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Thomas T. Müller, neuer Direktor der Luthermuseen, der ehemaligen Luthergedenkstätten Sachsen-Anhalt Bildrechte: Tino Sieland

Stiftung LuthergedenkstättenNeuer Direktor: LutherMuseen planen Landesausstellung zum Bauernkrieg im Mansfelder Land

Stand: 08. Februar 2023, 14:30 Uhr

Thomas T. Müller ist neuer Direktor der als Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt gegründeten LutherMuseen. Nach seiner offiziellen Amtseinführung am 8. Februar gab er seine Pläne für die kommenden Jahre bekannt. Im Interview mit MDR KULTUR sprach er über das bevorstehende 500. Jubiläum des Bauernkriegs und warum er das Mansfelder Land mehr in den Fokus nehmen möchte.

Geht es nach ihm, kommt das Mansfelder Land spätestens 2025 groß raus. Dann nämlich will Thomas T. Müller, der neue Direktor und Vorstand der als Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt gegründeten LutherMuseen, vor Ort mit anderen Institutionen eine Ausstellung zum 500. Jubiläum des Deutschen Bauernkriegs eröffnen. Für den Historiker eine gute Gelegenheit, die kleineren Standorte der Stiftung bekannter zu machen: Mansfeld und Eisleben seien nicht ganz so gut erreichbar, aber nicht weniger spannend als Wittenberg, sagte Müller im Gespräch mit MDR KULTUR.

Wittenberg hat natürlich den Vorteil, dass es relativ günstig liegt. Da kann man auch mit dem Schiff anlanden […]. Das ist in Mansfeld etwas schwieriger. Da hält auf jeden Fall kein Schiff, und die Kolleginnen und Kollegen dort wünschen sich natürlich aber, dass da ein paar mehr Touristen hinkommen.

Thomas T. Müller, Direktor LutherMuseen

Luthermuseen wollen die Menschen im Mansfelder Land einbinden

Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der studierte Historiker und langjährige Vorsitzende der Internationalen Thomas-Müntzer-Gesellschaft nicht nur auf die gut 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LutherMuseen, sondern auch auf die Menschen vor Ort. Mit der Unterstützung der Vereine und Verbände im Mansfelder Land hofft er, nicht zuletzt neue Ideen entwickeln zu können.

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Und Ideen wird er brauchen, insbesondere mit Blick auf die kommende Landesausstellung zum 500. Jahrestag des Bauernkriegs – für Thomas T. Müller weniger ein deutsches als ein internationales Thema. Bauernkriege habe es überall auf der Welt gegeben, unter anderem in Korea, in Kroatien und im Libanon.

Agrarischer Aufstand ist immer spannend, weil er natürlich auch auf große Missstände hinweist. Ein Bauer fängt nicht an, Aufstand zu machen, wenn es ihm nicht wirklich ans Leben geht und ans Leder.

Thomas T. Müller, Direktor LutherMuseen

Faszination Bauernkrieg

Der Kampf der deutschen Bauern 1525/26 für eine gerechtere Welt endete blutig: Viele der Aufständischen wurden auf dem Schlachtfeld getötet, gefangen genommen, zur Strafe verstümmelt oder hingerichtet. Um nicht als Anhänger etwa von Thomas Müntzer entlarvt zu werden, der im Mai 1525 in Frankenhausen (heute: Bad Frankenhausen) eine der bedeutendsten Schlachten anführte, vernichteten viele Bauern sämtliche Hinweise darauf.

Dieser Fakt stellt den neuen Direktor der LutherMuseen und sein Team vor die Herausforderung, zum 500. Jahrestag des Bauerkriegs eine Landesausstellung mit nur wenigen Exponaten zu gestalten – noch dazu eine Landesausstellung, die in Konkurrenz zu zwei weiteren Landessausstellungen zum Thema in Thüringen und Baden-Württemberg entsteht. Müller, der 17 Jahre lang die Mühlhäuser Museen leitete, sieht sich jedoch gut aufgestellt, um auch solche Situationen zu meistern.

Freiheit gestern und heute

Statt mit Flugblättern und Kanonenkugeln überlegt er deshalb, mit den Begrifflichkeiten zu arbeiten. Das Thema biete an, Begriffe wie den der Freiheit noch einmal zu hinterfragen: Was bedeutete Freiheit in der damaligen Zeit? Was bedeutet sie uns heute? Und was können wir daraus lernen? In dieser Hinsicht gebe es durchaus etwas zu vermitteln, und das sei der Plan, so Müller im Gespräch mit MDR KULTUR.

Das gilt auch für den zweiten großen Schwerpunkt der LutherMuseen in den kommenden Jahren: das 2030 anstehende 500. Jubiläum der "Confessio Augustana", des Augsburger Bekenntnisses. Dabei handelt sich um das erste protestantische Glaubensbekenntnis nach der Reformation, an dem insbesondere der Reformator Philipp Melanchthon einen entscheidenden Anteil hatte.

Sanierung des Wittenberger Lutherhauses

Auch jenseits der Museumsarbeit warten große Herausforderungen auf den Direktor der LutherMuseen, etwa die noch von seinem Amtsvorgänger Stefan Rhein angeschobene energetische Sanierung des Lutherhauses in Wittenberg, das zum UNESCO Welterbe gehört. Geht es nach der Stiftung, soll sie 2025 abgeschlossen sein – pünktlich zum 500. Hochzeitstag von Martin Luther und Katharina von Bora und zum 500. Jahrestag des Deutschen Bauernkriegs.

Dafür sowie für die Neukonzeption der Dauerausstellung zur Reformation im Lutherhaus sagte Sachsen-Anhalts Kulturminister, Rainer Robra, Thomas T. Müller bei seiner Amtseinführung eine Förderung von rund 13 Millionen Euro zu. Sachsen-Anhalt verstehe sich als Land der Reformation, sagte Robra in seiner Ansprache. Deshalb investiere man kontinuierlich in die Gedenkstätten. "Sie sind ein kultureller Leuchtturm unseres Landes."

Hinweis: Dieser Text ist auf Basis eines längeren Radio-Interviews mit Thomas T. Müller in der Reihe MDR KULTUR trifft entstanden. Das Interview führte Thomas Bille.

(Redaktionelle Bearbeitung: Tina Murzik-Kaufmann)

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR trifft | 04. Februar 2023 | 11:00 Uhr