Wegen Nähe zum iranischen Regime Leipziger Buchmesse: Absage für Islamisches Zentrum Hamburg

Das Islamische Zentrum Hamburg, auch Blaue Moschee genannt.
Das Islamische Zentrum Hamburg darf nicht auf der Leipziger Buchmesse 2023 ausstellen Bildrechte: IMAGO / Hanno Bode

Das Islamische Zentrum Hamburg darf nicht auf der Leipziger Buchmesse 2023 ausstellen. Die Organisatoren der Leipziger Buchmesse haben ihm für die diesjährige Messe abgesagt. "Das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) ist gemäß des Hamburger Verfassungsschutzes eng mit dem iranischen Regime verbunden und unterstützt dessen menschenrechtsverletzendes Vorgehen. Aus diesem Grund haben wir heute die Anmeldung des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) zur Leipziger Buchmesse abgelehnt", teilte die Messe am Dienstag auf Twitter mit.

Absage aus Leipzig nach Kritik auf Twitter

Vorher hatte der Nahostexperte Aras-Nathan Keul bei Twitter gefragt: "Warum lädt die Leipziger Buchmesse einen 'Außenposten des iranischen Regimes' ein?" Auch andere Stimmen des Protests waren laut geworden. So hatte laut einem "Bild"-Bericht unter anderem der Grünen-Politiker Volker Beck die Kulturstaatsministerin Claudia Roth aufgefordert, auf die Buchmesse, die von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) gefördert wird, "unverzüglich einzuwirken". Denn dieser Vorgang konterkariere die Bemühungen der Bundesaußenministerin, die Iranischen Revolutionsgarden auf die EU Terrorliste zu setzen.

Lob von Claudia Roth

Kulturstaatsministerin Claudia Roth begrüßte nun die Entscheidung der Leipziger Buchmesse. "Welche Stände für die Messe zugelassen werden, liegt in der Entscheidung der Veranstalter", sagte die Grünen-Politikerin in Berlin.

Eine Organisation, die offenkundig eng mit dem verbrecherischen Mullah-Regime im Iran verbunden ist, hat auf der Leipziger Buchmesse nichts verloren.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth

"Gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung"

Das IZH gilt laut Hamburger Verfassungsschutz als ideologischer, organisatorischer und personeller Außenposten des Teheraner Regimes. Der Hamburger Verfassungsschutz beobachtet das IZH seit den 90er-Jahren und erklärte, das Zentrum sei "nach wie vor als Bestrebung zu werten, die sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung sowie gegen den Gedanken der Völkerverständigung richtet. Dabei besteht das besondere Gewicht des IZH als verfassungsfeindliche Bestrebung darin, dass sie nicht offen erkennbar islamistisch auftritt, sondern sich vielmehr als interkulturelle und interreligiöse Begegnungsstätte inszeniert, um als Gesprächspartner in Politik, Kultur und Gesellschaft akzeptiert zu werden."

"Wir reden nicht über eine normale Institution"

Mina Ahadi, Aktivistin für die Verteidigung von Menschenrechten gegen den politischen Islam, findet bei MDR KULTUR deutliche Worte über das IZH: "Wir reden nicht über eine normale NGO oder eine normale religiöse Institution." Vielmehr versuche das Zentrum in Deutschland Menschen zu radikalisieren. Immer wieder habe sie mit jungen Menschen zu tun, die vom IZH nach Syrien geschickt wurden. Ahadi bestätigt den engen Kontakt des IZH zum iranischen Regime sowie zu Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah. Auch Zeremonien für Kinderehen und antisemitische Propaganda gehören laut Ahmadi zu den Tätigkeiten dieses Islamischen Zentrums.

Ahadi ist Gründerin des Zentralverbandes der Ex-Muslime. Sie und andere Aktivist*innen, die in Deutschland gegen Unrecht im Iran auf die Straße gehen, stünden unter Beobachtung des IZH. "Wir haben auch sehr viele Morddrohungen bekommen, ich bin sicher, von diesem Islamischen Zentrum".

Die Buchmesse betonte bei der Absage, sie stehe für Freiheit und Menschenrechte und trete für Frauenrechte ein: "Diese Haltung unterstreichen wir mit unseren Veranstaltungen."

Quelle: dpa, Twitter, Bild, Interview MDR KULTUR / Redaktionelle Bearbeitung: Juliane Streich, Mandy Schalast-Peitz

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. Februar 2023 | 14:30 Uhr

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