Buchstadt-Chronik 13.-16. Jahrh. Luther-Schriften frisch vom Fass

25. Januar 2011, 18:29 Uhr

13. Jahrhundert

Ordensbrüder des 1212 gegründeten Augustiner-Chorherrenstifts zu St. Thomas und des 1231 entstandenen Dominikanerklosters kopieren eifrig Pergament-Handschriften ihrer Klosterbibliotheken. Erhalten ist die "Biblia Latina vulgata" in der Universitätsbibliothek Leipzig.

1409

Die Gründung der drittältesten Universität Deutschlands vergrößert spürbar die Zahl potentieller Buchkäufer. Ab 1455 ermöglicht Gutenbergs Erfindung der beweglichen Lettern Auflagen von mehreren hundert Stück. Bücher werden auch für Privatkunden erschwinglich. Auf den Messen in Leipzig und Frankfurt/Main bieten auswärtige Buchhändler (so genannte "Buchführer") ihre Ware an. Die noch nicht gebundenen Druckbögen werden in Fässern angeliefert.

1481

Der Wanderdrucker Marcus Brandis, der auch in Wittenberg tätig ist, bringt das erste Buch heraus, das Leipzig als Druckort nennt.

1485

Cunz Kachelofen gilt als erster in Leipzig ansässiger Drucker. Doch schon 1468 wird im Ratsbuch ein "Heinrich Heylemann, Buchdrucker" erwähnt. 1440 verzeichnet das Leipziger Schöffenbuch einen Buchbinder. Zu den Hochburgen des frühen Buchdrucks gehört Leipzig nicht. Die heißen Straßburg, Venedig, Köln, Nürnberg, Augsburg, Rom, Paris und Basel. Doch die Stadt an der Kreuzung wichtiger Handelsstraßen mit ihren drei Messen zu Ostern, zu Michaelis und zu Neujahr entwickelt sich Ende 15. Jahrhundert zum lukrativen Umschlagplatz für alles Gedruckte. Angeboten werden Publikationen aus ganz Europa, zunächst vorwiegend auf Latein. Nahe der Universität siedeln sich im "lateinischen Land" zwischen Pauliner-Kloster und Nikolaikirchhof Drucker-Verleger und Buchhändler an. Bis Anfang 19. Jahrhundert liegt dort das Zentrum der Buchstadt Leipzig.

1517

Luthers 95 Thesen gegen den Ablass-Handel lösen die Reformation aus – und einen Boom für Buchdruck und Buchhandel in Leipzig. Allein von 1518-21 erscheinen hier über 100 Schriften Martin Luthers. Melchior Lotter, der mit dem Reformator gut bekannt ist, wird neben dem Wittenberger Hans Lufft zum bedeutendsten Drucker der Reformation. Die Stadt wird rasch einer der wichtigsten Druckorte Europas. Nach der Anzahl der zwischen 1501 und 1536 gedruckten Titel nimmt sie hinter Venedig, Paris und Basel den vierten Platz ein.

1522

Der katholisch gebliebene sächsische Herzog Georg der Bärtige verbietet den Druck reformatorischer Schriften. Viele Drucker-Verleger verlassen die Stadt. 1527 wird der Nürnberger Verleger Hans Hergot wegen des Vertriebs einer aufrührerischen Schrift auf dem Leipziger Marktplatz öffentlich hingerichtet.

1539

Nach Einführung der Reformation auch in Leipzig wird Melchior Lotter als erster Leipziger Drucker Mitglied des Rates. Es obliegt nun der - lutherisch gewordenen - Universität, später dem Rat der Stadt, im Auftrage des Kurfürsten die Druckprivilegien zu erteilen.

Über dieses Thema berichtet MDR KULTUR auch im ... Radio | 24.03.2017 | 12:40 Uhr