Dritte Staffel der Erfolgsserie "Babylon Berlin" diesmal mit Mord im Filmmilieu
Hauptinhalt
Sie gilt als eine der besten deutschen Serien: Diesmal führt "Babylon Berlin" in die Welt des Stummfilms, in der Deutschland mit Regisseuren wie Fritz Lang das internationale Kino maßgeblich geprägt hat. Unser Filmkritiker Jörg Taszman ist ein großer Fan der Serie und hat mit den drei Machern Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten u.a. über die Wahl des passenden historischen Blickwinkels und mögliche Fortsetzungen gesprochen.

Die teuerste – und für einige Kritiker und Zuschauer bisher auch beste – deutsche Serie "Babylon Berlin" ist wieder zurück. In der Mediathek ist sie mit drei Folgen und ab dem 11. Oktober komplett zu sehen. Die lineare Ausstrahlung im Ersten beginnt am Sonntag zum besten Tatort-Sendeplatz.
Mord im Filmmilieu
Die dritte Staffel von "Babylon Berlin" führt wieder in den Moloch Berlin des Jahres 1929. In den Filmstudios in Neu-Babelsberg geschieht ein Mord an einer Schauspielerin. Steht nun die Prestigeproduktion, die mit Geldern des Armeniers, einem Gangsterboss entsteht, vor dem Abbruch? Politische und wirtschaftliche Katastrophen bahnen sich zudem an und der Grundtenor der Staffel ist etwas düsterer, was sich auch in den hypnotischen Chansons niederschlägt wie "Bis in den Mondenschein" gesungen von Meret Becker.
Meret Becker ist neu dabei im herausragenden Schauspielensemble von "Babylon Berlin" um Volker Bruch, Liv Lisa Fries, Lars Eidinger und Hannah Herzsprung. Sie spielt idealerweise eine ehemalige Starschauspielerin und Sängerin, die mit dem Armenier, dem charismatischen Gangsterboss verheiratet ist.
Dass ein wichtiger Hauptstrang der neuen Staffel im Filmmilieu spielt, ist nicht nur für die drei Macher eine willkommene Gelegenheit an die vielen Meisterwerke zu erinnern, die dem deutschen Film zu Weltruhm verhalfen. Erfreulicherweise zeigt die ARD-Mediathek einige dieser Klassiker.
Die Zeit aus sich heraus darstellen
Auch diesmal ist es den drei Regisseuren und Autoren Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten gelungen, mit "Babylon Berlin" ein Sittengemälde, einen sinnlichen Rausch und eine tiefgehende Reflexion zu schaffen, die auf die späteren Implosionen der Weimarer Republik zuführt. Wie wichtig der politische Aspekt der Serie den drei Filmemachern war, erläutert Achim von Borries: "Vor allem ging es uns darum, die Zeit aus sich selbst heraus zu erzählen. Nicht das falsche Narrativ vom Ende her. Ich sage jetzt einmal 1933 und zu sagen die Zeit davor war eine Aneinanderkettung von Geschehnissen, die zwangsläufig zur Machtergreifung Hitlers geführt haben. Waren sie nicht. Für uns sind sie es nicht. Wir wissen immer noch nicht, wie das Ganze ausgehen soll? Ob auch in Babylon Berlin Hitler die Macht ergreift.
Sieben Staffeln geplant?
Henk Handloegten betont, dass für ihn als Autor und Regisseur "Babylon Berlin" 1933 enden wird, weil alles danach filmisch schon oft erzählt wurde. Achim von Borries meint flachsend, er habe kürzlich von sieben Gipfeln geträumt und vier habe man schon zusammen erklommen.
Dann könnten also eventuell am Ende sieben Staffeln stehen? Doch so genau wollen sich die drei Regisseure dazu nicht festlegen. Tom Tykwer: "Es gibt immer die Gefahr, dass etwas sehr erfolgreich ist, aber eigentlich heimlich schon zu Ende erzählt. Wir sind uns ganz sicher, dass wir davor eigentlich gefeit sind. Erstens einmal weil wir so eine Abneigung gegen dieses Problem haben. Niemals möchte ich mir das anhören. Aber auch, weil unsere Geschichte sowohl in der wirklichen Rekonstruktion von historischen Kontexten ja weiter geht und auch wirklich immer große Haken schlägt, die man nie erwarten kann. Und wirklich viele Fragen offen sind und offen bleiben, was uns am Leben hält daran. Und unsere eigene Energie ist natürlich ganz entscheidend. Sie muss halt stimmen."
Und diese Energie stimmt. Man sieht es an dem Ergebnis, an den Kinobildern, die selbst auf dem größten TV-Bildschirm noch zu klein wirken. Und so bleibt "Babylon Berlin" nicht nur in Deutschland das Maß aller Dinge, sondern auch im internationalen Maßstab nach "Heimat" von Edgar Reitz die bisher beste deutsche Serie überhaupt.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 09. Oktober 2020 | 13:10 Uhr