszug zu.
Teil der sächsischen Klangvielfalt: ein Bergmannszug Bildrechte: Siegfried Michael Wagner

So ist zum Beispiel eine ältere Dame zu hören, die für das Projekt Lieder aus ihrer Heimat Schlesien singt. Oder ein Arbeiter aus Hoyerswerda, der mit dem Tagebau aufgewachsen ist – und auch den Liedermacher Gerhard Gundermann persönlich kannte. Eine eindeutige Antwort hat Felix Räuber übrigens nicht gefunden: für ihn ist der "Klang der Heimat" – wie die Installation im Museum – sehr vielschichtig.

Angaben zur Ausstellung "Wie klingt Heimat?"
Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden
25. März bis 22. Oktober 2023

Adresse:
Jägerhof
Köpckestraße 1
01097 Dresden

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen
Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag 10 bis 18 Uhr

Eintritt:
5 Euro, ermäßigt 4 Euro
Kinder bis 17 Jahre frei

Redaktionelle Bearbeitung: Mandy Schalast-Peitz

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. März 2023 | 15:45 Uhr

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